Der kleine Eifelort

Irgendwo im Eifelland

liegt Wollenborn, es ist ein kleiner Ort

ich denke oft und gern an ihn,

ich lebte einmal dort.

Versteckt von hohen Bergen in einem tiefen Tal; was mir da so gut gefällt, erzähl ich jetzt einmal

Es sind die Menschen, die ich mag, die Kirche, Häuser, Straßen, „Ääken“ und an den Hängen die wilden Hecken;

es sind die Kreuze, die da stehen,

die uns erzählen, was früher einst geschehen

Es sind die Schluchten, Täler, Wiesen, Wälder, die Muschelsteine auf den Feldern die kleine Kapelle, die vierzehn Helfer in der Not es ist der wallende Born in dem kleinen Ort

Es sind die Gedanken, die mich begleiten und erinnern an frühere Zeiten, eines ist sicher, ich gebe mein Wort, das ich nie vergesse unseren kleinen Ort

Gertrud Margarete Morsink, Landscheid

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Unsere Busleute -

eine liebe Verwandtschaft

Martha Neumetzler, Berndorf

Meine Mutter hatte in Wiesbaum Vettern und Kusinen, die nach dem Ersten Weltkrieg in den Raum Niederrhein „ausgewandert“ waren. Im Jahre 1948, gleich nach der Währungsreform, besuchte meine Mutter mit mir diese Verwandten am Niederrhein. Wir fuhren mit dem Dampfzug von Oberbettingen über Köln und Krefeld und dann noch eine Strecke mit dem Bus. Vor einem großen Bauernhof hielt der Bus, und Mutter sagte: „Hier muss es sein.“ Als wir ausgestiegen waren und uns umsahen, entdeckte ich im Giebelfenster eines nahe stehenden Hauses ein großes Mädchen. Das hatte uns erkannt und jubelte und schrie: „Die Eifel, die Ei-fel, die Eifel“, und alarmierte so die Bewohner des Hauses über unsere Ankunft. In den fünfziger Jahren bekamen wir immer wieder Besuch von dieser Verwandtschaft, oft überraschend, ohne Anmeldung, wie ein Überfall, denn ein Telefon besaßen wir noch nicht. Mit drei und vier Motorrädern oder -rollern kamen sie an. Ab den sechziger Jahren hatten die Verwandten dann Autos. Im Jahre 1965 hatten sich drei der Familien zusammen getan und einen alten Omnibus gekauft, dessen Motor zwar nicht mehr ging, aber sonst noch „gut in

Schuss“ war, und mit einem Unimog, den Bus im Schlepptau, standen sie vor unserer Haustür.

Zunächst wurde der Bus auf einem Nachbargrundstück am Ortsrand aufgestellt, weil man von dort eine wunderbare Aussicht in die Landschaft hatte. Der Innenraum wurde umstrukturiert, Sitze aus- und ummontiert, Betten, Schränke und Herd eingebaut. Es war ein kleines Ferienhaus. Leider gefiel das einigen Anwohnern nicht, und so kam das Ordnungsamt. Der Bus war hellbeige und passte so nicht in die Landschaft. Deshalb wurde er zunächst dunkelgrün gestrichen. Dann aber war er plötzlich zu groß, und das Aufstellen bedurfte einer Baugenehmigung, die es aber dann auch nicht gab, weil sich der Standort außerhalb des Baugebietes befand. Mein Vater sagte schließlich: „Dann stellt ihn doch in unseren Pesch, das ist Baugebiet“. So kam er dann in unsern Garten, und unter den Obstbäumen fiel er nicht weiter auf. Der Bus stand bis 2003 dort. Unsere Verwandten verbrachten viel Freizeit, regelrechte Urlaube mit ihren Kindern und Enkeln hier. Sie bereisten von hier aus die ganze Vulkaneifel, bis zur Mosel oder Luxemburg. Immer wieder brachten

sie Freunde und Nachbarn mit, denen sie die Schönheit der Eifel zeigten. Oder ihre Männer besuchten Rennveranstaltungen am Nürburgring und übernachteten in dem Bus. Es war also immer etwas los, und im Dorf hieß es dann: „Die Busleute sind wieder da“. Fast jeder im Dorf kannte sie, sogar mit Namen. Mancher wird nun denken, das war aber eine große Belastung für unsere Familie. Dem war aber nicht so, und ich habe es nie so empfunden. Wir hatten ja auch viele Vorteile, vor allem in den ersten Jahren. Unser Besuch kam nie mit leeren Händen. So brachten sie uns kistenweise Kirschen oder Pfirsiche mit Obst, das man hier nicht kaufen konnte oder Gurken. Im Herbst wurden große Köpfe Kappes angeliefert; so hatten wir immer feinstes Sauerkraut. Im Gegenzug wanderten unsere Äpfel und die Spät-Zwetsch-gen an den Niederrhein. Und wenn es bei uns mal viel Arbeit gab, packten alle kurzerhand mit an und so blieb auch noch Zeit für manch gesellige und lustige Stunde am Abend.

Jetzt, wo ich diese Zeilen niederschreibe, in diesem Monat, wird das „Große Mädchen“ von damals, das die Eifel so liebt, achtzig Jahre alt.