Naturpark Nordeifel e.V.

Teilgebiet Rheinland-Pfalz

Ernst Görgen, Feuerscheid

50 Jahre Naturpark Nordeifel      war es nur eine Frage der            bis heute die Naturparkver-– 40 Jahre Teilgebiet                   Zeit, bis ein grenzüberschrei-      ordnung vom 6.11.1970, in Rheinland-Pfalz                          tender Naturpark aus der Tau-     der u.a. die räumliche AbGeschichtlicher Rückblick           fe gehoben werden sollte.           grenzung festgelegt wurde. 1960 gründeten begeisterte         Am 3. 2. 1971 wurde in Ge-        Der Kreis Bitburg-Prüm stellte naturschutz- und heimat-           münd ein Abkommen zwi-         mit 79 % der Fläche (Ververbundene Menschen den        schen dem Königreich Belgien     bandsgemeinde Prüm), der Naturpark Nordeifel. Sie er-        und den Bundesländern Nor-      Kreis Daun 21 % (Teile der kannten den Stellenwert eines     drhein-Westfalen und Rhein-      Verbandsgemeinden Obere Naturparks als Instrument des     land-Pfalz unterzeichnet.            Kyll und Gerolstein). Naturschutzes und der natur-      Inhalt war die Einrichtung          Etwa 45 % der Fläche sind verträglichen Erholung. Der        eines grenzüberschreitenden       mit Wald bedeckt. Große, Naturpark Nordeifel reichte         Naturparks.                               zusammenhängende Waldge-im Süden an die Landesgren-      Rheinland-Pfalz war mit             biete sind die Schneifel und ze zu Rheinland-Pfalz und im     405 km² Fläche in diesen            der Duppacher Rücken. Westen an die Staatsgrenze        Naturpark eingebunden. Die       Der Deutsch-Belgische Na-zum Königreich Belgien. So        rechtliche Grundlage bildet         turpark Hohes Venn-Eifel

umfasst heute eine Fläche von etwa 2.800 km² und gehört damit zu den größeren, der über 100 Naturparke in Deutschland. Er erstreckt sich im Norden vom Stadtrand von Aachen bis nach Schönecken im Süden, von Malmedy im Westen bis Bad Münsterei-fel im Osten.

Eine Besonderheit ist der vom Naturpark umschlossene Nationalpark Eifel. Der 11.000 ha große Nationalpark mit seinen typischen Buchenwäldern und Seenlandschaften sowie dem ehemaligen Truppenübungsplatzgelände gehört heute bereits zu den Besuchermagneten der Eifel. Die Geschäftsführungen aller Teile im Naturpark wurde die ersten 25 Jahre ehrenamtlich wahrgenommen, in Rheinland-Pfalz übernahm der Bürgermeister der Verbandsgemeinde Prüm diese Funktion. 1994 stellte dann das Land Rheinland-Pfalz die Mittel für eine hauptamtliche Geschäftsführung bereit. Aufgaben des Naturparks: Entsprechend den Vorgaben

aus dem Bundesnaturschutzgesetz haben Naturparke 4 Aufgabenschwerpunkte: N Schutz der Natur N Naturverträgliche Erholungsvorsorge N Regionalentwicklung N Umweltbildung Natur kennt keine Grenzen. Diese Kernaussage steht vor allem bei den grenzüberschreitenden Projekten an erster Stelle. So führt der Naturpark Hohes Venn-Eifel seit einigen Jahren zusammen mit den Partnern aus Belgien und Luxemburg Naturschutzgroßprojekte durch wie z.B. „Schutz und Pflege grenzüberschreitender Täler“, „Heiden, Moore, Wiesen“ oder zur Zeit das Projekt „Flusspartnerschaft Our“.Bei all diesen Projekten sind die Verbesserung der Gewässerstrukturgüte und die Gesamtsituation des Gewässers das Ziel der Arbeit. Die Our bildet sowohl die deutsch-belgische, als auch die deutsch-luxemburgische Grenze. Mit ihren Nebenbächen ist diese Flusslandschaft

ein beliebtes Urlaubsziel und ein Rückzugsgebiet für viele, teilweise selten gewordene Tiere und Pflanzen. Charakteristisch für das Ourtal sind zahlreiche schützenswerte Biotope nach der EU-Richtlinie. Als Beispiele dienen der Eisvogel (Alcedo atthis), der Schwarzstorch (Cigonia ni-gra), der Fischotter (Lutra lut-ra) und die Flussperlmuschel (Margaritifera margaritifera). Aber auch viele Fischarten wie Bachforelle, Äsche, Nase, Döbel, Elritze, Rotauge, Gründling und Bachschmerle, Bachneunauge und Groppe teilen sich dieses Gewässer. Um die Wanderbewegungen dieser Wassertiere zu ermöglichen, werden die Wehre umgestaltet und Verrohrungen in den Seitengewässern verbessert. Wo notwendig werden Weidetiere am Zutritt zum Wasser gehindert um den Sedimenteintrag zu mindern damit die Laichplätze der Fische aber auch die Entwicklung der Flussperlmuschel nicht beeinträchtigt werden. Große Fichtenbestände, die teilweise bis ans Ufer gepflanzt wurden sollen entfernt werden um der Versauerung des Gewässers entgegenzuwirken und die Entwicklung der Wasserinsekten zu fördern.

Ein weithin, für alle sichtbares Problem ist der Bewuchs durch sog. Neophyten, also Pflanzen, die vor Jahren hier eingewandert sind und den heimischen Bestand gefärden. Eine unmittelbare Gefahr geht dabei von der Herkulesstaude oder Riesenbärenklau aus, einer aus dem

Kaukasus stammende große Pflanze, die bei Berührung und gleichzeitiger Sonneneinstrahlung Verbrennungen auf der Haut herbeiruft. Am Ende des Projekts „Flusspartnerschaft Our“ soll eine Vereinbarung stehen, in der sich alle Akteure rund um das Fließgewässer wie Uferanlieger, Land- und Forstwirte, Fischerei- und Wasserrechtsbesitzer sowie die zuständigen Behörden verpflichten, die Entwicklung und Verbesserung des Gewässers voranzubringen.

Der zweite Schwerpunkt in der Naturparkarbeit liegt in der Einrichtung von Möglichkeiten zur naturverträglichen Erholung. Hier hat der Naturpark Nordeifel neue Wege bestritten. „Natur Erleben für Alle“ heißt die Devise, unter der die Einrichtung von Lehr-und Wanderwegen sowie Naturpark-Häuser gestellt werden. Die demografische Entwicklung zwingt uns zum Umdenken. Immer mehr Menschen werden immer älter und verfügen nach ihrem Arbeitsleben über eine lange Zeit der Erholung. Die Einschränkungen in der Bewegung, die Alter und Krankheit mit sich bringen, erfordern eine angepasste Ausrichtung der Freizeitangebote. Die neuen Nationalpark-Tore zeigen Wege auf, wie alle Menschen. gleich welcher Behinderung an den Angeboten teilhaben können. Der Naturpark Nor-deifel hat auf diesem Sektor durch Innovation bereits einige bundesweite Wettbewerbe erfolgreich bestritten. Ein solches Projekt sind

die Einrichtung der „Eifel-Blicke“. Hier werden an hervorgehobenen Stellen Plattformen eingerichtet, die dem Wanderer durch einen weiten Blick ins Land einen besonderen Naturgenuss bescheren. Diese Plätze sind an den Wanderwegen gesondert markiert aber auch im Internet unter www.eifel-blicke. de als Panoramablick zu genießen.

Beim Rad- und Wandertourismus sind nach wie vor Zuwachszahlen festzustellen. Die Eifel ist durch die Einrichtung des „Eifelsteigs“ sowie vieler weiterer Premium Wanderwege in die TOP-10 der beliebtesten deutschen Wanderregionen aufgestiegen. Das gleiche gilt für die Radwege, die teilweise über ausrangierte Bahngleise führen und damit nur geringe Steigungen aufweisen und somit eine angenehme Radtour ermöglichen. Der Naturpark hat sich bei der Ausarbeitung und Vorbereitung dieser Wege einen Namen gemacht und unterstützt die Tourismus-Einrichtungen. Die Wiederherstellung der Brücken an der Our zwischen Belgien und Deutschland gehörte zu den Höhepunkten der grenzüberschreitenden Arbeit. Die Brücken in Hemmers und Urp verbinden heute wieder beide Länder miteinander im Rad- und Wanderwegenetz. Bis Ende des Krieges überquerte die Eisenbahn an diesen Stellen den Grenzfluss.

Als Öffentlichkeitsmaßnahme im „Moore-Projekt“ wurde ein Wanderweg eingerichtet, der

die Moor-Relikte der Schnei-fel miteinander verbindet. Er ist etwa 20 km lang und führt teilweise über Bohlenstege durch diese einmaligen Bereiche. Der Weg ist Teil eines grenzüberschreitenden Moore-Weges, der vom Hohen Venn in Belgien bis zum Brackphenn in Ormont führt. Ein besonderes Naturerlebnis ist das neu entstandene Eichholzmaar in Duppach. Das vor dem Kriege trocken gelegte Maar wurde in den vergangenen Jahren wieder mit Wasser gefüllt und zählt inzwischen zu den besonderen Attraktionen im Naturpark. Zusammen mit dem nur wenige Kilometer entfernten Vulkangarten, dem Steffeler und Duppacher Drees (Mineralquellen) sowie der römischen Ausgrabungsstätte ist ein Rundweg entstanden, der dem Besucher die große Vielfalt dieser Kulturlandschaft vor Augen führt. Großes Interesse bei heimischer Bevölkerung und Besuchern hat der Westwallweg in der Schneifel geweckt. Der Naturpark Nordeifel bemüht sich seit vielen Jahren darum, die noch vorhandenen Westwallrelikte, ob Bunker, Stollen oder Höckerlinie, für die Nachwelt zu erhalten. Waren sie vor dem Krieg, ab 1938, ein großer Eingriff in die Natur so sind sie heute Rückzugsräume für seltene Tiere und Pflanzen. Wildkatze, Dachs, Fledermäuse und Amphibien suchen diese Räume auf und finden hier Schutz vor Umwelteinflüssen. Moose und Flechten finden sich vermehrt an den Beton-

flächen. Aber auch aus Sicht der Denkmalpflege sollten diese Bauwerke erhalten bleiben. Der Bau des Westwalls hat in den westlichen Randgebieten große Verwerfungen hervorgerufen auch wenn er für den Ausgang des späteren, grausamen Krieg nur geringe Bedeutung hatte. Am Westwallweg werden aber auch Grenzsteine und Eigenheiten aufgezeigt, wie diese Region im Verlaufe der Jahrhunderte immer wieder zum Spielball von den Mächtigen in Europa geworden ist. Um diese Instrumente der „Landschaftsinterpretation“ wirksamer und über die Grenzen hinweg effektiver zu gestalten wurde jetzt das Projekt „Netzwerke der Naturparke der Großregion“ eingerichtet. In diesem Netzwerk sind 9 Naturparke aus Frankreich, Belgien, Luxemburg und Deutschland zusammenge-fasst. Bessere, gezielte Öffentlichkeitsarbeit aber auch die Zusammenarbeit der Naturparke untereinander werden hierbei gefördert. Ein drittes Standbein ist nach der Novellierung des Bundesnaturschutzgesetzes hinzugekommen: Nachhaltige Regionalentwicklung Hierunter versteht man eine regionale Entwicklung, welche die sozialen und wirtschaftlichen Ansprüche an den Raum mit seiner ökologischen Funktion in Einklang bringt. Der Naturpark Nordeifel ist in den Gremien aktiv, die diesen Prozess steuern und umsetzen sollen. Er ist Mitglied in den LEADER-Arbeitsgruppen

der Kreise Bitburg-Prüm und Daun sowie Gesellschafter in der Regionalmarke Eifel-GmbH. Weiterhin steuert der Naturpark Nordeifel in den nordrhein-westfälischen Eifelkreisen den laufenden LEADER-Prozess. Besonders die Regionalmarke EIFEL hat sich großartig entwickelt. Regionale Produkte, in der Eifel hergestellt, werden in den Einzelhandelsgeschäften im Großraum Aachen-Koblenz-Düsseldorf abgesetzt. Die Marke EIFEL hat sich inzwischen einen stabilen Markt durch hervorragende Qualität erworben. Die Qualifizierung des Gastgewerbes, der Hotels, Restaurants und Ferienwohnungen brachte ebenfalls höhere Besucherzahlen. Diese Maßnahmen dienen der Einkommenssicherung der Bevölkerung insbesondere der landwirtschaftlichen Erzeugerbetrieben.

Die Umweltbildung hat in der Arbeit des Naturparks einen großen Stellenwert. Die Informationsstätte „Mensch und Natur“ in Prüm ist anerkannte „Schulnahe Umweltbildungseinrichtung des Landes Rheinland-Pfalz“. Zahlreiche Schulklassen besuchen diese Einrichtung. Die Einrichtung wurde am 25.11.1988 eröffnet. Erster ehrenamtlicher Leiter der Infostätte war Herr Realschuldirektor i.R. Leo Michels, zur Zeit wird diese Stelle von Herrn Direktor i.R. Heinz Becker eingenommen. Auf zwei Etagen werden dem Besucher die Themen Wald, Geologie und Landwirtschaft nähergebracht. Forstbehör-

den, Kulturamt, Landwirtschaftsschule, der Imkerverein Prümer Land sowie der Angelverein Prüm haben viele Arbeitsstunden aufgebracht, um die Ausstellung fachgerecht zu gestalten. Eine umfangreiche Fossiliensammlung, gestiftet von Herrn Karl Wollert, bildet das Kernstück des Bereichs Geologie. Aufbereitet und modernisiert wurde diese Ausstellung durch Walter Graf. Der Fahrstuhl in die Erdgeschichte ermöglicht dem Besucher einen schnellen, übersichtlichen Eindruck von der erdgeschichtlichen Entwicklung unseres Planeten, speziell der Prümer Mulde. Tast- und Riechkasten, Waldiorama, Tierstimmenquiz uvm. lassen die Besucher mit allen Sinnen den Wald erleben. In der Abteilung Landwirtschaft mit den Bereichen Bodenordnung, Imkerei, Umweltschutz wird die Vielgestaltigkeit unserer Region vorgestellt. Ergänzt wird diese Ausstellung in der Infostätte durch „Außenstationen“ d.h. Lehrwege zu den jeweiligen Themen Wald, Landwirtschaft, Geologie und Imkerei.

Ausblick:

Die zukünftige Arbeit des Naturparks Nordeifel wird noch intensiver wie bisher zusammen mit den Nachbarnaturparken Naturpark Süde-ifel, Naturpark Our sowie dem in der Planung befindlichen Naturpark Vulkaneifel erfolgen. Die Region Eifel rückt zusammen. Es gilt die Kräfte zu bündeln, Grenzen zu überschreiten und gemeinsam die Zukunft zu gestalten.