Die laufende Diskussion über eine Kommunalreform hat mich dazu bewogen, über die Veränderungen der ehemaligen Landratsämter nach dem Zweiten Weltkrieg bis zu den 80er Jahren hin zu einer modernen Kreisverwaltung zu berichten.
Nach dem 2. Weltkrieg lag ein Schwerpunkt im Bereich des Bauens. Eine der größten Abteilungen der Verwaltung war zu dieser Zeit die Hoch-und Tiefbauabteilung - galt es doch, den Wiederaufbau
voranzutreiben. Die Eingliederung von Flüchtlingen sowie die Ausgleichsverwaltung – Gewährung von Entschädigungsleistungen für Vermögensverluste im 2. Weltkrieg - waren ebenfalls bedeutende Aufgaben. Ein großer Stellenwert kam auch den klassischen Abteilungen „Öffentliche Sicherheit und Ordnung“, „Kommu-nalaufsicht“ sowie „Zentrales und Finanzen“ zu. Im Jahre 1964 waren 40 % der Bediensteten im Bau- und
Wohnungswesen tätig, 17,5%
im Bereich „Öffentliche
Sicherheit und Ordnung“ und
nur 10 % im Jugend- und So-1 zialamt.
Anfang der 70er Jahre bekamen die Landkreise mit der Abfallbeseitigung einen neuen Aufgabenbereich. Im Jahre 1975 schloss sich die Kommunalisierung der Veterinärämter an. Danach übernahm der Landkreis die Trägerschaft für die Gymnasien. Somit war der Landkreis neben den Real-
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Hilfe zum Lebensunterhalt |
150.000 |
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Grundsicherung im Alter |
2.000.000 |
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Eingliederungshilfe |
12.200.000 |
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Hilfe zur Pflege |
2.800.000 |
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Haushalts- und Krankenhilfe |
450.000 |
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Hilfen für Asylbewerber |
450.000 |
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Kriegsopferfürsorge |
250.000 |
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Wohngeld |
500.000 |
X |
Landespflege- und Landesblindengeld |
600.000 |
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Erziehungsgeld |
2.600.000 |
X |
Schüler-BAföG, Meister-BAföG |
740.000 |
X |
Leistungen zur Eingliederung in Arbeit nach II SGB (Hartz IV) |
16.300.000 |
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Jugendamt Unterhaltsvorschuss |
380.000 |
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Tagespflege |
400.000 |
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Jugendarbeit |
80.000 |
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Schulsozialarbeit |
95.000 |
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Familienförderung |
260.000 |
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Hilfen zur Erziehung |
4.700.000 |
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Eingliederungshilfe |
450.000 |
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Mündelgelder |
540.000 |
X |
Dorferneuerung |
520.000 |
X |
Agrarfördermaßnahmen |
10.000.000 |
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56.465.000 |
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X = Leistungen der Kreisverwaltung, die nicht im Kreishaushalt veranschlagt werden |
schulen und der Berufsbildenden Schule Träger aller weiterführenden Schulen im Landkreis. 1996 erfolgten die Kommunalisierung der Gesundheitsämter und die damit verbundene Eingliederung in die Kreisverwaltung. Weiter wurde Anfang der 90er Jahre die Förderung der Landwirtschaft den Landkreisen übertragen. Als neue Herausforderungen sind noch die Dorferneuerung, das Be-
rufsausbildungsförderungsge-setz, Elterngeld, Landespflege, Bundesimmissionsschutz-gesetz sowie Kreisbibliothek und Kreismedienzentrum zu erwähnen. Die Landkreise sind heute für den „Öffentlichen Personennahverkehr“ (früher wurden die bestehenden Linien durch die Bahn und die Post betrieben) sowie für die Kindergarten- und Schülerbeförderung zuständig.
Im Jahre 2005 wurde die Kreisverwaltung Vulkaneifel als eine der 69 Optionskommunen in Deutschland Träger des JobCenters mit einem jährlichen Etat von über 18 Mio. Euro.
In den letzten 20 Jahren haben sich die Aufgaben in den Bereichen Jugend und Soziales stark ausgeweitet. Zurzeit arbeiten fast 100 Bedienstete der Kreisverwaltung in den Bereichen Arbeit und
Soziales sowie im Jugendamt. Der Landkreis hat in 2009 Ausgaben von rd. 80 Mio. Euro. Davon entfallen auf die vorgenannten Bereiche allein 52 Mio. Euro. Dies entspricht einem Anteil am Gesamthaushalt von 64 %. Hierbei sind die Personalaufwendungen noch nicht eingerechnet. Das Aufkommen aus der Kreisumlage reicht gerade so aus, um den Fehlbetrag im Sozialbereich aufzufangen. Eine Grafik über den Kreishaushalt befindet sich auf Seite13 dieses Jahrbuches. War die Verwaltung in der Vergangenheit stark geprägt durch die Ordnungs- und Bauverwaltung, liegt der Schwerpunkt einer Kreisverwaltung heute eindeutig in den Bereichen Arbeit und Soziales, Jugend, Gesundheit und Veterinär. Der überwiegende Teil der staatlichen Transferleistungen (Sozial- und Jugendhilfeleistungen, Elterngeld, Meister- BAföG, Hartz IV) sowie Leistungen im Rahmen der Agrarförderung, Dorferneuerungsmittel u.a. werden inzwischen von der Kreisverwaltung verwaltet. Über diese Verwaltungsebene werden an die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Vulkaneifel über 56 Mio. Euro an staatlichen Unterstützungen jährlich ausgezahlt. Dies bedeutet, dass über 7.000 Haushalte finanzielle Förderungen des Landkreises Vulkaneifel erhalten. Dies entspricht fast einem Drittel aller Haushalte im Landkreis.
Neben diesen direkten Transferleistungen kommen noch
rd. 6.6 Mio. € für die Kindertagesstätten sowie Landesund Kreismittel in Höhe von 3,6 Mio. € für die Kosten der Schüler- und Kindergartenbeförderung hinzu. Erwähnt seien weiter, dass im Bereich des sozialen Wohnungsbaus noch Bewilligungen für Darlehen von 2,5 Mio. € und Zinsgarantien von rd. 1 Mio. € bearbeitet werden.
Neben der Leistungsgewährung steht gerade in den sozialen Bereichen der Sozialhilfe und Jugendhilfe eine Vielzahl von Beratungsdiensten zur Verfügung. Fachleute mit Hochschulabschlüssen oder Fachhochschulabschlüssen aus den Bereichen Soziales stehen als Fallmanager im JobCenter, als Sozialarbeiter im Jugendamt oder im sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes bereit. Auch in anderen speziellen Verwaltungsgebieten engagieren sich eine Vielzahl von Fachleuten aus diversen Fachgebieten für die Bürgerinnen und Bürger sowie für die Orts- und Verbandsgemeinden. Erwähnt seien:
Naturschutzbehörde, Wasserbehörde, Veterinärwesen mit Lebensmittelkontrolle und Fleischbeschau, Gesundheitsaufsicht, vorbeugender Brandschutz, Dorferneuerung, Wirtschaftsförderung, Tourismus, Natur- und Geo-park sowie pädagogischer Fachkraft für Kindertagesstätten.
Die Kreisverwaltung hat sich gewandelt von der überwiegenden Bau- und Ordnungsbehörde mit staatlichen Aufgaben hin zu einer Behörde in der oberen kommunalen Ebene mit sehr hohem Spezialisierungsgrad und weitreichenden Kompetenzen im Bereich der Leistungsgewährung und staatlichen Transferleistungen an die Bürgerinnen und Bürger. Eine moderner Dienstleistungsbetrieb mit einer neuzeitlichen technischen Ausstattung steht für die Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung und ist eine besondere Anlaufstation in unserem Landkreis Vulkaneifel.
Anmerkungen:
1 Angaben wurden entnommen aus dem Verwaltungsbericht der Landkreises Daun für die Rechnungsjahre 1961 bis 1964