Hein aus Gefell in der Sau-Falle

Nach dem Bericht einer Zeitzeugin, frei nacherzählt von Josef Kühlem, Bad Neuenahr-Ahrweiler

Die Zeiten waren nicht gut damals, kurz nach dem Krieg. Die Franzosen hatten das Sagen in der Eifel. Zu kaufen gab es wenig. Lebensmittel waren rationiert. Jedem wurde seine Ration pro Monat mittels Lebensmittelkarte zugeteilt. Es reichte zum Überleben.

Das Geld, die Reichsmark, war nichts wert. Der Schwarzmarkt und der Tauschhandel blühten.

Auf dem Land war das Leben leichter als in den großen Städten. Jeder hatte seinen Garten und etwas Vieh. Aber das Land musste die Städter versorgen. Und so hatten die Dörfler ihre Produkte zum großen Teil abzuliefern, zwangsweise. Die Leute vom Amt kontrollierten die Bestände und bestimmten die Mengen.

Wenn man nicht viel hat, braucht man auch nicht viel zu geben, zu dem Schluss war man auch in Gefell gekommen. Und damit nicht zu viele Kartoffeln in den Kellern und Scheunen registriert wurden, war ein Teil im Wald versteckt, in ausgehobenen Gruben mit Laub und Zweigen getarnt.

Dort aber hatten die Wildschweine rasch die Verstecke aufgestöbert und taten sich gütlich.

Es wurden Fallen aufgestellt. Große starke Eisenfallen, die die Tiere, wenn sie drauftra-

ten, festklemmten. Manche Sau hat auf diese Weise die Mahlzeiten in Gefell deutlich verbessert. Ganz einfach war die Sache aber nicht. Es musste alles heimlich geschehen und Mitwisser durfte es nicht allzu viele geben. Kam der Obrigkeit etwas zu wissen, konnte es leicht geschehen, dass man hinter Schloss und Riegel geriet. Deshalb ging meist alles des Nachts vonstatten. Jakob und Jupp waren zwei, die einander vertrauten und in Sachen Kartoffelverstecke und Sau-Fallen aktiv waren. Sehr oft waren die beiden spät abends unterwegs. Dem Hein kam es sehr merkwürdig vor, dass beide so oft gemeinsam zu solcher Zeit außer Haus waren. Neugierig folgte er heimlich, um rauszukriegen, was da los war.

Er hatte die Falle nicht gesehen, trat drauf und schon klemmte ein Bein fest. Es schmerzte höllisch. Ziehen half nicht und selber die schweren Eisenbügel mit den scharfen Zacken öffnen, dazu war er nicht imstande. Er schrie wie am Spieß. Nach einer Weile kamen die beiden. „Holt mich hier raus“ so der Hein und jammerte fürchterlich. Jakob und Jupp hatten keineswegs riesengroßes Mitleid und ließen den Hein noch eine Weile zappeln. Dann stellten sie die Bedingung: „Nur wenn du absolut dicht hältst, dann kommst du hier raus!“

Hein hielt dicht. Die Verletzung am Bein hat er mit einem Sturz in einen Stacheldraht erklärt. Raus gekommen ist die Geschichte von einem der beiden anderen.