Das naschhafte Pony

Gertrud Knobloch, Starnberg

Alle Kinder auf dem Lande mögen gerne reiten, aber nicht alle Eltern können sich leisten, ein Pferd zu halten oder sogar ein Pony mit Wagen. Auch für Bauernkinder mit eigenem Grund und Boden ist das den Eltern meistens zu aufwändig und kostspielig. Es gibt auch noch andere Gründe, beispielsweise, wenn der Hof an einer abschüssigen Stelle liegt, wo leicht ein Unglück passieren kann. Trotz allem kann man Glück haben wie Hel-li und Anke, die auch lange vergeblich um ein Pony gebeten hatten. Eines Tages fuhr der Viehhändler mit seinem großen Wagen auf dem elterlichen Hof vor. Vieh war nicht, bestellt worden, trotzdem öffnete der Viehhändler seinen Wagen, und herunter fuhr ein hübsches Pony mit seinem kleinen Wägelchen, was die Kinder zu Begeisterungsschreien ver-anlasste. Tiefschwarz war das Pony und das Wägelchen bunt angemalt wie aus dem Bilderbuch.

Wenig begeistert, baten die Eltern um Aufklärung. Der Viehhändler erzählte, dass er das Pony aus einer Konkursmasse hätte übernehmen müssen, sonst wäre er nicht an sein Geld gekommen. Nun hätte er aber keine eigene Wiese mit Auslauf für das Tier, deshalb hätte er sich gedacht, dass die Eltern von Helli und Anke, die sich doch schon so lange ein Pony wünschten, dieses mitsamt dem Wägelchen einstweilen hier behalten könnten, bis ein Käufer ausfindig gemacht worden sei. So lange dürften sie es wie ein eigenes Gespann nutzen und damit ausfahren. So kam das Pony auf den Hof, das einstweilen ohne Namen blieb, weil man ja den nicht wusste und sich auch an keinen gewöhnen wollte, den es letztlich doch nicht behalten konnte. Jedes Mal, wenn der Händler vorbeikam, bekamen die Kinder Herzklopfen und schauten ihn bedrückt an, ob er ihnen das Pony wieder entführen wollte. Aber er wollte nur danach schauen, und als ein ganzes Jahr vergangen war, Helli und Anke immer gut für das Pony gesorgt hatten und es sich auch als liebes, gut zu handhabendes Tier erwiesen hatte, kauften es die Eltern schließlich zum großen Jubel von Helli und Anke.

Die Kinder waren bisher mit ihrem Gespann immer nur auf Feldwegen unterwegs gewesen, aber eines Tages mussten die Eltern in die Stadt und so fuhren alle zusammen im Ponywagen. Es war heiß und die Kinder hielten mit ihrem Gefährt vor einem Café, um sich je ein Eishörnchen zu holen. Das Pony, als es die Eishörnchen sah, scharrte mit den Füßen und wieherte den Kindern entgegen. Als Helli ihm zu nahe kam - schnapp - war sein Eishörnchen im Ponymaul verschwunden. Es schmatzte und schleckte alles ab, was ihm am Maul herunterlief und merkte sich auch das Café: Nie mehr kam der Ponywagen daran vorbei, ohne dass Pony sein Eis bekam.