Pfingstzelten -

früher und heute wieder!

Harald Billen, Niederstadtfeld

Anfangs der 80er Jahre war es Brauch an Pfingsten mit den älteren männlichen Jugendlichen des Dorfes zelten zu gehen. Der Marschbach, genau an der Grenze zwischen Wallenborn und Niederstadtfeld gelegen, bot den nötigen Abstand zum Dorf.

Hier, nahe einer kleinen Brücke, wurde damals immer am gleichen Ort aus Pfählen und Planen eine Unterkunft zusammengebaut, kein Luxus aber zweckmäßig. Der Boden dieser Behausung wurde mit Stroh ausgelegt, und fertig war das Lager für die kommenden Nächte. Ein Lagerfeuer mit einigen Heuballen als Sitzmöglichkeit komplettierte die damals recht karge Ausstattung. Die Getränke, meist Bier, wurden zur Kühlung in die „Moarschbaach" gestellt. Die Verpflegung bestand aus Grillwürstchen und Steaks und das, wenn ich mich richtig erinnere, zu jeder Tages- und Nachtzeit.

Besonders in Erinnerung blieb mir das damals übliche Ritual für diejenigen, die zum ersten Mal beim Zelten dabei waren. Diese mussten ein möglichst ungenießbares Butterbrot, welches die Älteren mit viel Freude schmierten, essen. Hier war dann auf einem Brot Nutella, Senf, Pfeffer, Salz, Paprika usw. zu finden. Der Phantasie der Brotschmierer waren da keine Grenzen gesetzt. Sehr zum Leidwesen derer, die dann das Brot essen mussten. Manche haben die Brote, zumindest nach außen hin, ganz cool gegessen. Viele scheiterten aber auch schon beim ersten Biss in das Leckerle, sehr zur Freude der anderen.

Sonntags abends sind wir zu Fuß nach Wallenborn zum Schützenfest gegangen, nach zwei Tagen am Lagerfeuer, natürlich ohne Dusche und jegliche Wäsche. Wahrscheinlich haben wir ein besonderes „Aroma" damals hinter uns her gezogen.

Egal, wir hatten großen Spaß, und das zählte. Pfingstmontag wurde das Lager wieder abgebaut und die Heimreise angetreten.

20 Jahre nach dem letzten Pfingstzelten 1986 haben wir diesen Brauch 2006 wieder aufleben lassen. Alle zwei Jahre findet jetzt dieses Treffen wieder statt. Das Ganze ist ein wenig komfortabler geworden. Die Unterkünfte sind jetzt richtige Zelte, ein großes Gemeinschaftszelt ist da und jeder besitzt einen bequemen Stuhl am Feuer. Der Marschbach ist zwar noch da, aber ein Kühlwagen übernimmt jetzt die Getränke. Die Energieversorgung stellt ein Stromaggregat sicher.

Auch die Verpflegung hat sich etwas gewandelt. Natürlich wird noch viel gegrillt, im letzen Jahr sogar ein Spanferkel. Aber es gibts jetzt z.B. morgens Frühstück mit Kaffee und Brötchen oder auch mal ne bestellte Pizza. Dennoch hat dieses Pfingstzelten für uns immer noch das besondere Flair. Die Stimmung am Lagerfeuer, wenn Lieder gesungen werden oder das Gegröle am „Haus-tuppen" wenn jemand den Nagel mal wieder nicht trifft! Es werden die Geschichtchen von früher erzählt und sich über manches schlapp gelacht. Wir hatten, und haben immer noch, eine gute Gemeinschaft unter uns „Männ".

Dies belegt auch die Tatsache, dass die meisten von denen, die früher mitgingen, auch heute wieder dabei sind. Das Schöne ist, dass man die Leute, die mitmachen, noch genauso sieht wie früher. Auch wenn wir über 20 Jahre älter sind, Familien haben und jeder seinen Beruf, so hat sich an der Atmosphäre wenig verändert. Ob es jetzt Ingenieure, Meister, Physi-otherapeuten oder sonst was ist, die da am Feuer sitzen, es wird irgendwie über denselben Quatsch gelacht wie damals!