Der folgende Tag mit Pfarrer Schmidt

Günter Bill, Deudesfeld

Ich glaube, es war im Jahre 1950, es war wieder ein so genannter Jugendbekenntnistag angesagt, zu welchem wir Jugendliche selbstverständlich hin mussten. Natürlich gingen wir auch an diesem schönen Sonntagnachmittag nach Manderscheid, denn in der dortigen Kirche war der Treff. Wer alle mit von der Partie war, kann ich heute nicht mehr sagen, wir waren mit fünf bis sechs Jungen. Wir gingen jedoch nicht in Manderscheid in die Kirche, sondern schnurstracks in das Restaurant „Zu den Burgen". Hier war Hildegard Grandjean zu dieser Zeit Inhaberin, d.h., sie führte den Betrieb ihres Vaters. Der Nachmittag ging im Fluge vorbei, gegen Abend kratzten wir unser restliches Geld zusammen und bestellten uns Stölben Pit mit seinem Taxi. Da wir auch noch schlau sein wollten, ließen wir uns bis auf die Steinmauer fahren, anschließend gingen wir zu Fuß ins Dorf.

Ich musste nun meiner Mutter vom Jugendbekenntnistag berichten, z.B. wie viele Leute, wen ich getroffen hatte und alles Mögliche, was man so gefragt wird. Es schien alles gut und in Ordnung zu sein, dachte ich zumindest. Der nächste Tag, es war ein ganz normaler Montag, mein Vater und ich waren im Laden beschäftigt. Vor unserem Laden-Schaufenster spazierte unser Pfarrer Schmidt auf und ab, mir schwante schon Unheil. Auf einmal hatte meine Mutter ihn erblickt und sagte, was muss der Pastor von unserem Fenster wohl wollen? Was soll der wollen, sagte ich, der spekuliert nur so. Aber er spekulierte sehr lange und so ging meine Mutter nach draußen und fragte nach seinem Begehren.

„War ihr Sohn auch gestern in Manderscheid?", fragte er meine Mutter, die dieses ja bejahen musste, wie ich ihr ja berichtet hatte. Nun klärte er auf und erzählte vom Besuch im Restaurant und der anschließenden Taxifahrt, von wegen Jugendbekenntnistag, meine Mutter fiel aus allen Wolken, als der Pastor alles erzählt hatte. Er war genau informiert, von wem, haben wir Jugendlichen nie erfahren. Von diesem Tag an bin ich nie mehr zu einem Jugendbekenntnistag geschickt worden.