Zwei Schmetterlinge (Schachmatt)

Ein Kohlweiß und ein Schachbrett,
die trafen sich dereinst,
es war dort überm Bachbett,
Herr Schachbrett fand es fein
und folgt der hellen Dame,
die schnell entschwebt...
doch klug Er fragt:
,Wie war Ihr Name?' -
und meint jedoch:
Ich bin am Zug!

Als Antwort folgt ein Weiterflattern
im Blütenduft, von hier nach dort,
Er denkt nur noch ans Ergattern,
Sie sagt sich erst mal: Nichts wie fort! -

und überhaupt - wie dreist, gemein,
mit seiner Art von Gattenwahl,
gar farbenblind, gescheckt und klein,
macht Hoffnung sich
als mein Gemahl!

Er sieht sie wieder
-wilde Jagd !
Jetzt geht's ans Mieder
holde Magd !
Doch nein -
ganz kühl sie wiederum entschwebt,
durch Grün und Bunt...
nur Er, er bebt!
Dies Spielchen wiederholt sich oft,
mit Zickzack und mit Wenden -
Herr Schachbrett hofft,
doch ,s Spielchen will nicht enden
bis dass er merkt -
,Das Spiel ist aus!
Er ist ,Schach-matt' -verkehrte Welt
-Sie - fliegt nach Haus.

So geht es oft, bei Mensch und Tier,

das lernt man hier:
Verschieden sind Interessen;

wo dich der Übermut regiert,
da denkt der andere, "
nur ans Essen.

Walter Heiter, Henfenfeld

Foto: Joachim Schröder, Pronsfeld