Was man in der Eifel erleben kann

Christa Feltgen, Steffeln

Die Eifel ist eine Region, in der man außer Hochgebirgspflanzen fast alle Kinder der Flora, die ein normales Bestimmungsbuch aufzeichnet, finden kann. Fremde sind meist von der Blütenpracht und den schönen Sträuchern und Bäumen ganz hingerissen. Aber auch die Vogelwelt muss sich hinter der Vielfalt der Pflanzen nicht verstecken. In vielen Aufsätzen in den Dauner Jahrbüchern wurden schon Vögel vorgestellt. Um sie selbst alle zu entdecken, muss man über eine Menge Geduld verfügen. Aber auch rund um die Häuser und in den Dörfern gibt es in dieser Hinsicht viel Leben. So auch in Steffeln.

Ein verlässlicher Frühlingsbote war für uns, als wir noch dort wohnten, der Milan, der eines Tages ganz unvermutet über der Kuppe des Kapellenberges auftauchte und seine schrillen Laute hören ließ. Zuerst kreiste er noch allein über den Wäldern dort, aber ein paar Tage später waren dann zwei Vogelsilhouetten am Himmel zu sehen. Irgendwann, Wochen später, flog dann noch ein dritter Raubvogel über den Berg, der Nestling der beiden. War das Brutgeschäft vorbei, hatte der Milan Zeit. Jetzt sah man ihn oft über den Häusern des Dorfes, als wolle er nachschauen, ob noch alles in Ordnung sei. Besonders bei der Fronleichnamsprozession sahen wir ihn jedes Mal. Man hätte glauben können, er interessiere sich für das Treiben der Menschen, denn er flog dann so tief, dass man seine Federn hätte zählen können. Jeder im Ort mochte diesen Vogel und freute sich, wenn er sein freches Pfeifen hören ließ. Elstern waren bei meinem Mann und mir, als wir noch in Steffeln wohnten, nicht so beliebt. In der Lindenallee, die von Steffeln aus nach Lissendorf führt, hausten alle möglichen Arten von Singvögeln, und die, an sich sehr schönen schwarz-weißen Räuber schossen in Schwärmen durch die Zweige, scheuchten alle anderen auf und fraßen ihnen die Nester leer. Wie gern hätten wir sie davon abgehalten.

Da war uns der Sperber schon lieber, der eines Tages pfeilschnell an unserem Küchenfenster vorbeischoss, um dann mit einem gefangenen Spatz in unserer Einfahrt zu landen. Dort tötete er den Spatz und legte ihn sich zum Abtransport zurecht. Sicher hatte er irgendwo ein Junges. So schnell er war, - einen Vogel im Flug zu fangen, ist sicher kein Kinderspiel, - so gelassen saß er danach auf den Steinen, als wolle er sagen: Versucht es nur, ich bin auf jeden Fall schneller weg, als ihr euch denken könnt.

Einmal kamen wir im Frühsommer mit dem Auto nach Hause und wurden von 5 jungen Rotschwänzchen und deren Eltern empfangen. Die Kleinen saßen aufgereiht wie die Perlen auf einem Gitter über unserer Haustür und die Alten flogen aufgeregt um sie herum. Sie versuchten sie wohl dazu zu bringen, endlich das Fliegen zu lernen. Die Vögel waren alle so bei der Sache, dass sie uns gar keine Beachtung schenkten.

Auch eine Amsel hat uns immer wieder Freude gemacht. Wir hatten eine große Vogeltränke an einem Gartenweg stehen, und gegen Abend, wenn die Sonne schon etwas schräg stand, kam die Schwarze und nahm ein Bad. Sie war so selbstvergessen und regelrecht begeistert von ihrem Tun, dass sich über den schlagenden Flügeln eine Aura aus silbrigen Wassertröpfchen bildete. Das alles sah so bezaubernd aus, wir konnten uns nicht satt daran sehen.

Die liebsten Vögel waren uns im Frühjahr die Kraniche. Sie wohnten allerdings nicht bei uns, aber wenn sie in ihren keilförmigen Schwärmen auf ihrem Weg in den Norden über uns hinzogen, ahnten wir, dass es bald

Frühling sein würde. Im Herbst waren ihre Formationen bedrückender, zeigten sie doch den nahenden Winter an. Wir haben die Kraniche oft beobachtet und dabei etwas Seltsames festgestellt. Wenn die Vögel über uns hinwegzogen, fingen sie regelmäßig an, etwas tiefer zu fliegen. An der größeren Kreuzung, an der sich die Straßen von Steffeln, Auel und Lissendorf treffen, begannen sie stets in großen Kreisen und laut rufend umherzufliegen. Es schien, als wollten sie herausfinden, in welche Richtung sie weiterreisen sollten. Manchmal dauerte das Kreisen über eine Viertelstunde an. Möglicherwei-

se hängt das mit dem Aufbau der Erdkruste an dieser Stelle zusammen. Östlich liegt der vulkanische Killesberg, ihm gegenüber der Hügel, auf dem die Steffelner Kirche steht und im Hintergrund steigt das Land ebenfalls an, so dass man sich in einem längst vergessenen riesigen Vulkankrater wähnt. Die ganze Erde war ja immer unruhig in diesem Teil der Eifel und die Vögel richten sich nach dem Magnetfeld der Erde, wenn sie ihre Wanderungen machen. Vielleicht ist dort eine kleine Störung in diesem Feld, der die Kraniche irritiert. Ich bin nicht Geologe genug, aber seltsam ist ihr Verhalten doch für mich gewesen.