Walpurgisnacht

Willi Heinrichs, Kopp

Nach dem Volksglauben sollen in der Walpurgisnacht wohl seltsame Dinge geschehen. So war es auch in der Nacht vom 30. April auf den 1. Mai 1985.

Unser Nachbar Horst, der mit seiner Frau das Wochenendhaus neben uns bewohnte, hatte am letzten Tag im April schon recht große Tomatenstauden gekauft und diese in ein Beet hinter dem Haus gepflanzt. Wir - meine Frau und ich - feierten mit anderen Nachbarn und tanzten in den Mai. Zur Mitternachtsstunde hatten wir die Idee, unserem Nachbarn Horst einen Streich zu spielen. Wir befestigten mit Nadel und grünem Faden etliche kleine Tomaten, die wir mit Stielen gekauft hatten, an den frisch gepflanzten Stauden. Am 1. Mai morgens gegen zehn Uhr schlenderte Horsts Frau durch den Garten und kam endlich auch zu dem Beet mit den Tomatenstauden. Sie blieb stehen und betrachtete staunend die kleinen roten Früchte. Danach folgte folgendes Zwiegespräch mit Horst, der es sich gerade oben auf der Terrasse gemütlich gemacht hatte:

"Hooorst, Hooorst, du hast ja schon reife Tomaten an deinen Pflanzen!" "Du spinnst. Das kann doch nicht möglich sein. Ich habe die Stauden doch erst gestern gepflanzt."

"Horst, ganz bestimmt. Hier sind kleine Tomaten dran. Komm doch und schau selbst!" Horst stand grummelnd auf und ging zu seiner Frau hinunter in den Garten. Zunächst stutzte er, als er die schönen reifen Tomaten sah. Natürlich fand er dann bald heraus, was die Hexen in der Walpurgisnacht angestellt hatten. Was er anschließend zu seiner Frau gesagt hat, sollte hier besser nicht wiedergegeben werden.