Des Wanderführers Freud und Leid

Er ist als Wanderführer für den nächsten Sonntag eingeteilt,

eine schöne Strecke wünscht man sich, besonders ausgefeilt.

Die Anfahrt darf nicht zu nah sein, aber auch nicht zu weit,

sonst dauert das Ganze ja eine Ewigkeit.

Die Wanderstrecke sollte neu sein, möglichst noch nicht bekannt,

sozusagen ein weißer Flecken in unserem Eifelland.

Und dann, dieser Wunsch muss an erster Stelle steh’n,

darf es möglichst wenig bergauf und bergab geh’n.

Der Weg darf nicht geteert sein, Wasserlachen und Geröll lehnt man ab,

solche Mängel wohl jeder selber zu Hause hat.

Für Bananenpause und Mittagsgericht,

ist selbstverständlich eine gemütliche Hütte Pflicht.

Dann das Wandertempo, hier richtig zu variieren,

das wäre sicherlich kein Problem, würden alle parieren.

So knobelt der Wanderführer, er hat sein Problem,

wie wird die Wanderung ankommen, wird sie allen genehm.

Nicht zu vergessen das Wetter, er kann nur die Hände nach oben heben,

und den Herrgott bitten um seinen Wettersegen.

Endlich ist es dann soweit, die Wanderung kann beginnen,

Begrüßung, Erklärung der Wanderstrecke, die Regularien müssen stimmen.

Froh zieht die Wanderschar, der Informationsaustausch ist groß,

der Wanderführer freut sich, noch ist er ahnungslos.

Dann geht es bergauf, die Kuppe ist schön,

schließlich will man ja auch die Landschaft von oben seh’n.

Auf einmal ein Schrei: „Ech han et jewosst, et kütt noch jet op oß zu!“

Alle schauen erstaunt, wer gibt da keine Ruh?

Für manchen ist mosern ein Lebenselexier,

nur, ob’s immer angebracht, da fehlt manchmal das Gespür.

„Ech han et net esu jemeent, Ihr könnt doch Spaß verdroon,

udder darf mer hei überhaupt nix mi soon?“

Aber, wenn verschämt eine Stimme aus dem Hintergrund kommt:

„Das war eine schöne Wanderung, Du bekommst einen Bonbon!“

Dann freut sich der Wanderführer, es schwellt seine Brust,

Ärger und Arbeit sind vergessen, er hat wieder Lust.

Schon plant er eine neue Tour, die viel schöner als die letzte war,

es soll der Knüller werden für das laufende Jahr.

So teilen sich beim Wanderführer Freud und Leid,

er möchte es nicht missen, drum „Seid gegrüßt, Ihr Wandersleut!“

Gustav Winter, Daun-Pützborn