Gerolsteiner Graf mit Liebeskummer

Die unglückliche Liebe des Grafen Johann Philipp von Manderscheid-Blankenheim zu Gerolstein (1558-1629) zur Markgräfn Maria Jakobe von Baden (1558-1597)

Heinz Schmitt, Trier

Im Jahre 1585 fand in Düsseldorf eine der prächtigsten Hochzeiten statt, die in deutschen Landen je gesehen worden war. Der mächtige Herzog Wilhelm V. von Jülich-Kleve-Berg und Mark (1516-1592) verheiratete seinen Sohn und designierten Nachfolger Johann Wilhelm (1562-1609) mit der Badischen Markgrafentochter Maria Jakobe. Während der Feierlichkeiten ahnte niemand, dass dies nicht der Beginn eines Märchens, sondern der Auftakt zu einer Tragödie sein sollte. Der Düsseldorfer Hofschreiber Dietrich Graminaeus hat das eine ganze Woche dauernde Ereignis in allen Einzelheiten geschildert.

Die Braut Jakobe kam 16. Januar 1558 als Erstgeborene des Markgrafen Philibert von Baden (1536-1569) und seiner Frau Mechtild von Bayern (1532-1565) zur Welt. Schon mit 7 Jahren verlor sie 1565 ihre junge Mutter durch das Kindbett und als 4 Jahre später ihr Vater in der Hugenottenschlacht bei Moncontour fiel, war sie mit ihren drei Geschwistern Vollwaise geworden. So kam sie als Elfjährige an den Münchener Herzogshof, das Elternhaus ihrer Mutter, wo sie unter den Augen ihrer Großmutter Jakobäa Maria (1507-1580) aufwuchs und im katholischen Glauben erzogen wurde, von dem ihr Vater sich abgewandt hatte. Am Münchener Hof begegnete die junge Jakobe erstmals dem gleichaltrigen Grafen Johann Philipp von Manderscheid zu Gerolstein. Johann Philipp, meist kurz wie sein Vater Hans genannt, war ein Sohn des Gerolsteiner Grafen Hans Gerhard (1536-1611) und der Wild- und Rheingräfin Margarethe zu Dhaun (15401600). Er erblickte am 27. August 1558 auf der Burg zu Gerolstein das Licht der Welt. Für das Erscheinen Hans Philipps am Münchener Hof waren Winkelzüge und Machenschaften verantwortlich, die in den politischen

Verhältnissen der Zeit ihre Ursache hatten. Graf Hans Gerhard hatte bei der Sorge um seine zahlreichen Nachkommen Hans Philipp für den geistlichen Stand vorgesehen und dieser war bereits mit 12 Jahren zum Mitglied der Domkapitel in Köln und Straßburg nominiert worden. Als er weiter herangewachsen war, ging er zum Studium an die Universität im französischen Dole.

Im Jahre 1577 stand dann in Köln die Wahl eines neuen Erzbischofs und Kurfürsten an, der eine große politische und religiöse Bedeutung zukam. Einer der Bewerber, Herzog Ernst von Bayern (1554-1612), ein Cousin Jakobes, war als Katholik gleichermaßen der Favorit der Kurie, des Kaisers und des spanischen Königs wegen dessen Niederländischen Interessen, auch wenn der Kandidat wegen seiner Frauengeschichten alles andere als eine Zierde seines Bekenntnisses war.

Um aber Ernst wählbar zu machen, musste er zuvor reguläres Mitglied des Kölner Domkapitels geworden sein. Da aber die Zahl der Dom-kanonikate vorgegeben war und alle Stellen besetzt waren, blieb nur die Möglichkeit, dass ein Mitglied freiwillig oder unfreiwillig zurücktrat. Hierzu hatte man nun den jungen Hans Philipp ausersehen. Herzog Wilhelm von Jülich hatte Hans Philipps Vater Hans Gerhard dazu überredet, seinen Sohn zum Verzicht zu bewegen, natürlich gegen das Versprechen finanziellen Ausgleiches. Hans Philipp war davon durchaus nicht begeistert und sträubte sich zunächst, die ein-kömmliche Domherrenstelle aufzugeben. Als ihn aber bald darauf in Dole eine weitere, diesmal schärfer abgefasste Aufforderung zum Verzicht erreichte, beugte er sich dem Druck und willigte in das Geschachere ein. Gegen eine angemessene Entschädigung resignierte er

schließlich 1577 und Ernst konnte in das Kölner Kapitel einziehen. Auch wenn Ernst in der anschließenden Bischofswahl gegen Gebhard Truchsess noch unterlag, erzeigte er sich in der Folge dankbar, indem er Hans Philipp an den Münchener Hof und in seine Umgebung zog. So finden wir Hans Philipp auch später in seinem Gefolge, als Ernst 1581 als neugewählter Bischof in Lüttich einzog. Hier in München lernte Graf Hans Philipp dann sehr bald die junge anmutige Markgräfin Jakobe von Baden kennen und lieben. Wie so oft überwand auch bei ihnen die Liebe alle Standesunterschiede. Als Graf stand Hans Philipp nämlich im Range niedriger als Jakobe, die als Markgräfin dem Fürstenstand angehörte. Dies dürfte auch der Grund gewesen sein, dass sie ihre Liebe zunächst im Verborgenen blühen ließen und sich auch in aller Heimlichkeit, aber doch förmlich, verlobten. Jakobes intime Anreden an Hans Philipp in ihren Briefen, wie etwa: Mein herz aller liebster schätz oder Mein gar herzallerliebster Schatz, zeigen die große Liebe und tiefe Vertrautheit der beiden. Auch lassen die folgenden Passagen aus ihren Briefen keinen Zweifel daran, wie ernst es beiden war. Jakobe an Hans Philipp: Ich bedanck mich zum höchsten, daß Ihr, mein alter auserwelter Schatz, so oft an mich gedenckt und mir so offt schreibt, das mich dann hoch erfrewet, als was mir für Freudt ein Tag in der gantzen Welt konnte zustehen. Oder: Ich thue mich Euch hie-mit gar in Grundt Euers Hertzens befehlen, als meinen hertzliebsten Schatz. Datum in großer Eyll, geschrieben bei der Nacht von der, so euch mit Treuen minnt und minnt bis in Tod. Hans Philipp hatte an Jakobe geschrieben, sie möge ihn nicht vergessen und keinem andern Zugang zu ihrem Herzen gewähren, worauf sie antwortet: Ich hab auch aus Eurem Schreiben vernommen, daß Ihr mich bitt, Ich solt Euer nit vergessen, und Euch kein andern verdringen lassen, so seyet deßelbigen halben ohne alle Sorg, wollt Gott, daß Ich so gewiß bei Euch nit verdrungen werde, als Ihr bei mir. Ich wolt gewiß nit mehr begeren.

Von Hans Philipp stammt auch die wunderschöne Beschreibung von Jakobes äußerer Erscheinung, die er uns in Versform hinterlassen hat:

Markgräfin Jakobe von Baden (1558-1597), Geliebte und Verlobte des Gerolsteiner Grafen Hans Philipp von Manderscheid-Blankenheim (1558-1629)

Euch goldgelben Haare, Euch diamanten Augen, Niemand sie malen kann so schön mit der Hand! Wie Rubine so fein sind ihre Lippen! Zum Dank für seine frühere Resignation und Wahlunterstützung sorgte Ernst dafür, dass Hans Philipp 1583 anstandslos wieder ins Kölner Kapitel aufgenommen wurde, als dort ein Platz frei wurde. So gehörte Hans Philipp auch zu Ernst's Wählern, als dieser im selben Jahr endlich am Ziel war und zum Erzbischof und Kurfürst von Köln gewählt wurde. Von Anfang an hatte Jakobes Cousin, Herzog Ferdinand von Bayern (1550-1608) ihren Umgang mit Hans Philipp argwöhnisch beobachtet und alles getan, ihren gegenseitigen Verkehr zu unterbinden und die beiden auseinander zu bringen, vermutlich vor allem, weil ihm der Standesunterschied nicht behagte, obwohl er selbst mit einer Bürgerlichen weit unter Stand geheiratet hatte.

Dies blieb den beiden nicht verborgen und Hans Philipp ahnte wohl schon bald, dass er Jakobe verlieren würde, weil man andere Pläne mit ihr hatte, als sie einem unbedeutenden Eifelgrafen zu überlassen. Hierzu schreibt Jakobe an Hans Philipp: So sollt Ihr wissen, so wahr mir Gott helff, wann Hertzog Ferdinand noch so viel an-

JORAN PHILP. GRATr VON HAMDERSCHEIDT.

Graf Hans Philipp von Manderscheid-Blankenheim zu Gerolstein (1558-1629)

haltet, daß ich Euch nicht will auffgeben, und sollt ich mein Leben darinn lassen, das glaubt mir, so fromm ich von Ehren bin, Ich wollt mich eher williglich in den Tod geben. Ich bitt Euch, mein Schatz, Ihr wollt mir bald wieder schreiben, dann ich sonst kein Ruh hab. Euer mit dem Hertzen allzeit gedacht. Jakobe spielte also mit Selbstmordgedanken, wenn man ihr die Ehe mit Hans Philipp unmöglich mache. Aber zuletzt sollte es Ferdinand und seinem Bruder Ernst in Köln doch gelingen, weil die politische Großwetterlage ihnen in die Hände spielte. Im Herzogtum Jülich erwartete man in absehbarer Zeit das Ableben des alten Herzogs Wilhelm. Nach dem Tod des eigentlichen Erbprinzen Karl Friedrich 1575 in Rom stand als Nachfolger nur noch der damals schon zur Regierung untaugliche zweite Sohn Johann Wilhelm zur Verfügung, der aber als erwählter Bischof von Münster hierzu erst in den weltlichen Stand zurückkehren musste. Ihn hoffte man später als willenlose Schachfigur beliebig hin und her schieben zu können. Um mit einer streng katholischen Gattin die katholische Position am Niederrhein zu stärken

und die Interessen Kölns, Bayerns, Brüssels und Spaniens zu bündeln, verfiel man auf Jakobe als Braut für Johann Wilhelm. Auch der Papst und der Kaiser drängten auf eine Hochzeit, um für den Fall des Falles kein Vakuum entstehen zu lassen. Für den Papst betrieb Erzbischof Ernst und für den Kaiser ausgerechnet Hans Philipps Verwandter aus Blankenheim, Graf Hermann von Manderscheid, die Brautwerbung. Spätestens jetzt muss Hans Philipp die Aussichtslosigkeit seiner Werbung klar geworden sein. Schon im Mai 1584 wurde endgültig über die Heirat mit Herzog Wilhelm verhandelt und die Sache war so gut wie abgemacht. Jakobe hatte sich zu fügen und musste ihre Liebe endgültig der Staatsräson opfern. Am Sonntag, dem 16. Juni 1585 fand dann die festliche Trauung statt.

Die ersten Jahre nach der Hochzeit waren für Jakobe noch in etwa erträglich. Dann aber traten die geistigen und körperlichen Defizite ihres Mannes immer mehr zu Tage. Auch blieb der sehnlich erwartete Nachwuchs aus, der das drohende Erlöschen des Herzogshauses verhindern sollte. Der gebrechlich gewordene Herzog Wilhelm verfiel zusehends und ließ zuletzt die Zügel kraftlos schleifen. 1592 trug man ihn mit großem Pomp zu Grabe. Da sein Sohn Johann Wilhelm auf Grund seines Zustandes inzwischen praktisch regierungsunfähig war, fiel zwangsläufig Jakobe die Wahrnehmung der Staatsgeschäfte zu. Hierbei geriet sie bald in Gegensatz zu den in den letzten Jahren unter Herzogs Wilhelrns altersbedingter Schwäche immer mächtiger gewordenen Räten. Diese hatten zuletzt nur noch in die eigene Tasche gewirtschaftet und dachten nicht daran, sich ihren Enfluss von Jakobe beschneiden zu lassen. Auch anderweitig hatte sie kurzsichtig und unglücklich taktiert. Wohin sie blickte, sah sie ihren Rückhalt schwinden. Zuletzt geriet sie zwischen alle Fronten. Als der Vatikan eine Eheauflösung oder Annullierung ablehnte, mit der man die ungeliebte Herzogin elegant losgeworden wäre, waren sich im Stillen bald alle einig, der Tod Jakobes wäre die einfachste, billigste und endgültigste Lösung aller Probleme und der entstandenen Staatskrise. Zuerst versuchte man ein oft bewährtes Mittel und wollte sie vergiften. Aber der auf-

rechte Leibarzt Dr. Reiner Solenander, dem man die Durchführung des Verbrechens zugemutet hatte, wies das Ansinnen entrüstet zurück und antwortete dem gewissenlosen Marschall Schenkern mutig, er sei lieber dazu bereit, sein Leben daran zu geben als sich und seiner Kunst einen solchen Schandfleck anzuhängen, indem er die Rolle eines Abdeckers übernehme. So mussten andere Wege gefunden werden. Sorgfältig suchte man nun alles zusammen, was irgend gegen Jakobe vorgebracht werden konnte, um sie vor den Landständen und schließlich dem Kaiser zu verleumden und in Mißkredit zu bringen. Man hörte sie heimlich ab und beobachtete sie sogar in ihrem Schlafgemach. Schließlich beschlagnahmte man ihre Papiere und gelangte so an die einst von Hans Philipp an Jakobe geschriebenen Liebesbriefe. Endlich wurden ihr Ehebruch, Vergnügungssucht, Verschwendung und sonst noch alles mögliche vorgeworfen. Haupttriebfeder des Kesseltreibens gegen Jakobe war ihre Schwägerin Sibylle, eine bigotte Intrigantin ersten Ranges, die ihre Stellung gefährdet sah, falls Jakobe zur uneingeschränkten Regentschaft gelangt wäre. Selbst Jakobes frühere Verbindung zu Hans Philipp hatte Sibylle zum Gegenstand ihrer Verleumdungskampagne gemacht und als eigenen Anklagepunkt vorgebracht. Sie versuchte, die Beziehung in den Schmutz zu ziehen, aber wie verachtenswert das war, geht aus Jakobes Antwort mehr als deutlich hervor, die tief gekränkt aber mit reinstem Gewissen dagegenhielt: was etwa zwischen mir und Hanß Philipsen, Grauen zu Manderscheit und Blankenheimb zu Geroltstein, vor meiner Ver-mälung, am Fürstl. Bayrischen Hoff, in christlicher Zucht, Freundtschaf und Ehren vorgelaufen seyn mag, war alles dermaßen beschaffen, daß mir solches von keinem Ehrliebenden und Unpartheyischen mag vorgeworfen, sondern vielmehr zu rechten, frommen, beständigen und aufrichtigen Gemüt - da es der Allmächtige also hätte versehen gehabt, daß wir zum h. Ehestand zusammenkommen wie nicht - soll und muß gedeutet und verstanden werden. Jakobe hätte somit auch eine unstandesgemäße Hochzeit in Kauf genommen, nur um Hans Philipp ganz zu dem Ihren zu machen, wenn es

denn Gottes Wille gewesen wäre. Ihre Verlobung hatte sie in aller Unschuld als Vorbereitung auf die Ehe mit Hans Philipp angesehen. Zurecht hatte sie sich in keinster Weise etwas vorzuwerfen.

Und sie versäumte nicht, in ihrer Verteidigungsschrift Sibylle die Schäbigkeit ihres Verhaltens vorzuhalten, die sich in treulosester Weise die Anschuldigungen ihrer Gegner zu eigen mache und ihr sogar Vorhaltungen auf sittlichem Gebiet mache. Das Fräulein sollte sich doch als noch im Jungfernstand lebend enthalten, aller Ehrbarkeit entgegen solch grobe, greuliche, unehrbare und unzüchtige Dinge zu unterschreiben, deren sich eine schlechte, gemeine, alte und erfahrene Frau vor Gott und den Leuten schämen sollte. Trotzdem zog sich die Schlinge um Jakobes Hals nun unerbittlich zu. Zunächst versagte man ihr jeden Kontakt zur Außenwelt und stellte sie im Düsseldorfer Schlossturm unter Hausarrest, was einer Gefangenschaft gleichkam. Von ihrem verrückt und tobsüchtig geworden Gatten, der selbst zum eigenen Schutz festgesetzt worden war, hatte sie nichts zu erwarten, im Gegenteil. Dieser hatte sich inzwischen völlig von ihr abgewandt und jegliches Interesse an ihr verloren. Er wünschte gar ihren Untergang und äußerte ohne sichtliche Regung, man solle die Herzogin abschaffen. Nicht einmal ihr Cousin Ernst in Köln konnte etwas für sie tun.

Von diesen Vorgängen in Düsseldorf hatte sicherlich auch Hans Philipp Kenntnis. Aber ohnmächtig musste er aus der Ferne zusehen, wie seine große Liebe von verantwortungslosen, nur auf ihre Macht bedachten Räten und einer hasserfüllten Schwägerin dem Tod geweiht wurde. Da aber eine endgültige Entscheidung des Kaisers über Jakobes Schicksal weiter auf sich warten ließ, und es zudem nicht sicher war, ob sie uneingeschränkt gegen Jakobe ausfallen würde, entschloss man sich, Tatsachen zu schaffen und griff zum letzten Mittel, dem Mord. In der Nacht vom 2. auf den 3. September 1597 war es soweit. Als Jakobe am Abend zu Bett ging, war sie vollkommen gesund und soweit es die Umstände zuließen, guter Dinge. Sie hatte sogar noch Besuch empfangen und keinerlei Beschwerden geäußert. Am Morgen lag sie tot

Herzog Johann Wilhelm von Jülich-Kleve-Berg und Mark (1562-1609), Gemahl der Markgräfin Jakobe von Baden

im Bett. Zweifelsfrei war sie ermordet worden. Male an ihrem Hals lassen auf Erdrosseln und gleichzeitiges Ersticken, etwa mittels eines Kissens, schließen. Hierfür können nur ihre Bewacher in Frage kommen, da sonst niemand Zugang hatte.

Man bemühte sich erfolgreich, die Umstände zu vertuschen, Beweise zu vernichten und einen natürlichen Tod vorzutäuschen. So wurden die Mörder nie zur Rechenschaft gezogen. Jakobe wurde in aller Eile und ohne großes Aufsehen in der Düsseldorfer Kirche der Kreuzherren begraben.

Auch wenn man ihr Naivität und politische Unklugheit vorwerfen kann, so ist sie doch heute rehabilitiert und wird als Opfer politischer und privater Ränke angesehen. Graf Hans Philipp hat seine große Liebe Jacobe nie vergessen und ihren Tod vermutlich nie ganz verwunden. In den Quellen heißt es, ihm sei eine überaus schwerliche Blödigkeit zugestanden, dadurch er an seinem rechten

Verstand verletzt. Das heißt, er wäre über das Geschehen in Depressionen verfallen und schwermütig geworden. Andere schreiben sogar, er sei in Raserei verfallen und bald danach in der Blüte seiner Jahre im Ausland gestorben. All dies ist falsch.

Sicherlich wird Graf Hans Philipp anschließend längere depressive Phasen durchgemacht haben, aber er war keineswegs trübsinnig oder lebensuntüchtig geworden. Auch bewies er seiner großen Liebe Jakobe über ihren Tod hinaus die Treue, indem er später nie geheiratet hat. Schon früher hatte er Jakobe geschrieben, dass keine andere Frau ihn reizen könne, als sie allein: Niemand, die ich ansah, zu reizen mich vermag.

Nach Jakobes Hochzeit scheint er sich zeitweise in spanischen Diensten befunden zu haben und zog sich dann im Alter in seine Heimat Gerolstein zurück. Das grausige Geschehen der Septembernacht von 1597 im Düsseldorfer Schlossturm überlebte er um fast 32 Jahre. Denn Graf Hans Philipp von Manderscheid-Gerolstein starb erst am 6. Januar 1629 im Alter von 70 Jahren und fünf Monaten in der fünften Morgenstunde auf der Burg zu Gerolstein und wurde neben seinen Eltern Hans Gerhard und Margarethe begraben. So berichtet es uns der wohlinformierte Gerolsteiner Amtmann Johann von der Düssel, ein Vertrauter des Grafen, in seinen um 1635 zusammengetragen Kollektaneen zur Geschichte des Manderscheider Grafenhauses. Wer das bisher geltende Sterbejahr 1620 in die Literatur eingeführt hat, konnte nicht festgestellt werden. Es ist jedenfalls unzutreffend und entsprechend zu berichtigen.

Literaturhinweis:

HAUPT, THEODOR VON, Jacobe, Herzogin zu Jülich, geborene Markgräfin von Baden, Koblenz 1820 KAUFMANN, KARL LEOPOLD, Jacobe von Baden. Die unglückliche Braut des Eifelgrafen, in: Eifelkalender 1935, S. 36-41 MUSCHKA, WILHELM, Opfergang einer Frau. Lebensbild der Herzogin Jakobe von Jülich-Kleve-Berg, geborene Markgräfin von Baden, Baden-Baden 1989

RÜMMLER, ELSE, Die fürstlich Güliche Hochzeit, Düsseldorf 1983

STIEVE, FELIX, Zur Geschichte der Herzogin Jakobe von Jülich, in:

ZbergGV 13 (1877), 1-197

UNKEL, KARL, Jakobe, in: AHVN 59 (1892), 96-124