In den Ferien am Ort:

Mehr Spaß mit Spiel und Sport

Ferienfreizeit mit dem SV Neunkirchen-Steinborn

Hermann Hein, Daun-Neunkirchen

Über das Motto „In den Ferien am Ort: Mehr Spaß mit Spiel und Sport“ habe ich zum ersten Mal etwas in der „Sport-Inform“, einem Presse-Organ des Landessportbundes, im Herbst 1993 gelesen. Es war der Bericht über Sieger und deren Aktionen. Einige Vereine aus der Region waren auch darunter. Die Idee faszinierte mich: Kindern, die aus unterschiedlichen Gründen nicht in Urlaub fahren können, werden Spiel und Sport während der Sommerferien angeboten. Diese werden durch die Sportjugend Rheinland-Pfalz, einer Unterorganisation des Landessportbundes, organisatorisch betreut und sowohl materiell als auch finanziell unterstützt. Die teilnehmenden Vereine treten mit ihren Aktionen in einen landesweiten Wettbewerb. Eine Jury teilt die Vereine in Gruppen, gestaffelt nach

Anzahl der Aktionen, ein und deten, dass wir uns im Frühbewertet die eingereichten Fe- jahr 1994 treffen wollten, um rienprogramme. Ein Mitglied die Realisierung auszuloten. der Jury besucht die Vereine Ich war damals Vorsitzen-vor Ort während einer Aktion der des SV Neunkirchen-und gibt darüber eine Bewer- Steinborn (SVN). Meinen tung ab.                                    Vorstandskollegen berichtete

Mit einigen Vereinen, die im ich ebenfalls von der Idee und Sommer 1993 an dem Wett- erhielt „grünes Licht“. Das bewerb teilgenommen hatten, bedeutete, der Verein würde nahm ich Kontakt auf. Von         die geplante Ferienfreizeit

der Sportjugend RheinlandPfalz forderte ich Informationsmaterial an. So konnte ich mir eine Vorstellung davon machen, wie die Ferienaktion organisiert und finanziert wurde.

Ich informierte einige Eltern, die schulpflichtige Kinder hatten und berichtete von der Idee. Auf Anhieb traf ich auf Begeisterung. Wir verabre-

materiell und finanziell unterstützen.

Das erste Treffen fand, wie geplant, im Frühjahr 1994 statt. Dem Aufruf im Verbandsgemeindeblatt waren nur wenige gefolgt. Die Enttäuschung sollte jedoch bald weichen, denn die Frauen und Männer der ersten Stunde sorgten durch Mund-zuMund-Propaganda dafür, dass das nächste Treffen ein voller Erfolg war: Marlies und Werner Hey, Birgit und Peter Hermes sowie Ingrid Jehnen, Maria und Erwin Kremer aus Neunkirchen, Inge Caspers, Alwine und Alfred Haas, Martina und Christoph Meyer aus Steinborn sowie Gaby und Peter Bauer aus Pützborn sagten spontan

nicht nur ihre Teilnahme zu, sondern schlugen bereits Aktionen vor. Die Runde legte die folgenden Prinzipien für eine Teilnahme fest: Jedes Kind aus den Gemeinden Neunkirchen, Steinborn und Pützborn sollte teilnehmen können und zwar unabhängig von einer Mitgliedschaft im SVN. Kinder, die mit ihren Eltern in den oben genannten Pützbachtalgemeinden ihren Urlaub verbringen, sollten ebenfalls teilnehmen dürfen. Die Teilnahme sollte wei-testgehend kostenfrei sein. Nur für Aktionen, bei denen Eintritts-Gelder verlangt werden, z.B. Schwimmbadbesuch, sollte ein Kostenbeitrag verlangt werden.

Kein Kind sollte aus finanziellen Gründen ausgeschlossen sein.

Die erste Ferienfreizeit hatte bereits acht verschiedene Veranstaltungen. Eröffnet wurde sie mit einem großen Spiel- und Sportfest für Jung und Alt. Während der Sommerferien hatten wir

eine, manchmal sogar zwei Veranstaltungen in der Woche. Darunter waren Spiele rund um den Ball, Geschicklichkeitsspiele, Basteln und Malen, Kochen und Backen, Schwimmbadbesuch in Man-derscheid, Wanderungen und ein Zeltlager.

Während sich die Betreuer/innen um die Programmgestaltung kümmerten, versuchte ich, Sponsoren für die Finanzierung zu gewinnen. Kreis-und Verbandsgemeindeverwaltung sagten Zuschüsse zu und der Gerolsteiner Brunnen war bereit, Sprudel für die vielen Veranstaltungen bereitzustellen. Die Sportjugend schließlich hatte für jedes Kind ein T-Shirt mit dem Motto als Aufdruck spendiert. Außerdem erklärten sich einige Firmen spontan zu Geld-und Sachspenden bereit. Als die Ferienfreizeit begann, konnten wir 90 Anmeldungen von Kindern aus dem Pützbachtal verzeichnen. Hinzu kamen noch spontane Anmeldungen, meistens kurz vor den Veranstaltungen.

Und die liefen, von kleineren Pannen einmal abgesehen, wie geplant. Für die Außenveranstaltungen hatten wir Alternativen im Bürgerhaus in Neunkirchen vorgesehen, für den Fall, dass das Wetter nicht mitspielen würde. Die Betreuer/innen hatten einen sogen. „Denkzettel“ erhalten. Darauf waren alle wichtigen Details für die einzelnen Aktionen vermerkt, z.B. Schlüsselweitergabe, Erste-Hilfe-Koffer, Getränke-Depot usw. Ein absoluter Höhepunkt war aber unser Zeltlager am Sportplatz, das von Marlies und Werner Hey organisiert und geleitet wurde. Nachdem mit Hilfe der Eltern die Zelte für die Kinder aufgebaut waren, ermunterte Werner Hey die Kinder, eine eigene Fahne zu basteln. Auf einem etwa zwei Meter großen Bettlaken konnten die Kinder ihren künstlerischen Fantasien freien Lauf lassen. Am Abend saßen Kinder, Eltern sowie Betreuer/innen am Lagerfeuer und grillten. Am zweiten Tag mussten die Zelte wieder abgebaut werden. Das erste Zeltlager dauerte nur zwei Tage. Danach wurden jedes Jahr drei Tage eingeplant, was natürlich die Kinder am meisten freute. Unsere Freude war groß, als wir mit einer kleinen Delegation Anfang Oktober 1994 zur Siegerehrung nach Mainz eingeladen wurden. Die Platzierung war in der Einladung absichtlich offen gelassen worden. Die Spannung stieg. Zuerst wurden die Vereine als Sieger ausgerufen, die zwei Veranstaltungen angeboten

hatten. Es folgten die Vereine mit drei bis fünf. Aber immer noch war der SVN nicht darunter. Schließlich folgte die Gruppe der Vereine mit sechs bis acht Veranstaltungen, also unsere Gruppe. Und hier wurden zunächst die Viert-und dann die Drittplatzierten auf die Bühne gebeten. Aber wir waren immer noch nicht dabei. Als dann der zweitplatzierte Verein aufgerufen wurde, ahnten wir, dass wir die Sieger sein würden. Großer Jubel dann bei uns, als der SVN als Sieger feststand. Großvereine aus RheinlandPfalz bzw. den Regionen Koblenz, Mainz, Ludwigshafen usw. hatten wir hinter uns gelassen. Wir durften dann noch ein Video unserer Veranstaltungen, das Kai Jehnen gemacht hatte, aufführen und großes Lob der anwesenden Vereinsvertreter einheimsen. Außer der Urkunde erhielten wir ein noch Preisgeld, unser Startkapital für das nächste Jahr.

Mit der Ferienfreizeit für Kinder haben wir damals etwas angestoßen, das bis heute Bestand hat. Sie gehört zum Terminkalender der Pützbachtalgemeinden, wie Karneval oder Dorfkirmes. Viele Eltern haben sich in den Folgejahren uneigennützig für die unterschiedlichsten Projekte angeboten und zur Verfügung gestellt. Es haben sich Klassiker entwickelt, die bei keiner Ferienfreizeit fehlen dürfen: Zeltlager, Kochen und Backen, Töpfern, Rad-und Fußwanderungen sowie Schwimmen im Spaßbad Cascade in Bitburg.

Unvergessen aus den ersten Jahren sind die naturkundlichen Wanderungen mit Peter Kremer und Sascha Rösner. Der Förster Ingo Din-ter hat die Reihe fortgesetzt und den Kindern Pflanzen und Tiere des Waldes näher gebracht. Das Fußball-Nachtturnier gehört ebenso dazu, wie der Chor-Workshop unter Leitung der SaM-Chorleiterin Cheryl Onnertz und die Wanderung zum Flugplatz Senheld einschl. Führung und Fluggelegenheit mit Landrat Heinz Onnertz, der in Neunkirchen wohnt. Jedes Jahr werden neue Ideen verwirklicht. Hier sind nur einige wenige, die bei den Kindern noch in bester Erinnerung sind: Abenteuer- und Erlebnissport, Barfußwanderung, Beach-Volleyball auf der vereinseigenen Anlage, Dance for Fans, Detektivausbildung, Inline-Skating, Klettergarten, Theater- und

Zirkusaufführungen usw. Einige hundert Kinder haben in den vergangenen fünfzehn Jahren dank der Initiative einiger Frauen und Männer des Pützbachtals erlebnisreiche Ferien gehabt. In die Hunderte geht auch die Zahl der Betreuer/innen, die sich in dieser Zeit selbstlos in den Dienst der Sache gestellt haben. Wie die Kinder über die Ferienfreizeit denken, geht aus dieser Anekdote hervor: Als die Eltern gemeinsam mit ihrem Sprössling den Sommerurlaub planten, gab es Protest. „Dann kann ich ja nicht an der Ferienfreizeit des SVN teilnehmen“. Die Gemeinschaft in den Pützbachtalgemeinden Neunkirchen, Steinborn und Pützborn ist noch intakt. Die Ferienfreizeit und viele andere Veranstaltungen bezeugen das Jahr für Jahr. Auch deswegen lohnt es sich, hier zu leben.

Die Fotos zeigen die Chorleiterin Cheryl Onnertz während der Chorprobe sowie den ehemaligen Fußballprofi Frank Hartmann (rechts) mit seinen Schülern und den Jugendleiter des SVN, Peter Hermes, nach dem gemeinsamen Training und das Zeltlager