„Prämien für getödtete Wölfe“

Ernst Becker, Mürlenbach

Die Königlich Preußische Regierung zu Trier brachte jeweils im Januar die im Vorjahr „eingefangenen und erlegten Wölfe und die dafür gezahlten Prämien zur öffentlichen Kenntniß“. Im Jahr 1832 erhielt der Kö-nigl. Unterförster Knöpfel zu Mürlenbach für drei geschossene Nestwölfe den Betrag von 12 Reichsthalern (Rthlr). Im Jahr 1836 erhielt der inzwischen beförderte Königl. Förster Knöpfel für fünf gefangene Nestwölfe eine Prämie von 20 Rthlr. Diese kurzen, sachlichen Veröffentlichungen im Amts-

blatt der Regierung zu Trier klingen wie aus einer anderen Zeit und sind doch - historisch gesehen - nicht sehr lange her. Sie laden dazu ein, die Thematik der Verfolgung des Wolfes in unserer Heimat einmal näher zu betrachten. Wölfe waren auf der nördlichen Halbkugel der Erde – in Europa, Asien, Nordamerika verbreitet. Erst im Mittelalter gerieten Mensch und Wolf in Mitteleuropa zunehmend in Konkurrenz, infolge der wachsenden Bevölkerung, einhergehend mit der Rodung weiter Waldgebiete. Große Wolfsjagden wurden abge-

halten, um das Raubtier zu erlegen.

Bereits während der Feudalzeit und der Französischen Besatzung in der napoleonischen Zeit wurden Prämien für gefangene oder erlegte Wölfe gezahlt. Ebenso verordnete die nachfolgende preußische Regierung gezielte Jagden und lobte Prämien für erfolgreiche Wolfsjäger aus. Seine Verfolgung über einen Zeitraum von tausend Jahren führte schließlich zur Ausrottung in unserem Gebiet. In der Eifel starb der letzte Wolf 1888 bei Auel, im Saarland 1891, im Elsass 1911.

Die preußische Regierung gab als Prämie für einen Nestwolf vier Taler, höhere Prämien gab es für Wolf, Wölfin, trächtige Wölfin. Ein Taler hatte ein Silbergewicht von etwa einer halben Unze – also einen „Silberwert“ nach derzeitigem Kurs von etwa fünf Euro. Förster Knöpfel erhielt somit für die fünf Nestwölfe umgerechnet hundert Euro. Die seinerzeitige Kaufkraft ist schwer einzuschätzen, dürfte aber um ein Vielfaches höher anzusetzen sein. Eine Bewertung ist kaum möglich, da die damaligen Verhältnisse sehr viel anders waren: Getreide und Vieh waren

vergleichsweise billig, Metall (Eisen) dagegen teuer. Eine fünfköpfige Familie konnte mit hundert Talern ein Jahr lang leben. Die zwanzig Taler Prämie können demnach auf ein halbes bis ein ganzes Monatseinkommen des Försters geschätzt werden! Der Wolf wurde im Altertum verehrt und war in der Mythologie einiger Völker von Bedeutung. Bei den Germanen hatte der Hauptgott Wotan (Odin, Wodan) zwei Wölfe als Begleiter: Geri und Freki („Gierig“ und „Gefräßig“). In Märchen und Erzählungen spielt der „böse Wolf“ bis heute eine hinterlistige Rolle.

In „Der Wolf und die sieben Geißlein“ lügt und täuscht er und frisst sechs Geißlein. In „Rotkäppchen“ ist er gar ein Menschenfresser. Die Redensart vom „Wolf im Schafspelz“ steht für List und Täuschung. Aber „Meister Isegrim“ ist in Wahrheit scheu. Die meisten Geschichten von Übergriffen des Raubtieres Wolf auf Menschen entspringen wohl der Fantasie und einer Lust am Fabulieren.

Heute ist das Rudeltier wieder in verschiedenen Gehegen vertreten, so seit 1974 im Wolfsgehege Kasselburg bei Pelm.