Die Pfarrei Sankt Nikolaus Daun

Die Geschichte im Übergang vom 20. zum 21. Jahrhundert

Hans Georg Hoffmann, Daun

Einleitung: Kirche und Gesellschaft im ausgehenden 20. Jahrhundert

Vor allem seit den siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts kam es in den westlichen Demokratien zu enormen politischen und gesellschaftlichen Veränderungen. Alle Lebensbereiche wurden davon erfasst und auch die katholische Kirche in Deutschland, als ein Teil dieser pluralistischen Gesellschaft, sah und sieht sich angesichts des Wandels vor große Herausforderungen gestellt. Die alten Kategorien und Vorstellungen, mit denen die Kirche über viele Jahrhunderte ihre - teilweise herausragende - Stellung und Bedeutung in der Gesellschaft bestimmt und gefestigt hatte, verlieren nach und nach an Bedeutung. So werden Glaube und Religion heute zunehmend nur noch als Privatsache des Einzelnen gesehen, im öffentlichen Raum spielen sie wenn überhaupt eine eher marginale Rolle. Selbst auf dem eigentlichen Terrain des Glaubens, der Frage nach Sinnstiftung und Sinnfindung im Kontext der Botschaft Jesu, hat die Kirche kein Alleinstellungsmerkmal mehr in unserer Gesellschaft. Auf dem religiösen und weltanschaulichen Markt muss sie sich mit einer Vielzahl von Konkurrenzangeboten auseinandersetzen, die um die Gunst der Menschen regelrecht buhlen. Zwar sind immerhin noch ca. 27 Millionen Menschen Mitglied der katholischen Kirche, aber ein guter Teil davon lässt sich sicher als sogenannte Tauf-scheinchristen bezeichnen. Die Bindung vieler dieser Kirchenmitglieder an „ihre Kirche" ist nur noch gering ausgeprägt, wenn sie überhaupt noch vorhanden ist. Taufe, Kommunion, Firmung und kirchliche Heirat sind nicht mehr selbstverständlich für katholische Christen. Vor allem Jugendliche und junge Erwachsene/ Familien entfremden sich immer mehr der Kirche. War dieser Entfremdungsprozess ab den 60er Jahren zunächst vor allem im städtischen

Bereich erkennbar, so ist inzwischen der ländliche Raum ebenfalls deutlich davon betroffen. Auch in der Eifel mit ihren dörflichen Strukturen lässt sich dies nicht mehr leugnen. Die Zahl der Gottesdienstbesucher sinkt kontinuierlich wie auch die Zahl derer, die sich ehrenamtlich in den Pfarrgemeinden engagieren in Gremien und Gruppierungen. Wenn die Älteren und Alten aussscheiden, wird es zunehmend schwieriger, Nachfolger zu finden. Ursachen für diese Entwicklung gibt es mehrere: zum einen liegt sie sicher darin begründet, dass die Menschen heute sich die Freiheit nehmen, sich in eigener Verantwortung für ihre Überzeugungen und Lebensmodelle zu entscheiden. In Kontext einer solch freiheitlichen Gesellschaft ist dann die Entscheidung gegen die Kirche oder eine zumindest gleichgültige Haltung ihr gegenüber eine gesellschaftlich akzeptierte Option.

Zum anderen ist nicht zu verkennen, dass die katholische Kirche aufgrund ihrer traditionellen Strukturen seit Mitte des 20. Jahrhunderts zunehmend in die Kritik geraten ist. Eingefordert wurde der Aufbruch aus einem, dem Mittelalter verhafteten hierarchischen System sowohl von außen, wie auch durch eine binnenkirchliche Reformbewegung. Hatte das von Papst Johannes XIII. initiierte 2. Vatikanische Konzil zu Beginn der sechziger Jahre versucht die Kirche vor allem in Europa für die moderne Welt zu öffnen („Aggiornamento") und damit eine innerkirchliche Aufbruch-stimmung in Gang gesetzt, erlahmte diese spätestens wieder zum Jahrtausendende. Bis heute wird innerhalb der Kirche heftig über die Weichenstellungen des 2. Vatikanischen Konzils gestritten. Die Befürworter, vor allem Theologen und Laienbewegungen sehen darin den Beginn eines Reformprozesses, der fortgeführt werden muss, damit die Institution Kirche überhaupt eine Zukunft hat. Exemplarisch dafür steht

der Schweizer Theologe Hans Küng, seit Jahrzehnten ein Kritiker der römischen Amtskirche, mit seinem 2011 erschienenen Buch „Ist die Kirche noch zu retten". Ihrer Meinung nach haben sowohl Johannes Paul II. (1978 - 2005) wie auch Benedikt XVI. (seit 2005) diesen Reformprozess zum Erliegen gebracht und einen rückwärtsgewandten Kurs eingeschlagen. Die Gegner bzw. Skeptiker sind der Meinung, dass viele Neuerungen zu weit gegangen sind und die Substanz und das Fundament der römisch-katholischen Kirche in Frage gestellt haben.

Wurden Themen wie Abschaffung des Zölibats, Zulassung von Frauen zum Priesteramt sowie die Reform der hierarchischen Kirchenstruktur zu Beginn des 21. Jahrhunderts vor allem innerkirchlich diskutiert, änderte sich dies durch die Aufdeckung zahlreicher Missbrauchsfälle innerhalb der katholischen Kirche weltweit. Ausgehend von Irland und den USA schwappte die Diskussion um sexuellen Missbrauch innerhalb der katholischen Kirche 2010 auch nach Deutschland über. Für manche Medien war das Bekanntwerden von solchen Missbrauchsfällen hierzulande natürlich ein willkommener Anlass, ihre sowieso schon negative Berichterstattung über die katholische Kirche noch zu verschärfen. Nichtsdestotrotz bleibt festzuhalten, dass das Verhalten der Amtskirche jahrzehntelang geprägt war vom Verschweigen und Vertuschen solcher Missbrauchsfälle, vor allem wenn es um Geistliche ging. Statt Kinder und Jugendliche, die Opfer sexueller Übergriffe wurden, zu schützen und zu unterstützen, hat man die Täter allzu oft dem Zugriff der Justiz und damit ihrer gerechten Strafe entzogen. Auch wenn die Amtskirche sich inzwischen deutlich von der früheren Praxis distanziert, das Gespräch mit den Opfern sucht und durch die Erarbeitung neuer Richtlinien sich auf deren Seite stellt - die deutsche Bischofskonferenz hat dies bereits Ende August 2010 getan; am 16. Mai 2011 veröffentlichte die römische Glaubenskongregation einen Rundbrief an alle Bischofskonferenzen, der den Schutz der minderjährigen Opfer in den Mittelpunkt stellt und die Einschaltung der Justiz bei jeglichem Verdacht auf sexuellen Missbrauch verlangt

- ist die Glaubwürdigkeit der katholischen Kirche und ihrer Vertreter in gravierender Weise in Mitleidenschaft gezogen worden. Als direkte Folge dieses Skandals haben sich im Jahr 2010 in manchen deutschen Bistümern die Austrittszahlen verdoppelt oder gar verdreifacht. Diesen Vertrauensverlust wieder wettzumachen, wird sicherlich kein einfaches Unterfangen werden.

Zusammenfassend lässt sich festhalten: die gesellschaftlichen und kirchlichen Entwicklungen der letzten 40 Jahre haben dazu geführt, dass „die sogenannte Volkskirche mit ihren überkommenen Strukturen zu Ende geht" (so Bischof Stephan Ackermann in seiner Silvesterpredigt 2009). Auch im Bistum Trier schwinden die finanziellen und personellen Ressourcen deutlich und machen eine Neuorientierung dringend notwendig, so schwierig diese vor allem für die Gläubigen in den Pfarrgemeinden auch werden wird.

Von der Seelsorgeeinheit St. Nikolaus Daun/St. Anna Neunkirchen zur Pfarreiengemeinschaft Daun (1993 - 2011)

Die oben in aller Kürze beschriebenen Entwicklungen haben natürlich auch die Geschichte der Dauner Stadtpfarrei St. Nikolaus beeinflusst. In einem Überblick sollen zum einen die Entwicklungen in der Pfarrgemeinde St. Nikolaus selbst, zum anderen aber auch die Veränderungen im Bereich der heutigen Pfarreiengemeinschaft Daun dargestellt werden. Am 23.10.1994 wurde Pfarrer Ludwig Gödert im Rahmen eines festlichen Gottesdienstes in der Thomas-Morus-Kirche in sein neues Amt als Gemeindeleiter der Seelsorgeeinheit DaunNeunkirchen eingeführt. Damit endete die seit 1993 andauernde Vakanzzeit, in der der Ko-operator Pfarrer Hugo Finken als stellvertretender Gemeindeleiter fungiert hatte. Für die Gemeinde war dies ein wichtiger Schritt in die Zukunft, da in den Jahren zuvor aufgrund ständiger Wechsel der Pfarrer (1987- Februar 1991 Pfarrer Werner Rössel; Januar 1992 -1993 Pfarrer Stephan Münch) und dadurch bedingter Vakanzzeiten die Kontinuität in der Gemeindeleitung doch gelitten hatte. Personell gesehen war die Seelsorgeeinheit damit zunächst einmal gut aufgestellt: neben dem lei-

tenden Pfarrer Ludwig Gödert waren weiterhin in der Seelsorge tätig Kaplan Ralf Pius Krämer, Frau Helene Gmelch als Gemendereferentin und als Subsidiar Herr Hugo Finken. Den Vorsitz des Pfarrgemeinderates hatte nach dem Tod von Herrn Joachim Nix sein Stellvertreter Klaus Seuster übernommen, den er bis Ende 1999 beibehielt und dann krankheitsbedingt abgeben musste. Sein Nachfolger in diesem Amt wurde ab dem Jahr 2000 Hans Georg Hoffmann.

Auch in den folgenden Jahren gestaltete sich die personelle Situation in der Pfarrgemeinde und der Seelsorgeeinheit insgesamt positiv. Erst 1999 verschärfte sich zum ersten Mal die Situation, da Vikar Michael Bollig aufgrund der Freistellung zur Promotion zum 01.09. unerwartet und kurzfristig die Seelsorgeeinheit verließ. So fehlte ab jetzt ein Priester in der Gemeindearbeit. Pfarrer Hugo Finken, der seit Januar 1999 als Seelsorger im Seniorenhaus Regina-Protmann tätig war, war auf Bitte von Pfarrer Gödert aber bereit, sich wieder verstärkt in der Gemeindearbeit einzubringen. Dennoch mussten als erste Konsequenz einige Messen in den Filialkirchen gestrichen werden. Aber auch die Vorabendmesse in der ThomasMorus-Kirche wurde zur Disposition gestellt. Die Protokolle der Pfarrgemeindratssitzungen von St. Nikolaus ab 1999 zeigen, dass der Personalabbau und die damit verbundenen Probleme immer öfter thematisiert wurden. Zugleich zeigte sich die Notwendigkeit der Zusammenarbeit der beiden Pfarreien der Seelsorgeeinheit immer deutlicher. Aus den Überlegungen, wie die Zukunft der Seelsorgeeinheit angesichts der Veränderungen nicht nur passiv hingenommen, sondern aktiv gestaltet werden könne, entwickelte sich die Idee einer Zukunftskonferenz. Vorbereitet von einer Steuerungsgruppe fand diese ganztägige Veranstaltung am 1. 9. 2001 in den Räumen des Regina-Prot-mann-Hauses statt. Als Zielsetzung formulierte die Steuerungsgruppe folgendes Statement: „Also möchten wir mit dieser Zukunftskonferenz eine Kommunikationsplattform schaffen, die viele Menschen an der Gewinnung von Kritik und Anregungen zur Gestaltung der Kirche in der Seelsorgeeinheit Daun zusammenführt." Aus der Konferenz entwickelten sich verschie-

dene Arbeitskreise, die in der Folge an konkreten Themenstellungen (Kirchliche Seelsorge; Seniorenarbeit, Jugend und Kirche, Situation der Frauen) arbeiteten. In zwei gemeinsamen Sitzungen der Pfarrgemeinderäte von St. Anna und St. Nikolaus (23. 5. und 28. 8. 2002) erörterte man das Schwerpunktthema Firmkatechese, die man in Zukunft einheitlich gestalten wollte. Fast einstimmig wurde das neue Konzept von beiden Räten angenommen (gemeinsame Vorbereitung; Firmalter ca. 15 Jahre; jährliche Firmung; Bildung eines Katechetenstammes) und nach Vorlage in Trier auch genehmigt. Gab es zunächst noch getrennte Firmgottesdienste, so wurde ab 2006 das Sakrament der Firmung in einem gemeinsamen Gottesdienst beider Pfarreien gespendet.

Im September 2002 informierte der Trierer Bischof Dr. Reinhard Marx die Gemeinden vor Ort darüber, dass er aufgrund der zunehmenden Personalversorgung einen Reformprozess zur Neuordnung der Strukturen im Bistum in Auftrag gegeben habe. Zwei Projektgruppen sollten Vorschläge zur Umstrukturierung der mittleren Ebene (Regionen und Dekanate) und der unteren Ebene (Pfarreien und Seelsorgeeinheiten entwickeln. Kritisch wurde von den Laiengremien im Dekanat Daun registriert, dass in den beiden Gruppen keine Laien vertreten sind. Dies gab Anlass zur Befürchtung, dass die Mitarbeit und Verantwortlichkeit von Laien zukünftig weiter eingeschränkt werde. Mit dem Ausscheiden von Pfarrer Hugo Finken als Kooperator in der Seelsorgeeinheit zum 1. 4. 2003 war Dechant Ludwig Gödert nun einziger Priester. Um über diese neue Situation in Bistum, im Dekanat und der Seelsorgeeinheit und die damit verbundenen Konsequenzen zu sprechen, waren interessierte Gemeindemitglieder am 15. 5. 2011 im Regina-Protmann-Haus zu einem Gesprächsabend unter dem Thema „Kirche auf dem Weg in die Zukunft in unserer Seelsorgeeinheit" eingeladen. Hier wurde die aktuelle Situation analysiert und gemeinsam überlegt, wie die Zukunft aussehen kann. Angesichts der zunehmenden Überlastung der Priester wie auch der nichtklerikalen Hauptamtlichen muss überlegt werden, was in der Seelsorge noch

geleistet werden kann und was wegfallen muss. Allerdings muss auch im Blick behalten werden, dass das kirchliche Leben in den Filialen nicht wegstirbt. Wünschenswert wäre sicher eine noch stärkere Mitarbeit der Laien in den verschiedensten Bereichen wie Katechese, Gottesdienstgestaltung und Verwaltungsarbeit, wobei aber auch zu bedenken ist, dass die Zahl der engagierten Christen eher ab-, als zunimmt. Hüten muss man sich vor einer noch stärkeren Belastung und damit auch Überfor-derug derjenigen, die sowieso schon seit Jahr und Tag ihren Beitrag als „Arbeiter im Weinberg des Herrn" leisten. Dennoch wird kein Weg daran vorbeiführen, Abschied zu nehmen vom Bild einer „versorgten Gemeinde" hin zu einer sorgenden Gemeinde. So sind Veränderungen nicht nur mit Verlusten, sondern auch mit Chancen verbunden, die es in Zukunft gemeinsam zu gestalten gilt. Eine erste konkrete Änderung betraf die Gottesdienstordnung in der Seelsorgeeinheit. Nach Befragung der Pfarrangehörigen in Gottesdiensten in Daun, Rengen, Neunkirchen und Waldkönigen zu ihrer Meinung über die künftigen Gottesdienstzeiten entwickelten die hauptamtlichen Mitarbeiter unter Einbindung der Pfarrgemeinderäte drei Modelle für die zukünftige Gottesdienstordnung. Dechant Ludwig Gödert hatte dann die letzte Entscheidung und so trat die neue Ordnung im September 2003 in Kraft.

Mit dem 1. 4. 2004 trat die erste Stufe der Strukturreform des Bistums Trier in Kraft. Die sieben Regionen des Bistums - so auch die Region Westeifel - wurden aufgelöst und stattdessen drei Visitatonsbezirke unter Leitung eines Weihbischofs gebildet. Auf der mittleren Ebene wurde die Zahl der Dekanate von bisher 75 auf nun 35 reduziert. Im Landkreis Daun gibt es künftig nur noch zwei Dekanate: Gerolstein-Hillesheim und Daun. Der Zuschnitt des neuen Dekanates Daun wird so aussehen: zu den bisherigen 16 Pfarreien (in 6 Pfarreiengemeinschaften) - kommen 9 Pfarreien (in 3 Pfarreiengemeinschaften) des früheren Dekanates Kelberg und zusätzlich noch die Pfarreiengemeinschaft Gillenfeld. Zum Dechanten des neuen Dekanates wurde Pfarrer Ludwig Gödert von Bischof Reinhard

Marx mit Wirkung vom 12. 5. 2004 ernannt. Die bisher übliche Wahl des Dechanten durch die Pfarrer des Dekanates entfiel. Als Stellvertreter fungiert Pfarrer Klaus Kohnz aus Müllenbach. Zum Dekanatsreferenten wurde Pastoralreferent Thomas Reichert ernannt. Der Pfarrgemeinderat von St. Nikolaus benannte erneut Herrn Michael Drockur als Gemeindevertreter im neuzubildenden Dekanatsrat. Personell entspannte sich im Verlauf des Jahres 2004 die Situation in der Seelsorgeeinheit. Im September wurde Pfarrer Axel-Maria Kraus als neuer Kooperator eingeführt. Zum neuen Vikar der seit dem Tod von Pater Schröder vakanten Pfarreiengemeinschaft Deudesfeld (mit Meisburg, Salm und Weidenbach) und der Pfarreiengemeinschaft Daun-Neunkirchen war am 1. 8. 2004 Pfarrer Dr. Oko aus Nigeria ernannt worden. Sein Abeitsschwerpunkt sollte allerdings in der Seelsorgearbeit im Hinterbüsch liegen.

Im Februar 2005 wurden die von Bischof Dr. Reinhard Marx entworfenen „Pastoralen Leitlinien" veröffentlicht, die sozusagen die 2. Stufe der Strukturreform des Bistums einläuteten zur „Entwickung der Pfarreien und Pfarrreiengemeinschaften im Bistum Trier und Strukturplan 2020". Nach einer ersten, von der Projektleitung in Trier erbetenen, Meinungsbildung in den Pfarrrgemeinderäten startete das Projekt dann im Juni 2006. Die Startveranstaltung im Dekanat Daun fand am 13. September im Regina-Protmann-Haus statt. Dabei wurden von Dr. Martin Lörsch und Ute Wagner, beide Mitglieder der Projektleitung, die Gründe, Ziele, Aufgaben und der geplante Ablauf des über 3 Jahre angelegten Prozesses dargelegt. In schriftlicher Form lagen diese Informationen in verschiedenen Broschüren des Bistums vor. Von beiden Referenten wurde betont, dass Veränderungen notwendig sind. Die Verantwortlichen auf Bistumsebene wollen in Zusammenarbeit mit den Gremien und den Gläubigen in den Pfarrge-meinden vor Ort nach Lösungen suchen, damit die geistliche und strukurelle Entwicklung der pastoralen Räume weitergeht.

Im Februar 2006 wurden die vom Projektteam erarbeiteten Raumempfehlungen für die 35 Dekanate des Bistums den Gremien in der

Pfarreien/Pfarreiengemeinchaften vorgestellt. Für die Neugliederung des Dekanates Daun gab es zwei Vorschläge:

1. Drei pastorale Räume mit den Zentren Daun, Kelberg und Gillenfeld - für den pastoralen Raum Daun hieße das 12 Pfarreien mit 12.520 Katholiken

2. Vier pastorale Räume mit den Zentren Daun, Deudesfeld/Udersdorf, Kelberg und Gillenfeld - für Daun hieße das 5 Pfarreien (Daun, Neunkirchen, Kirchweiler, Dockweiler, Neroth)

Bis Juni des Jahres sollte in den Pfarrgemeinderäten über diese Vorschläge beraten und eine Entscheidung getroffen werden. Der Pfarrgemeinderat von St. Nikolaus sprach sich nach intensiven Diskussionen - am 21. 5. 2006 auch im Rahmen einer Pfarrversammlung - einstimmig für vier pastorale Räume aus, zum gleichen Ergebnis kam das Gremium der Pfarrei Neunkirchen. Nachdem die einzelnen Pfarreien des Dekanates ihre Voten nach Trier gemeldet hatten, entwickelte das Projektteam auf Basis dieser Voten einen Entwurf, wie zukünftig die Struktur der Dekanate aussehen sollte. Dieser wurde im November 2006 veröffentlicht und sah für das Dekanat Daun drei pastorale Räume vor. Von den 25 Pfarreien im Dekanat hatten sich 13 für diese Lösung ausgesprochen, 12 favorisierten das Modell mit vier Räumen. Es folgte erneut die Beratung in den Räten. Auch wenn nicht damit zu rechnen war, dass das vorgeschlagene Modell revidiert werden würde, sprach sich der Pfarrgemeinderat von St. Nikolaus im Februar 2007 gegen diese Lösung aus. Eine Arbeitsgrupe unter dem Vorsitzenden Hans Georg Hoffmann formulierte eine ausführliche Begründung für diese Entscheidung, die dem Projektteam in schriftlicher Form zugestellt wurde und natürlich auch in der Gemeinde publik gemacht wurde. In Absprache beider Gremien fasste der Rat von Neunkirchen St. Anna die gleichen Beschlüsse. Hauptargument war dabei, dass der pastorale Raum Daun mit über 12.500 Christen zu groß und unübersichtlich ist, was für das Zusammenwachsen der einzelnen Gemeinden nicht förderlich ist. Zudem hat der Zentralort Daun keine wirklich zentrale Lage, sondern

liegt deutlich am Rand des neuen Gebildes. Leider brachten die Einwände keinen Erfolg und so wurde am 28. Juni 2007 der Strukturplan im kirchlichen Amtsblatt veröffentlicht. Durch ein bischöfliches Dekret wurde er in Kraft gesetzt und und die Dekanate und Gemeinden mit der Umsetzung beauftragt: „Seine Umsetzung, d. h. die Bildung der pastoralen Einheiten, wie der Strukturplan sie ausweist, soll bis September 2011 erfolgt sein. Sie kann bereits vorher geschehen, wenn die Umstände dies nahelegen."

Einzelne Pfarreien zu größeren Einheiten zusammenlegen, ist eine Sache, eine andere Sache ist das Zusammenwachsen dieser Gemeinden zu einer wirklichen Einheit. Dieser Prozess muss langfristig angedacht sein und behutsam vorangetrieben werden. Das Laiengremien, das gemeinsam mit den hauptamtlicher Mitarbeitern der Pfarreiengemeinschaft und in Kooperation mit den Räten der Gemeinden diesen Prozess voranbringen soll, ist der Pfarreienrat. Seine Beschlüsse sind bindend für die Pfarrgemeinderäte.

Nachdem im November 2007 in den einzelnen Gemeinden neue Pfarrgemeinderäte gewählt worden waren, konstituierte sich am 26. 2. 2008 erstmalig ein Pfarreienrat. Diesem gehören in der Pfarreiengemeinschaft Daun 24 Mitglieder an; jeder Pfarrgemeinderat der 12 Pfarreien entsendet 2 Mitglieder in den Pfarreienrat und zwar unabhängig von der Größe der einzelnen Gemeinde. Gleichsam als Start-schuss für die gemeinsame Arbeit wurde am 26. 4. 2008 eine Zukunftskonferenz in der Gemeindehalle in Oberstadtfeld veranstaltet, an der die Mitglieder der Pfarrgemeinderäte und interessierte Laien aus den einzelnen Gemeinden teilnahmen. Neben einem Informationsteil (personelle Situation momentan und zukünftig) ging es vor allem darum, die Schwierigkeiten und Chancen des neuen pastoralen Raumes in den Blick zu nehmen und zu überlegen, wie auch zukünftig eine lebendige Kirche vor Ort (in den Dörfern vor allem) unter veränderten Rahmenbedingungen möglich sein kann. Es war allen bewusst: viele Bereiche wie z. B. Sakramentenkatechese, Gottesdienstordnung; Gewinnung von ehrenamtlichen Mitarbeitern, karitative Dienste müssen in

Zukunft gemeinsam angegangen werden, nur dann kann das kirchliche Leben vor Ort davon profitieren. Verwiesen wurde aber auch auf die Gefahr, dass bei immer größeren Einheiten die eigentliche Seelsorge zu kurz kommt und der Kontakt der Seelsorger zu den Menschen aufgrund zunehmender Verwaltungsaufgaben verloren geht.

Bedingt durch das Ausscheiden von Pfarrer Comes in Üdersdorf und von Pfarrer Florin in Kirchweiler (jeweils aus Altersgründen) wurde schon ab Oktober 2009 der nach dem Plan 2020 vorgesehene „Pastorale Raum Daun" Realität. Die vier ehemaligen Pfarei-engemeinschaften Daun, Deudesfeld, Udersdorf und Kirchweiler (12 Pfarreien und 9 Filialgemeinden) bildeten nun eine pastorale Einheit. Als hauptamtliche Seelsorger stehen zur Verfügung: leitender Pfarrer und Dechant Ludwig Gödert, Kooperator Pfarrer Axel M. Kraus, Vikar Dr. Ohajuobodo Oko sowie Frau Stefanie Peters als Gemeindereferentin. Angesichts der engen personellen Situation war es nun dringend notwendig, neue Konzepte zu entwickeln. Dechant Gödert formulierte es in einem Schreiben an die Pfarrgemeinderatsvor-sitzenden und die Mitglieder des Pfarreienrates so: „Dieses neue Konzept möchte weg von der Endlosspirale der Notlösungen hin zu einer Perspektive für die Zukunft." Als Erstes wurde eine neue Gottesdienstordnung in den Blick genommen. Nach intensiven, teilweise auch kontroversen Beratungen im Pfarreienrat trat diese dann im Mai 2010 in Kraft. Weiter wurde beschlossen, einen gemeinsamen Pfarrbrief zu erstellen.

Auch im Bereich der Sakramentenkatechese wurden von den hauptamtlichen Mitarbeitern gemeinsame Konzepte für die Firm- und Kommunionvorbereitung entwickelt und dem Pfarreienrat vorgelegt.

Auch innerhalb unserer Gemeinde St. Nikolaus tat sich in diesen Jahren einiges. Zu Beginn des Jahres 2008 erreichte den neugewählten Pfarrgemeinderat die Anfrage einiger Gemeindemitglieder, die Feier des Fronleichnamsfestes um eine Prozession durch die Stadt Daun zu erweitern. Der Wunsch nach Wiedereinführung der 1969 abgeschafften Prozession war nun nicht ganz neu. Schon

1997 hatte sich der damalige Pfarrgemeinderat - wie die Protokolle des Sitzungen belegen -intensiv damit beschäftigt, sich dann jedoch dagegen entschieden. Auch diesmal war das Meinungsbild im Rat sehr unterschiedlich. Da man den Vorschlag aus der Gemeinde aber nicht vorschnell ablehnen wollte, sollte eine Befragung der Gemeindemitglieder stattfinden. Diese fand in den Sonntagsgottesdiensten am 9. 3. 2008 statt und brachte als Ergebnis genausoviele Pro- wie Contra-Stimmen; die Entscheidungsfindung war dadurch nicht einfacher geworden. In der Sitzung vom 1. 4., an der auch die Initiatoren teilnahmen, wurde nach intensiver Diskussion dann abgestimmt. Mit deutlicher Mehrheit wurde der Beschluss gefasst, wieder eine Prozession durchzuführen. Auch Dechant Ludwig Gödert befürwortete diese Entscheidung, und so fand dann am 22. Mai der Festgottesdienst am neugestalteten Laurentius-Platz statt. Von dort führte die Prozession zur Thomas-Morus-Kirche, wo der Abschlusssegen gespendet wurde und anschließend das Pfarrfest startete. Die Resonanz der Gemeinde auf diese Änderung war so positiv, dass der Pfarrgemeinderat im Lauf des Jahres entschied, auch zukünftig eine Prozession durchzuführen. Eine erneute Veränderung des Fronleichnamsfestes wurde 2010 notwendig. Bedingt durch Umbaumaßnahmen war die Durchführung des Pfarrfestes am Thomas-Morus-Kindergarten nicht möglich. So beschloss der Pfarrgemeinderat, erstmals das Pfarrfest rund um die Nikolauskirche auszurichten. Auch diese Veränderung wurde von Helfern und Gästen sehr positiv beurteilt, sodass auch 2011 nach dem Festgottesdienst an der Thomas-Morus-Kirche, der anschließenden Prozession durch die Stadt zur Nikolauskirche dort im Anschluss das Pfarrfest gefeiert wurde. 2009 stand für unsere Pfarrgemeinde ein besonderes Jubiläum an: der 60. Jahrestag der Kirchweihe unserer Pfarrkirche St. Nikolaus. Am 2. Januar 1945 war diese bei einem Bombenangriff der alliierten Luftwaffe schwer beschädigt worden. Doch schon bald nach dem Krieg begannen die Dauner trotz eigener Not mit den Aufräumungsabeiten und dem Wiederaufbau ihrer geliebten Pfarrkirche. Nach der Grundsteinlegung im August 1946 konnte

schon drei Jahre später am 21. 8. 1946 durch Weihbischof Heinrich Metzroth die feierliche Kirchweihe und damit auch die Wiedereröffnung erfolgen. Diesem für die Pfarrgemeinde St. Nikolaus und die Stadt Daun wichtigem Ereignis wurde im Rahmen eines Festgottesdienstes und eines Festaktes am 23. 8. 2009 gedacht. Den Festvortrag hielt in seiner unnachahmlichen Art der Dauner Regionalhistoriker Alois Mayer unter dem Titel „St. Nikolaus - Schicksale einer Pfarrkirche". Die Jahre 2010 und 2011 standen dann im Zeichen umfassender personeller Veränderungen in Pfarrgemeinde und Pfarreiengemeinschaft. Aus Altersgründen schied Pfarrer Ludwig Gödert zum 31. 7. 2010 aus seinen Ämtern als leitender Pfarrer der Pfarreiengemeinschaft und als Dechant des Dekanates Daun aus. Seine Verabschiedung fand zentral am 4. Juli 2010 in Daun statt. Nach einem Gotttesdienst in der Thomas-Morus-Kirche gab es anschließend im Regina-Protmann-Haus einen Empfang für die Pfarreiengemeinschaft. Bis zur Einführung des neuen Pfarrers Ludwig Hoffmann am 19. 6. 2011 übernahm Pfarrer Klaus Kohnz aus Müllenbach stellvertretend die Pfarrverwaltung während der fast einjährigen Vakanzzeit.

Im Juni 2011 wurde der Kooperator Pfarrer Axel-Maria Kraus verabschiedet. Ebenfall im Juni 2011 begannen die Umbauarbeiten am Pfarrhaus in Daun, das danach als Dienstsitz des leitenden Pfarrers und als Verwaltungszentrale für die gesamte Pfarreiengemeinschaft zur Verfügung stehen soll. Im Laufe des Sommers werden weitere Mitarbeiter ihren Dienst beginnen, sodass Pfarrer Ludwig Hoffmann mit einem neuen Team das weitere Zusammenwachsen der Pfarreiengemeinschaft in den kommenden Jahren in den Blick nehmen will.

Der Artikel stützt sich in erster Linie auf Protokolle der Pfarrrgemeinderatssitzungen der Pfarrgemeinde St. Nikolaus Daun, auf Protokolle der Pfarreienratssitzungen sowie auf verschiedene Verlautbarungen des Bistums Trier im Zusammenhang mit den Veränderungen hinsichtlich des Projektes 2020. Der Autor Hans Georg Hoffmann ist seit 1994

Mitglied im Pfarrgemeinderat St. Nikolaus Daun und seit dem Jahr 2000 Vorsitzender in diesem Gremium.

Überblick über die zur Pfarreiengemeinschaft Daun zählenden Pfarrgemeinden

Name der Pfarrei Katholikenzahl

1. Daun St. Nikolaus 3753

2. Daun-Neunkirchen St. Anna 1973

3. Deudesfeld St. Simon und Juda 330

4. Dockweiler St. Laurentius 1577

5. Kirchweiler St. Petrus 498

6. Meisburg St. Bartholomäus 232

7. Neroth St. Wendalinus 780

8. Niederstadtfeld St. Sebastian 990

9. Salm St. Hubertus 769

10. Bleckhausen

St. Antonius der Einsiedler 410

11. Üdersdorf St. Bartholomäus 956

12. Weidenbach

St. Johannes der Täufer 252

Quelle:

Kirchliches Amtsblatt des Bistums Trier; 151. Jahrgang, Ausgabe 8 vom 28. Juni 2007, S. 209