Hausgemachte Küchengeräte

Christa Feltgen, Kerpen

Heutzutage ist es für die Hausfrau fast selbstverständlich, in der Küche mit einem Schneebesen zu hantieren, dessen rund gebogene Drähte in einem Holz- oder Plastikstiel zusammengefasst sind. Er ist klein und handlich und nach dem Gebrauch leicht zu reinigen.

Bei der Arbeit an einem Wörterbuch stellte sich nach vielen Fragen heraus, mit welchen Geräten unsere Großmütter in Suppen und Soßen gerührt haben, damit in den Gerichten keine Klümpchen entstanden. Es war der sogenannte „Breibesen“, der sicher in den einzelnen Sprachgebieten jeweils seinen eigenen Namen hat. So wird er am

Niederrhein oft „Wäscher“ genannt.

Einmal habe ich so etwas Ähnliches noch gesehen. Da schrubbte eine alte Tante beim Spülen ihre Töpfe mit einem Kratzer, der aus zusammengebundenen, gleich langen Birkenreisern hergestellt worden war. So muss auch der Breibesen ausgesehen haben, nur dass die Zweige länger waren, so um die 30 Zentimeter herum, und dass der Faden, der die Reiser zusammenhielt, um das untere Ende des Besens herumgewickelt worden war. Aus dem Zweigen schaute dann unten noch ein einzelner gebogener Ast heraus, an dem man das Gerät an einem Haken unter

der Spüle aufhängen konnte. Zur Herstellung des Breibesens konnte alles genommen werden, was in Feld und Flur wuchs und dünne, ein wenig biegsame Zweige hatte: Birken-Äste, Wacholderzweige, Ginsterstängel oder Tannenreiser. Man schälte die Rinde von den Zweigen, und wenn man einige mit gesplissenen Weidengerten, Hanf oder Zwirn zusammengebunden hatte, wurden die fertigen Geräte ausgekocht. Früher kamen zu den Fleischgerichten auf dem Lande dickliche Mehlsoßen auf den Tisch, und zu den Morgen- und Abendgerichten gehörten die Milchsuppen in allen Variationen. In den

meisten Dialekten werden diese Speisen „Papp“ genannt. Um das alles durchrühren zu können, musste die Hausfrau früher einen solchen Breibesen haben. Besonders der im südlicheren Rheinland so beliebte Knuddelspapp oder Knüddelschesbrei geriet ohne seine Hilfe nicht. Wenn die eingerührten Streusel aus Mehl, Salz, Zucker und Eiern zu dick gerieten, schmeckte dieses Gericht nicht. Ein weiter Helfer zum Kochen solcher Suppen war der Quirl, der ursprünglich auch selbst hergestellt wurde. Dazu suchte man sich einen Ast, meistens von einer Tanne, von dem an einer Stelle möglichst viele Seiten-Äste abzweigten. Er wurde in der passenden Länge abgesägt. Oberhalb der Seiten-Äste wurde die Fortsetzung des

Astes gekappt und die Seitenzweige auf ein paar Zentimeter zurückgestutzt. Wenn man die Rinde entfernt hatte und das ganze Gerät ausgekocht worden war, war die neue Küchenhilfe fertig. Auch Holzbretter, die man in der Küche zum Kleinschneiden von Gemüse und anderen Sachen benutzte, wurden manchmal selbst hergestellt. Sie erkannte man daran, dass die jeweiligen Ecken nicht abgerundet waren. Solche Bretter sahen zwar nicht so schön aus, wie diejenigen, die heute im Gebrauch sind, waren aber in der Küche genau so gut zu gebrauchen.

Bei den hölzernen Löffeln, die früher oft in den Schubladen lagen, handelte es sich meist um die ersten Kunstwerke der Knaben, die ihr neues Schnitzmesser dazu benutzt

hatten, der Mutter mit einem selbstgefertigten Gegenstand eine Freude zu machen. In Zusammenhang mit Fronleichnam und den Blumenaltären auf dem Land bot sich den Jungen eine Gelegenheit, ihr Taschengeld aufzubessern. Wenn die Altäre nach der Prozession abgeräumt wurden, konnten sie aus den Zweigen der Tannen, die vorher als Schmuck gedient hatten, Breibesen und Quirle anfertigen. Die Äste wurden an Ort und Stelle von der Rinde befreit und dann weiterverarbeitet. Die kleinen Gegenstände konnten die Kinder dann für ein paar Pfennige an die Nachbarfrauen verkaufen. Zu Hause schimpften dann allerdings die Mütter, die so manchen Harzfleck aus der Kleidung ihrer Kinder entfernen mussten.