Maitag

„Was sitzt du schon wieder auf dem Balkon? Was machst du denn da?“

„Nichts.“

„Wie nichts!? Du kannst doch nicht nur dasitzen und nichts tun!?

„Doch, kann ich!“, denke ich bei mir.

Ich sitze da und schließe die Augen. Ich rieche.

Flieder, Petunien, Rosmarin, warmes Holz, frisch gemähtes Gras, Grillfeuer, die erste Rose, Stiefmütterchen, das Harz des Lebensbaums …. Und noch vieles mehr, das ich nicht definieren kann.

Ich schließe die Augen. Ich lausche.

Ki-witt, ki-witt, tirili, tirili, tschilp, tschilp – unermüdlich rufen die Vögel. Ihre Lebenslust ist ungebrochen. Wie gerne würde ich antworten!

Ich höre das leise Säuseln des Windes. Zart liebkost er die Blätter, die sich raschelnd bedanken.

Die ersten Insekten summen, sirren.

Ein Traktor tuckert den Feldweg entlang. In der Ferne heult ein Mofa auf. Ein Sportflugzeug röhrt kurz.

Ich öffne die Augen. Ich schaue.

Ich blicke in wogendes Blätterwerk. Ein leichtes Wiegen, fast nur ein Zittern hier und da

erfasst die dunkelroten, schillernden Blätter des Haselnussbaums. Darüber ein typischer

Eifelhimmel – milchig blau, ein paar Wolken, die träge dahin fließen, und ich erkenne ein

interessantes Muster von Kondensstreifen.

Ich liebe aber auch den grauen Himmel. Er passt so schön zu dem üppigen Grün.

Das ist meine „Balkon-Welt“.

Ich liebe sie.

Ich liebe ES – mein Stück Eifel.

Zugegeben, es ist fast ‚nichts’, was ich auf dem Balkon mache.

Brigitta Westhäusler, Hillesheim