Hungerjahre der Nachkriegszeit

Rundherum war alles knapp,
weil's nicht mehr zum Kaufen gab,
Es fehlte Geld - und auch die Ware -
bekannt ja noch als '"Hungerjahre".

Nach allem hat man spekuliert,
alte Rezepte ausprobiert.
Buchstäblich ging's ums Überleben,
weil hierzu doch fast alles fehlte.

Von Korn man Kaffee hat gebrannt,
"Muckefuck" wurd' er genannt.
Er war nicht schädlich - gut für's Herz,
man den Geschmack deshalb verschmerzt.

Abfälle vom geschlachteten Schwein,
Pottasch' dazu, und Seifenstein,
gekocht in einem alten Fass,
so hat man damals Seif gemacht.

Sandalen von Reifen - wer hat's erdacht?
Die Sohle zuerst daraus gemacht.
Von alten Riemen das Oberteil,
das war das Schuhwerk jener Zeit.

Tabak im Garten in schlechter Zeit -
nach vielen Rezepten er zubereit.
Bekannt blieb er als schlechter Knaster,
er stillte doch der Raucher Laster.

Buchweizengerichte an vielen Tagen,
von Raps hat man das Öl gemahlen.
Man wusste schon zu helfen sich,
weil Not macht doch erfinderisch.

Von allem hat man Schnaps gebrannt,
"Teufelswasser" wurd' er genannt,
schien wichtiger als das täglich Brot -
schwer zu versteh'n bei aller Not.

Tauschen, ramschen - meist auf dem Land -
als Hamsterzeit noch gut bekannt.
Das letzte Hemd wurd' weggegeben -
es musste sein zum Überleben.

Josef Schmitz, Üdersdorf