Aktuelles Kreisgeschehen


Die Dauner Kaserne wird 45 Jahre alt

Andreas Schneider, Brockscheid

Seit 45 Jahren prägt die Bundeswehr das Bild der Region Daun. Etwa 1.100 Soldaten und Zivilbedienstete versehen ihren Dienst in der Heinrich-Hertz-Kaserne in Daun. Auch Soldaten und Zivilbedienstete aus den beiden anderen großen Standorten in der Nähe - Gerolstein und Büchel - leben hier. Doch die Soldaten verschwinden nicht einfach unbekannt hinter dem Kasernenzaun. Sehr viele stammen aus der Region oder haben hier ihre Heimat gefunden. Sie engagieren sich in Politik, Kirchen und Vereinen sowie der Feuerwehr und anderen Institutionen. Auch als Wirtschaftsfaktor ist ein so großer Arbeitgeber wie die Bundeswehr nicht wegzudenken. Dabei ist die Existenz der Kaserne Daun nicht selbstverständlich, wie ein Blick in die Geschichte zeigt. Aus zahlreichen Reformen und Neuausrichtungen der Bundeswehr ist der Standort Daun jedoch immer wieder gestärkt hervorgegangen. Dies liegt unter anderem auch an dem besonderen Fähigkeitsprofil der Soldaten und Zivilbediensteten des "Dauner Ohres zur Welt", das insbesondere in der heutigen Zeit terroristischer Bedrohungen und der Zunahme der Nutzung moderner Informationstechnologien immer wichtiger wird.

Die Anfänge: Appell auf dem Marktplatz Daun

Zunächst soll der Blick aber in die Anfänge der Dauner Garnison schweifen. Wie kam es zur Standortentscheidung, wie hat sich die Kaserne entwickelt und was ist um sie herum entstanden?

Am 27. Oktober 1965 wurde die Kaserne an die Soldaten übergeben. Ein feierlicher Appell auf dem Dauner Markplatz bildete den

Rahmen. Erstmals marschierten Soldaten der Bundeswehr mit der Truppenfahne am Rathaus vorbei. Jedoch waren diesem Datum viele Bemühungen der Dauner Bevölkerung, Garnisonsstadt zu werden, vorausgegangen. Erste Schritte dazu sind bereits im Oktober 1954 dokumentiert. Die meisten Kriegsschäden waren erfolgreich beseitigt worden. Der Aufbau war in vollem Gange. Man wollte in der Region Daun Gewerbe und Industrie ansiedeln und hatte bereits an den heute so wichtigen Fremdenverkehrszweig gedacht. Die Bemühungen, Industrie anzusiedeln, blieben



zunächst jedoch erfolglos. In einem Schreiben an den Ministerpräsidenten des Landes Rheinland-Pfalz brachte man dies auch zum Ausdruck. Damals erbat man dort zur Kompensation dieses Umstandes die Unterstützung beim Bemühen um die Stationierung einer Kaserne. Eine passende Fläche bot man ebenfalls an -inklusive Standortübungsplatz und Schießanlage. Im Juli 1956 fand eine Ortsbegehung auf dem heutigen Kasernengelände statt. Im Jahr darauf informierte das Bundesministerium der Verteidigung die Stadt Daun offiziell über das Vorhaben, eine Bundeswehreinheit in Daun zu stationieren. Nun ging es aber auch um die Frage, welche Truppengattung die Dauner Kaserne zukünftig mit Leben erfüllen sollte. Der Standortübungsplatz - durchschnitten von der heutigen Bundesstraße 421 (Daun - Dockweiler) - bot nicht die optimalen Voraussetzungen für einen Artillerie- oder Grenadierverband.

Auch für die Bemühungen der Verantwortlichen in Daun, den Fremdenverkehr in der Region anzukurbeln, wäre die Stationierung einer nicht mit lauten Panzern und schweren Waffen kämpfenden Truppengattung förderlicher gewesen.

"Etwas besseres hätte Daun nicht passieren können."

So war die Freude und Erleichterung gleichermaßen groß, als man erfuhr, dass eine Nachrichteneinheit (heute nennt man die Truppengattung "Elektronische Kampfführung (EloKa)") in die neuen Gebäude einziehen sollte, die sich bereits seit Dezember 1961 im Bau befanden. Auch wenn bereits 1963 Richtfest gefeiert wurde, musste zu Beginn teilweise noch unter feldmäßigen Bedingungen in der neuen Truppenunterkunft gelebt werden. Die letzten Gebäude in der Kaserne wurden erst

im Jahr 1966 fertiggestellt. So konnte nach dem Fernmeldebataillon 51 (heute Fern-meldeaufklärungsabschnitt 931) auch der vorgesetzte Fernmeldestab 60 (heute: Fernmeldebereich 93) in die Kaserne einziehen. Die Unterstützung der Bevölkerung - damals ein maßgebliches Entscheidungskriterium für Stationierungsentscheidungen - war immer vorhanden, und das nicht nur in der Phase der Ansiedlung der Kaserne, sondern auch - wie gleich zu lesen sein wird - in den gesamten 45 Jahren der Existenz der Dauner Kaserne. Adolf Waldorf, ehemaliger Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun, wird am 22. März 2010 im Trierischen Volksfreund im Zusammenhang mit der damaligen Entscheidung des Bundesministerium der Verteidigung zitiert: "Etwas Besseres hätte Daun nicht passieren können." Nun richteten sich die Soldaten in der neuen Kaserne ein. Aber auch in den Ausbau der städtischen Infrastruktur floss eine Menge Geld. So waren auf Grund der Bundes-wehransiedlung Zuschusszahlungen für die Erweiterung der Wasserver- und -entsorgung und für den Neubau von Gymnasium und Kirche in Millionenhöhe zu verbuchen.

Schnell gehörten Uniformen zum Alltagsbild. Auch wenn zunächst innerhalb der Stadt eigene Wohnviertel entstanden, wohnte man nicht isoliert. Früh begannen die Soldaten und Zivilbeschäftigten, sich am Gemeindeleben durch Vereinstätigkeit und Teilhabe an kommunalen und kirchlichen Institutionen aktiv zu beteiligen. Die Liste derer, die sich in Daun und den umliegenden Dörfern ehrenamtlich engagieren, ist in einer in den achtziger Jahren erschienenen Chronik bereits sehr lang.

Namensfindung erst nach 20 Jahren

In den besagten Jahren war die Infrastruktur innerhalb der Kaserne auf einem guten Stand, aber einen großen Mangel hatte die Kaserne immer noch. Offiziell hieß sie nur "Truppenunterkunft Daun". Erst 20 Jahre nach ihrer Gründung erhielt die Kaserne einen Namen, der allerdings aller Ehren wert ist: Namenspatron wurde der deutsche Physiker Heinrich Hertz. Er lebte von 1857 bis 1894 und war ein sehr gebildeter Naturwissenschaftler. Er wies

als erster Mensch die Existenz von elektromagnetischen Wellen nach. Diese bilden die Grundlage für jegliche Funkübertragungen. Nach ihm wurde die physikalische Einheit für die Frequenz, also Hertz, benannt.

In den späten achtziger Jahren wurde infrastrukturell weiter investiert. So wurde beispielsweise eine komplett neue Horchzentrale gebaut, in der die Soldaten und Beamten unter optimalen Bedingungen rund um die Uhr militärische Funkverkehre mithören konnten. Bis dato mussten diese Arbeiten teilweise noch in Baracken erledigt werden, die man während der kalten Eifelwinter nur mühsam beheizen konnte - eine Tortur für Mensch und Material.

Bangen um die Existenz der Kaserne

Anfang der neunziger Jahre, kurz nach dem Ende des Kalten Krieges sollten auf die Dauner und ihre Bundeswehr jedoch schwere Zeiten zukommen. Auf Grund des Wegfalls des Warschauer Paktes stand eine Neuausrichtung der EloKa und somit plötzlich eine Schließung der Kaserne und ein Umzug für die Soldaten in Richtung Süden zur Debatte. Im Juni 1993 wurden Pläne aus dem Bundesministerium der Verteidigung öffentlich, die das Ende des Bundeswehrstandortes Daun zur Folge haben konnten. Die Folge waren parteiübergreifende Bemühungen der lokalen Politik für den Erhalt des Standortes Daun. Eine nicht geahnte Solidaritätswelle der Bevölkerung brachte in einer Unterschriftenaktion mehr als 4300 Unterschriften von Dauner Bürgern, die für den Erhalt der Garnison in Daun stimmten. Der damalige erste Beigeordnete und heutige Bürgermeister der Verbandsgemeinde Daun, Werner Klöckner, machte dem zuständigen Minister Rühe in einem Schreiben die enorme Wichtigkeit der Garnison für die Region deutlich, die damaligen Bundestagsabgeordneten Peter Rauen und Elke Leonhard hielten enge Verbindung zum Bundesministerium der Verteidigung. Soldaten und Zivilbeschäftigte sowie deren Familien bangten vor einem drohenden Umzug nach Süddeutschland.

Am 12. Dezember 1993 konnte der Trierische Volksfreund aber titeln: "Bundeswehrstand-

ort Daun bleibt erhalten", und weiter am 13. Dezember 1993: "Diese Entscheidung ist das schönste Weihnachtsgeschenk". Jedoch wurden Schließungsgerüchte bereits zwei Monate später wieder laut. Diese stellten sich kurze Zeit später jedoch als Strohfeuer heraus. Die Dauner Bundeswehr dankte der Bevölkerung damals für ihren Einsatz mit einem Fest. Der Standort Daun wurde nicht nur erhalten - es wurde nun sogar noch weiter investiert und zusätzliche Arbeitsplätze konnten geschaffen werden.

1996 entstand eine komplett neue Antennenanlage. War die alte Anlage bereits weithin zu sehen, so thront die neue Anlage seitdem an ihrer höchsten Stelle knapp 100 Meter über dem Erdboden und wird so weithin als Wahrzeichen der Dauner Kaserne sichtbar. Egal, ob man sich der Kaserne aus Richtung Kirchweiler, Steinborn oder der entgegengesetzten Richtung Manderscheid, Brockscheid nähert. Von allen Seiten kann man die hohen Masten, die die Antenne aufspannen, schon aus weiter Entfernung ausmachen.

Der Aufbruch ins neue Jahrtausend wurde in der Kaserne wieder mit Neuerungen vollzogen. Mitte 2001 öffnete sich die Bundeswehr in ihrer gesamten Breite auch für Frauen. Heute beträgt der Anteil der weiblichen Soldaten in Daun knapp10%. Auch die Uniformen sind deutlich bunter geworden, denn mit der Überführung der EloKa-Truppe von den einzelnen Teilstreitkräften Heer, Luftwaffe und Marine in die neu geschaffene Streitkräftebasis sind in Daun nun Soldaten aller Bereiche der Bundeswehr vertreten. Was sie eint, ist ihr Auftrag der elektronischen Kampfführung.

Ein bisschen Daun gibt es auch in Afghanistan

Diesen Auftrag müssen auch die Dauner Soldaten immer öfter im Ausland ausführen. Ortsschilder von Daun gibt es in Bosnien-Herzegowina, im Kosovo und insbesondere auch in Afghanistan. Ortsschilder werden traditionell von den Heimatgemeinden der Kasernen als besondere Geste ins Ausland gesendet. Die Soldaten hängen diese Schilder an prominenter Stelle auf - so, dass sie die Schilder häufig sehen. Der Autor weiß aus ei-

gener Erfahrung, dass sie immer mit schönen Bildern und Erinnerungen aus der Heimat verknüpft sind und so dazu beitragen, die Trennung von Familie und Freunden erträglich zu machen. Der Einsatz in Afghanistan ist auch Ursache für die bisher schwersten Momente in der Heinrich-Hertz-Kaserne. Bereits auf dem Heimweg befindlich verlieren am 7. Juni 2003 vier Soldaten ihr Leben bei einem Anschlag in Kabul. Zwei von ihnen sind Angehörige der Dauner Heinrich-Hertz-Kaserne. 29 weitere Soldaten - auch Dauner - erleiden schwere Verwundungen. Auch hier zeigte die Bevölkerung eine beeindruckende Anteilnahme. An der Dauner Kirmes wird die Aktion "Hilfe für Freunde" zugunsten der Opfer des Anschlags ins Leben gerufen.

In heutigen Bedrohungsszenarien ist die Gewinnung von Informationen von außerordentlicher Bedeutung. Darum sind die 1.100 Soldaten und Zivilbediensteten in der HeinrichHertz-Kaserne fit für die Herausforderungen der Zukunft.

Wie sich diese Herausforderungen genau darstellen werden, kann niemand voraussagen. Einem können sich die Soldaten jedoch immer sicher sein: der Unterstützung der Bevölkerung der Region Daun, der sie ja selbst angehören. Die Vergangenheit hat mehrfach gezeigt, dass dieses Team immer eine starke Verbindung war. Sie wird genau so auch ein erfolgreiches Rezept für die gemeinsame Zukunft sein.

Extra:

Ende Juni 2010 wurde das Standortjubiläum mit einem Tag der offenen Tür in der HeinrichHertz-Kaserne gebührend gefeiert. Mehrere Tausend Bürger aus der Region Daun informierten sich über die Arbeit der Soldaten und zivilen Mitarbeiter. Neben der Vorstellung der täglichen Arbeit der uniformierten und zivilen Angehörigen des "Dauner Ohres zur Welt" beteiligten sich auch Vereine und Institutionen der Region wie Feuerwehr, Rettungsdienst, THW und Musikvereine an dem gelungenen Fest. Auch dies ist wieder ein Beispiel für die guten Verbindungen zwischen Bundeswehr und Bevölkerung in unserer Region.