Der Frühjahrsputz

Wenn erst die Frühlingssonnen lacht, dann deckt sie auf mit aller Macht, des Winters Staub und Schmutz. Das ist der Hausfrau hohe Zeit, und kein Mann ist davon erfreut, von diesem Frühjahrsputz.

Auch ich ging´s an mit Heldenmut, denn nachher fühlt man sich so gut, wenn´s aufgeräumt und rein. Oben, auf dem Speicher, fing ich an, das hätte ich besser nicht getan, nun holte mich die Vergangenheit ein.

Als Erstes holte ich aus der Schräge heraus,

der Tochter geliebtes Puppenhaus,

mit aller Sorgfalt verpackt.

Die Püppchen, mit Liebe behäkelt, bestrickt.

Wie hat uns das Spielen damals beglückt,

die kleinen Möbel, noch alle intakt.

Ein Herdchen, das echt zu beheizen war,

für die kleine Köchin ganz wunderbar,

mit Töpfen und Zubehör.

Krimskram in Döschen und Täschchen verwahrt,

ein bisschen Geheimnis nach Mädchenart.

Etwas wegwerfen fiel immer schwer.

In einem Karton, direkt an der Wand, fiel mir ein Indianerstamm in die Hand, mit Lagerfeuer, Kanu und Zelt. Ein Fort aus Zweiglein vom Birkenholz, von Vater gebastelt mit Geschick und Stolz, eines kleinen Jungen herrliche Welt.

Ein Bauernhof mit Kühen, Pferden und Schwein, mit Traktor und Wagen, so muss das sein, und Autos, aller Größe und Art. Bauteile aus Eisen, Plastik und Holz, wohl kein Kind wäre heute damit stolz, doch, es wurde alles verwahrt.

Auch ich warf heute wieder nichts weg, und aussortieren hat gar keinen Zweck, warum auch, es ist Platz genug. Ich fegte aus und stellte alles wieder hin, etwas wegtun, was heil ist, hat keinen Sinn. Das nennt man, glaub´ ich, Selbstbetrug.

Doch im nächsten Jahr, mein Wort darauf, im nächsten Jahr, da räum´ ich auf!

Thekla Heinzen, Feusdorf