St. Quirinus-Glocke in Dockweiler

P. Dr. Herbert Schneider, Hürtgenwald

Unter den Glocken des Kirchturms der Pfarrkirche Dockweiler gibt es eine Glocke, die eine besondere Aufmerksamkeit erregt. In sie ist ein Quirinus-Pilgerzeichen eingelassen. Schon im Mittelalter wurden viele Quirinus-Pilgerzeichen in Glocken eingelassen. Die Menschen erhofften sich durch die Fürsprache des heiligen Quirinus Schutz vor schweren Krankheiten, vor allem vor der Pest. Auf der Glocke wird der Heilige als Ritter mit Speer und Fahne dargestellt. Die gegenüberliegende Seite der Glocke zeigt eine Figur mit einem Buch in der Hand. Es ist wohl die Figur der Balbina, der geheilten Tochter des Quirinus. Die Legende berichtet von Quirinus, dass er ein römischer Stabsoffizier während der Regierungszeit von Kaiser Hadrian (117-136 n. Chr.) war. Er hatte gefangene Christen zu bewachen, unter denen sich auch Papst Alexander I. befand. Als die Tochter des Quirinus namens Balbina lebensgefährlich an einem Halsleiden erkrankte und durch Papst Alexander geheilt wurde, trat Quirinus zum Christentum über und ließ sich taufen. Der Papst hatte zu Balbina gesagt, zu den Ketten von Sankt Peter zu gehen und sie zu küssen. Dann werde sie gesund. Quirinus und Balbina fanden die Ketten und Balbina wurde gesund.

Der Übertritt zum Christentum brachte Quirinus aber den Märtyrertod ein. Hände und Füße wurden ihm abgeschlagen, die Zunge herausgerissen und sein Leib von Ochsen durch den Dreck geschleift.

Als im 13. Jahrhundert in Neuß die romanische Münsterkirche erbaut wurde, erhielten dort die Reliquien des heiligen Quirinus eine würdige Aufbewahrung. Das Kerngebiet der Quirinus-Verehrung liegt bis heute zwischen Rhein und Maas. Die Dockweiler Quirinus-Glocke wird auf das Jahr 1470 datiert. Im Blick auf seine Bekehrung wird Qui-

rinus auch im weißen Gewand des bekehrten Volkstribuns dargestellt, nicht mehr in Soldatenrüstung mit dem Schild, wie er vom Vierungsturm des Domes als Stadtheiliger von Neuß in das Land schaut.

Der Franziskaner und weithin bekannte Künstler Pater Laurentius Englisch von Vossenack in der Nordeifel, wo er am Franziskus-Gymnasium Kunstlehrer war, hat in einer Zeichnung den heiligen Quirinus im weißen Gewand des bekehrten Volkstribuns dargestellt. Er umarmt seine Tochter Balbina, die die Ketten küsst, welche durch den Glauben zerfallen. Die Figur auf der Glocke in Dockweiler zeigt ebenfalls den Soldaten mit dem Speer und den Christen mit der Fahne, die auf die Auferstehungsfahne hinweisen mag. Auch von dieser Figur hat Pater Laurentius eine Zeichnung angefertigt.

Pater Laurentius schreibt zu seiner Zeichnung des hl. Quirinus von Neuß: „Unser Leben ist zuweilen wie ein Kerker, den wir gar noch bewachen. Auch bewachen wir unsere Mitmenschen nicht immer in Liebe, oft wird der Weggenosse zum Gegner. Das macht unfrei und krank. Die Glaubensumkehr bestünde darin, uns in Güte und Zärtlichkeit zu begegnen. Unser Lebensweg wird dann nicht zum Todesweg. Bei aller Brüchigkeit und Mühsal schauen wir befreit dann wie Quirinus ins weite Land, wenn wir im Glauben Gott vertrauen." Ebenfalls kann die Fahne des hl. Quirinus auf der Glocke von Dockweiler weit in das Land erkannt werden, wenn die Glocke geläutet wird. Sie ruft uns dann zum Aufbruch zu neuem Leben auf Grund der Auferstehung Jesu Christi.

Die nebenstehende Zeichnung stammt von Laurentius Englisch.