Streit zwischen Ulmen und Daun

Bau der Landstraße im 19. Jahrhundert

Werner Schönhofen, Leutesdorf

Bereits zur Römerzeit war die Eifel von Straßen durchzogen, die teilweise den Charakter von Fernverbindungen hatten und einen entsprechenden Aufbau aufwiesen. Mit dem Einfall der Franken verfiel dieses Straßennetz. Auf Jahrhunderte hin lag das Straßenwesen sehr im Argen. Erst als unsere Heimat nach 1815 preußisch wurde, maß man auch einem guten Straßennetz die rechte Bedeutung bei. Nachdem Eifel und Mosel durch die Provinzi-alstraße von Cochem nach Kelberg über Ulmen miteinander verbunden waren, setzten nach 1870 Bestrebungen ein, auch das etwas abseits liegende Daun über Ulmen hin zur Mosel anzubinden. Die Dauner erhofften sich dabei bessere Absatzmöglichkeiten für die landwirtschaftlichen und handwerklichen Produkte ihres Umlandes. Die Orte Daun und Ulmen selbst versprachen sich eine Förderung ihrer eigenen Gewerbezweige, da durch eine neue Straße sich jeweils einige Orte nach Daun bzw. Ulmen hin orientieren würden. So standen beide Gemeinden dem Plan des Baues einer Straße von Daun nach Ulmen zum Anschluss an die Straße Cochem-UlmenKelberg von vornherein positiv gegenüber. Daun sollte als Bauherr der Straße bis an die Kreisgrenze, den Üßbach bei Schönbach, auftreten. Ulmen trat dann später als Bauherr der Reststrecke vom Üßbach bis zur Anbindung an die Kelberg-Cochemer Straße auf. Die Ulmener verpflichteten sich sogar, die Brücke über den Üßbach auf eigene Kosten zu erbauen (1877). 1878 beschloss der Gemeinderat, einen weiteren Zuschuss von 3000 Mark für die Strecke im Kreis Daun zu leisten. Man hatte sich jedoch offensichtlich übernommen! In der Folgezeit kam es daher zu einer Klage der Dauner wegen dieses versprochenen Zuschusses: Das Landgericht Trier wies 1896 diese Klage ab. Der Revision beim Oberlandgericht Köln wurde 1897 stattgegeben. Nun legten die Ulmener 1897 beim Reichsgericht Klage ein; sie wurde verworfen. Die Ulmener mussten den versprochenen Zuschuss und 650 Mark Kosten zahlen.

Mittlerweile war man hinsichtlich des Straßenbaues jedoch nicht untätig gewesen. Die Dauner hatten in Erwartung des Ulmener Zuschusses und versehen mit einem ordentlichen Finanzierungsplan ihre Teilstrecke bis zum Üßbach bereits 1881 begonnen. Die Ulmener zogen 1884 nach, nachdem die Regierung in Koblenz die Bedenken dergestalt ungerechtfertigt zerstreut hatte, dass der Zuschuss nicht zu zahlen, da nicht von höherer Stelle bewilligt sei. 1885 erlitt die Strecke der Ulmener eine Verzögerung durch einen schneereichen Winter und weil der Unternehmer zu wenig Leute - nur 17 - beschäftigt hatte. Er musste zur Einstellung weiterer 20 Arbeiter gezwungen werden, so dass die Straße Ende 1886 fertig war. Die Streckenlänge vom Üßbach bis zur Anbindung an die Kelberger Straße bei Ulmen betrug 1436 Meter. Pro Meter gewährte die Rheinprovinz einen Zuschuss von vier Mark. Auch der Forstfiskus gewährte 4000 Mark Zuschuss, da die Straße größtenteils durch Staatswald verlief, sich also zur Holzabfuhr eignete. Aber auch außerhalb des Waldes wurden Bäume bei der Neuanlage der Straße gepflanzt, insgesamt 100, so dass die Straße den Charakter einer baumbestandenen Allee aufwies. Nach Fertigstellung wurde dann die Gesamtstrecke von Daun bis Ulmen als Pro-vinzialstraße von der Rheinprovinz übernommen; heute ist sie Teilstrecke der Bundesstraße 257, die von der Luxemburger Grenze bei Echternach über Bitburg, Daun, Ulmen zur Ahr und nach Bonn führt.