Pelm, das Mühlendorf

Thea Merkelbach, Pelm

Man könnte sich Pelm als das Mühlendorf des Kreises Daun bezeichnen. Insgesamt sind neun Mühlen nachweisbar. Im Landesarchiv Koblenz befindet sich eine Grundrisszeichnung einer „herrschaftlichen Mühle zu Pelm 1772 mit Grund- und Aufriß Fürstentum Arenberg Grafschaft Casselburg (Dorf Pelm)“. Leider gibt es keinen Hinweis darauf, um welche Mühle mit zwei Mahlgängen es sich handelt, weil keinerlei Bezeichnung vorhanden ist. Ein weiterer geschichtlicher

Nachweis ist eine Lithographie von 1834 aus dem Werk „Rückerinnerung aus Rhein-preußen“ von N. Ponsart aus Malmedy. Im Vordergrund ist eine Sägemühle zu sehen und im Hintergrund die Kasselburg.. In der Pelmer Mühlengeschichte existierten drei Sägemühlen, von allen hatte man den Blick auf die Kasselburg. Eine Sägemühle Jacobs, gelegen in der Senke der heutigen Trasse der B 410, ist schon 1822 auf einer Katasterkarte eingezeichnet. Es könnte auch die Sägemühle von Landenberg gewesen sein. Bei Ernst Wackenroder wird vermutet, der Künstler habe die Mühle wohl hinzugefügt. Das ist jedoch sehr unwahrscheinlich, weil zwei Sägemühlen damals tatsäch-

lich existierten, und man allgemein weiß, dass Ponsart sehr naturgetreu gemalt, beziehungsweise gezeichnet hat. Die Sägemühle Neuendorf, die als letzte Mühle in Pelm arbeitete, wurde erst später errichtet.

Die geografische Lage, umflossen von zwei Bächen und einem Fluss, begünstigte den Mühlenbau in Pelm. An der Kyll lagen drei von Landenbergs Mühlen und die Pintenmühle. Am Berlinger Bach gab es die Wolfsmühle. Am Geeser Bach, kurz vor der Einmündung in die Kyll, stand die Sägemühle Jacobs, später wenig oberhalb die Neuendorf Sägemühle und weiter in Richtung Gees die Vollmühle. Die neunte Mühle, eine Steinmühle,

entstand eher zufällig als Folgeerscheinung des zweiten Weltkrieges. Die Firma Invertit aus Düsseldorf hatte bei Hohenfels Palagonittuffe abgebaut und im Rheinland zu Filtermaterial zermahlen. Wegen des zunehmenden Bombenkrieges installierte Invertit ihre Steinmühle in die Werkshalle der Firma Knöt-gen (heute Auto Klasen) unweit des Bruches. Der Standort erwies sich schon deshalb als ideal, weil Knötgen selbst Strom produzierte. Am Berlinger Bach lag die Wolfsmühle oder auch Bernhards-Mühle genannt. Die Mühle ist in der Karte von 1822, revidiert 1840/41, mit Mühlteich eingezeichnet. Die Tochter des Müllers Bernhard Schmitz (gest. 1885) heiratete den Schmied und Stellmacher Georg Pint. Der Sohn der

beiden war Heinrich Pint, der Vater des heute noch lebenden ‚Schorsch’ Pint. 1921 ist im Kataster-Gebäudebuch als Besitzer Bernhard Utters verzeichnet. Aber schon damals wurde die Mahlmühle nicht mehr betrieben. Ein Foto der Mühle gibt es nicht, jedoch ein Gemälde von Fritz von Wille mit dem Titel: “Wolfsmühle in der Eifel“. Obwohl der Ortsname Pelm nicht angegeben ist, muss es sich um die Pelmer Wolfsmühle handeln. Denn der Text der entsprechenden Kunstkarte lautet: „ Gar weit von der hastenden Welt schlummert die uralte Wolfsmühle. Ein kleiner Forellenbach treibt das klappernde Mühlrad. Hier sind wir in der tiefsten Eifel: kahle Hänge mit dürftigem Graswuchs, mit Wacholder und Ginster“. Der kahle Hügel

im Hintergrund ist eindeutig die Pelmer Flur Seiderath. Früher machte die Straße nach Gerolstein um die Jacobsmühle am Ausgang des Geeser Baches eine große Kurve. Bei der Planung zur Prämienstraße Dockweiler-Prüm, heute B 410, sollte dieser Abschnitt begradigt werden. Die Sägemühle stand sprichwörtlich im Wege. Der Besitzer verkaufte sie 1869 an die Gemeinde. Dem Sägemüller Jacobs muss es finanziell nicht besonders gut gegangen sein. Schon der Großvater beschwerte sich bei der französischen Besatzung über die zu hohen Pachtabgaben Als die Sägemühle wegen des Straßenbaus abgerissen wurde, entstand ganz in der Nähe die Sägemühle des Johann Neuendorf. Er war, wie schon sein Vater, geprüfter, beziehungs-

weise nachgewiesener Mühlenbaumeister. Mühlenbaumeister, auch ‚Mühlenärzte’ genannt, waren spezialisierte Zimmerleute, die das ganze Mühlengetriebe erbauen und auch reparieren konnten. Diese Sägemühle gehörte, bis sie 1973 ihren Betrieb einstellte, immer der Familie Neuendorf.

Die Pintenmühle hatte ihren Ursprung in der Wollspinnerei des Johann Rücken, die 1870 ihre „Concession“ erhielt. Schon 5 Jahre später stellte Rücken erfolgreich den Antrag auf Umwandlung in eine Mahlmühle. Der Betreiber hatte jedoch mit der Mühle keinen Erfolg. Er musste sich Geld leihen und, weil er

es nicht zurückzahlen konnte, verschwand er eines Tages spurlos. 1891 kaufte Peter Pinten aus Oberlauch die Mühle. Er ersetzte bald das Wasserrad durch eine Turbine, und ab 1902 produzierte er Strom für Pelm und einige Geschäftsleute in Gerolstein. Über die Geschichte der Pin-tenmühle verwahrt ihr heutiger Besitzer, Wilhelm Crei-scher, mehrere dicke Akten. Er war durch Heirat mit der Tochter des letzten Müllers, Alwine Pinten, in die Mühle gekommen. Sie hatte, weil ein Bruder im Krieg blieb und der zweite beim Hantieren mit Munition umkam, 1954 die Prüfung als Müllermeisterin erfolgreich abgelegt. Sie war

eine der wenigen Müllermeisterinnen im Rheinland. Nach den sehr nassen, schlechten Erntejahren 1954/55 kam es zur „Stillle-gungsaktion“ vieler Mühlen, bekannt unter dem Begriff „Mühlensterben“. Den Mühlenbesitzern wurden je nach Mahlkapazität Abfindungen vom Staat ausbezahlt. Dafür mussten sie ihren Betrieb stilllegen. Viele Eifler Mühlen machten davon Gebrauch, so auch die Pintenmühle und einige Jahre später die Vollmühle.

Die Vollmühle hatte als Walkmühle begonnen. In der preußischen Karte von 1822 ist der Name Follmühle einge-

tragen. Das leitet sich ab vom französischen Verb ‚fouler’ = walken. Aus Follmühle wurde später Vollmühle, weil man sich darunter mehr vorstellen konnte. In alten Urkunden von 1836, aufbewahrt im Landesarchiv in Koblenz, ist ein Streit zwischen der Geeser Mühle und der Follmühle oder Foulmühle dokumentiert. Darin werden Matthias und Anton Koch als Zeugen aufgeführt. Sie berichten: „dass die unterhalb beginnende Pelmer sogenannte Follmühle in vorherrschaftlicher Zeit Wassergeld habe zahlen müssen, welches 7tens Peter Daubach, der älteste Mann in Gerolstein und 8tens Franz Josef Udelhoven beide in Gerolstein wohnhaft mit dem Zusatz bestätigen, daß es ihnen deshalb genau bekannt sey weil sie viele Jahre und zur Zeit als die Pelmer Mühle noch Foll(:Walk:)mühle war, und während welcher sie das Tuchmacher Handwerk betrieben, die Tücher welche sie fabicirt auf derelben gefollet (gewalkt) hätten“. Das Walken (Klopfen und Stampfen) der Tuche war notwendig, um die Qualität zu verbessern, d.h. zu verfeinern. Es ist nicht dokumentiert, wann aus der Walkmühle eine Mahlmühle wurde. Wahrscheinlich war sie auch zeitweise eine Ölmühle. Hiltrud Kraus-Blumenthal, Tochter des letzten Müllers, erinnert sich an einen Raum, den sie Öllichsmüll (Ölmühle) nannten. In der Vollmühle spielen nacheinander die Namen Herl, Gottesleben, Hahn, Cordel und Blumenthal eine

Rolle. Bei der Vollmühle kann man erkennen, dass Mädchen und Müllerburschen aus den Mühlen der Umgebung ringsherum immer wieder in Müllerdynastien einheirateten. Josef Blumenthal meldete am 6.10.1963 seine Mühle als ruhend an.

An der Kyll, im Bereich des heutigen Spielplatzes am Kasselburger Weg, lagen die drei von Landenbergs Mühlen. Die Vorfahren der Familie von Landenberg stammen aus der Lissinger Burg und ursprünglich aus der Schweiz. Auf der Karte von 1822 sind mehrere Gebäude mit drei Mühlrädern eingezeichnet. Ältere Pelmer wissen noch von ihren Eltern, dass eine Mahlmühle und eine Sägemühle existierten. Die drei Radsymbole weisen jedoch auf eine dritte Mühle hin. Diese dritte war mit Sicherheit eine Lohmühle. Das belegt eine Urkunde aus dem Landesarchiv von 1849. Hier beschwert sich Peter Josef von Landenberg über Germann Gottesleben, der einen genehmigten und später zwei ungenehmigte Kalköfen errichtet habe. „Diese beiden Kalköfen befinden sich jetzt ungefähr fünfzig bis sechszig Schritt von meiner Mahl=Schneid und Lohmühle , und ungefähr hundert Schritt von dem Ort Pelm selbst entfernt.“ Der Bau der Bahnstrecke Gerolstein-Hillesheim brachte große Veränderungen für die noch existierenden Säge- und Mahlmühle mit sich. 1912 beschwert sich Friedrich von Landenberg beim Bürgermei-

steramt Gerolstein, dass durch die neue Wegeführung, die von der Eisenbahnverwaltung gebaut wurde, die „Abflussgräben und Regenwasser auf meine Parzelle abgeleitet werden. Voraussichtlich wird meine Parzelle in einen Sumpf verwandelt“. Ab 1914 weist das Katasteramt, Mutterrolle 24, den Königlich Preußischen Staat, Eisenbahnverwaltung, als Besitzer der Mühlen aus. Im Jahr 1916 wurden die Gebäude abgerissen. Die Erdmassen, die beim Streckenbau angefallen waren, lud man nun auf das Areal der ehemaligen Mühlen ab, so dass das Gelände heute höher liegt. Der Verlauf des Mühlengrabens ist im Sommer an der Vegetation noch gut zu erkennen.

Heute erinnern nur noch Flurnamen an die Existenz der vielen Mühlen. Die Gebäude der Vollmühle und Pinten-mühle sind erhalten. Nur Wasserräder gibt es schon lange nicht mehr in Pelm. Dieser Text ist eine sehr gekürzte Zusammenfassung der Pelmer Mühlengeschichte, die im neu erschienenen Buch „Pelmer Geschichten Bd. 1 ‚Die Mühlen’“ ausführlich dargestellt ist. Neben der Mühlengeschichte sind auch die Pelmer Mühlsteinbrüche und die Mühlsteingewinnung beschrieben.

Quellen:

„In vino veritas – in aqua autem vis“ in

Heimatjahrbuch des Kreises Daun 2006

Katasterkarte von 1822, revidiert

1840/41

Landeshauptarchiv Koblenz, Bestand 442

Katasteramt Daun