Brennholz

Gustav Winter, Daun-Pützborn

Es war ein strenger Nachkriegswinter 1946/1947 und wir drei jungen Sparkassenmänner Hugo Stolz, Josef Kuhl*) und ich froren wie die Schneider. Unser Büro war die Sparkassenzweigstelle in Gerolstein, Bahnhofsstraße. Da halfen auch die Zeitungen nicht viel, die wir uns auf die Oberschenkel legten, um die Kälte abzuhalten. Zudem gab es in dieser Zeit nur karges Essen, wir hatten keine Fettreserven. Die Kleidung war Nachkriegsware. So hatte ich mir das aus amerikanischer Kriegsgefangenschaft mitgebrachte Oberhemd färben und zu einem Blouson umarbeiten lassen. Wir brauchten unbedingt Holz für unseren Ofen, der Schalterraum, Büro und Buchhaltungszimmer beheizen mußte. Da war guter Rat teuer, denn keiner von uns besaß daheim ein Waldstück oder sonstige Holzreserven. Und die Hauptstelle in Daun konnte uns auch nicht helfen, denn das war ein örtliches Problem.

Doch wir wurden aktiv. Nach einem ausführlichen Gespräch mit der Forstverwaltung wurde uns Fichtenholz aus einem Windwurf zugeteilt. Waldarbeiter standen allerdings nicht zur Verfügung. Jeweils am Mittwoch- und Samstagnachmittag zogen wir mit Axt und Bügelsäge zur Windwurfstelle und arbeiteten bis zum Einbruch der Dunkelheit. Manche Freizeitstunden waren notwendig, bis die angestrebten vier Raummeter fein säuberlich aufgestapelt waren. Jetzt brauchen wir einen guten Menschen, der uns das Holz aus dem Wald abtrransportiert. Dieser gute Mensch war Matthias Klasen aus Lissingen. Er holte mit seinem LKW das Holz und brachte es bis zum Lagerplatz an der Kyllwiese (zwischen Brücke und neuem Rathaus), denn die Sparkassenzweigstelle hatte ja keinen eigenen Hofraum. Josef Pesch aus Pelm war bereit, mit seiner mobilen Kreissäge das Holz zu schneiden, wenn, wie das in der RM-Zeit üblich war, die zweifache Menge an Dieselöl gestellt würde. Eine gute Bekannte von mir, Gerda, die Tochter eines Steinbruchbesitzers aus Hohenfels, fand auch hier eine Lösung und brachte uns einen halben Kanister Dieselöl.

War das ein Bild, als Josef Pesch mit dem Ungetüm, der selbstgebauten mobilen Kreissäge, an der Kyll Position bezog und wir drei Sparkassenmänner assistierten: Holz anreichen, abnehmen, stapeln. Nun ja, wir machten das gerne, denn schließlich wollten wir Brandholz für unseren Ofen bekommen. Ein hilfsbereiter Rentner aus Gerolstein war bereit, gegen ein Pfund Butter das Holz ofenfertig zu hauen. Was hatten wir eine Freude an unserem Holz! In jeder Mittagspause wurden Ortsbesichtigungen vorgenommen, denn in dieser mageren Zeit hätten auch andere sich für unser Holz interessieren können. Inzwischen hatten wir unseren Kellerraum aufgeräumt und gesäubert, denn das Holz sollte einen würdigen Lagerplatz bekommen.

Wir waren sehr zufrieden, und es machte uns richtig froh, nach all der Arbeit bald einen Vorrat an Brennholz zu haben. Ja, mit großer Sorgfalt hatten wir jedes auftauchende Problem gelöst, wir waren direkt stolz auf uns und dankbar für die vielseitige Hilfe. Nur an eines hatten wir nicht gedacht: an Hochwasser an der Kyll. Und so kam, womit wir nie gerechnet hatten. Unser gesamter Holzvorrat wurde vom Hochwasser weggeschwemmt.

Anmerkung:

Der Autor stammt aus Pelm und lebt heute in Daun-Pützborn, Hugo Stolz war Gerolsteiner und ist 1954 in Spanien gestorben. Josef Kuhl kam aus Gees und ist 2001 als P.DrJosef Kuhl SVD in St.Wendel gestorben.