Weihnachtskarte

Wie viele andere bekam ich zur Weihnachtszeit
eine Grußkarte und hab' mich sehr gefreut.
Den Absender hatte ich lang' nicht gesehn,
und diese Karte war besonders schön.

Eine Winterlandschaft wie aus dem Bilderbuch,
von so was kriege ich doch nie genug.
Und machte man sie auf, erklang ganz zart,
das ewige Lied: "Stille, Heilige Nacht".

Ich legte oder steckte sie irgendwo hin
und hatte nichts Arges dabei im Sinn.
Doch ich klappte sie wohl nicht energisch zu,
denn die kleine Spieluhr gab keine Ruh'.

Sie klimperte, ohne ersichtlichen Grund,
zu fast jeder Nacht- oder Tagesstund'.
Ich drehte Regale und Bücher um, doch,
sobald ich suchte, war sie stumm.

Doch auf einmal hatte ich, man glaubt es nicht,
den kleinen Quälgeist doch erwischt.
Hab' das Fenster auf- und zugemacht,
und Ruhe war mit: "Stiller, Heiliger Nacht".

Anderentags, noch dunkel war die Welt,
hat's an der Haustür Sturm geschellt.
Der Nachbar, grinsend bis an die Ohr'n:
"Ihre Karte, Sie haben sie wohl verlor'n".

Er öffnet sie und durch den Morgen klang zart
das Lied der : "Stillen, Heiligen Nacht".

Thekla Heinzen, Feusdorf