Der Wasserkreislauf

Tamara Retterath, Lirstal

Regentropfen prasselten gegen die Fensterscheiben des kleinen Häuschens in der Vulkaneifel. Der kleine Leon schaute aus dem Küchenfenster und beobachtete, wie die vielen Tropfen an der Scheibe herunterperlten. Da fragte er unvermittelt: „Mama, wo kommt eigentlich der Regen her?"

„Der Regen kommt aus den Wolken, die droben am Himmel sind", erklärte die Mama. "Und wo kommt all das Wasser her, das in den Wolken steckt?", interessierte sich Leon.

„Ja, da muss ich etwas weiter ausholen, wenn du das genau wissen willst", antwortete Mama und setzte sich zu ihrem kleinen Buben auf die Eckbank. „Wenn es in der Eifel oder in anderen Regionen der Erde regnet, dann fallen viele Tropfen über das Gebiet. Die gesamte Vegetation, Bäume und Pflanzen, kann ohne den Regen nicht bestehen. Beispielsweise saugen die Wurzeln der Bäume einen Teil der Nässe auf und leiten das mit Nährstoffen versehene Wasser bis in die Blattspitzen. Das ist für den Baum überlebenswichtig. Ein Teil des Wassers verdunstet dann wieder über die Blätter nach oben in den Himmel und sammelt sich in den Wolken. Aber nicht alles Wasser wird vom Baum über die Wurzeln angesogen.

„Was passiert denn mit dem restlichen Wasser?", wollte Leon wissen. „Das restliche Wasser versickert im Boden. Dort gelangen die Tropfen immer tiefer und tiefer in die Erde. Zunächst sickert das Wasser durch den Mutterboden, später durch Britz, zuletzt geht es durch Grauwacke und entlang Fels. Im Festgestein der Eifel bewegt sich das Wasser natürlich nur in Gesteinsfugen, d. h. in verschiedenen Klüften."

„Und was ist, wenn die Tröpfchen an dem Gestein vorbei sind?", fragte Leon aufmerksam. „An einem Hang treten die vielen Tropfen, die sich zusammengefunden haben, wieder aus dem Boden hervor und gelangen als Rinnsal endlich an die Erdoberfläche. Auf unterirdischen Sickerwegen kommt also eine Quelle zustande. Hier entspringt dann ein Bach und fließt bergab. Der Bach schlängelt sich durch viele Orte und mündet irgendwann in einen Fluss. Der Fluss gelangt schließlich entlang vieler Städte ins große Meer."

„Wie kommt denn das Wasser aus dem Meer endlich in die Wolken?" „Über dem Meer strahlt die Sonne und wärmt es auf. Aus der glitzernden Wasseroberfläche steigt durch die Verdunstung Wasser hoch in den Himmel und bildet Wolken. Der Wind bläst die Wolken wieder zurück auf den europäischen Kontinent und irgendwann werden die geballten Wolken so schwer, dass es Tropfen zu regnen beginnt. Der Kreislauf des Wassers startet so immer wieder von Neuem."

„Wo entspringt denn die Elz?", wollte der neugierige kleine Leon wissen.

„Die Elz entspringt bei Bereborn in der Vulkaneifel."

„Und wo fließt die Elz hin?"

„Die Elz schlängelt sich im Tal durch viele Eifelorte wie Retterath, Lirstal, Oberelz, Niederelz - die beiden letzten Orte haben ihren Namen sogar von der Elz abgeleitet - weiter durch Monreal, usw. Sie fließt noch an vielen weiteren Dörfern vorbei, sogar an der weltbekannten Burg Eltz entlang, die ihren Namen dem Grafengeschlecht und dieses wiederum dem Bach verdankt. Am Ende gelangt die Elz bei Moselkern in die Mosel. Die Mosel wiederum stößt in Koblenz am Deutschen Eck in den Rhein. Der Rhein ist der längste Fluss Deutschlands, auf dem viele Güter und Touristen transportiert werden, er mündet in den Niederlanden endlich in die Nordsee. Das Wasser der Nordsee vereinigt sich nach vielen Kilometern schließlich mit dem Atlantik. Und was dann mit dem Wasser passiert, habe ich dir ja eben erklärt."

„Ja, das habe ich verstanden", meinte Leon. Mama klärte weiter auf: „Das Wasser haben sich die Menschen schon früh zunutze gemacht, indem sie Mühlen entlang von Bächen bauten. Das fließende Gewässer wurde in den Mühlen genutzt. Hier hat man an der Außenwand der Mühle ein Wasserrad angebracht. Dieses wurde durch das fließende Wasser in Schwung gebracht, das wiederum trieb im Innenbereich die Mahlwerke der Mühle an. Die Mühlsteine haben dann das Mehl der Bauern gemahlen. Dies geschah so zum Beispiel bei der Bauersmühle am Nitzbach in Nitz. Im Sommer, wenn es kein oder nur wenig Wasser gab, wurde ein Teich, der in der Nähe der Mühle extra zu diesem Zweck angelegt worden war, genutzt. Dies war auch bei der Bauersmühle in Nitz so. Viele solcher Getreidemühlen existierten früher in der Eifel. Das gleiche Wirkprinzip der Kraftübertragung erfolgte zur damaligen Zeit auch an Sägemühlen. Das heißt, hier wurden mittels Wasserkraft Sägen angetrieben und damit aus Baumstämmen Bretter oder Balken geschnitten. Eine solche Sägemühle existiert heute noch in Meisburg. Erinnerst du dich noch? Am Tag des offenen Denkmals haben wir doch eine solche Vorführung gesehen", erinnerte Mama. „Ja, ich weiß noch, wie laut die Sägen damals gearbeitet haben", warf Leon ein.

Und Mama erzählte wieder: „Menschliche Siedlungen entstanden früher, als es noch keine Wasserleitungen gab, immer an Seen, Flüssen oder Bächen. Denn Wasser ist Leben. Die Menschen waren auf das Wasser angewiesen und haben sich früher dort angesiedelt. Dies reicht bis in die heutige Zeit hinein, denn bedeutende Städte liegen immer noch an großen Flüssen oder Gewässern.

Selbst in der Landwirtschaft hat man das Wasser früher zur Düngung genutzt. Es gab damals noch keinen Kunstdünger. Im Vorfrühling wurden die Bäche gestaut, so dass die Wiesenflächen überflutet wurden. So gelangten mit dem Wasser wichtige Nährstoffe in die Weiden und diese wurden damit fruchtbarer. Das Vieh fraß dann das so natürlich gedüngte Gras. Selbst bei Flurbereinigungen wurden Gräben gezogen, die die Wiesenflächen bei einer gezielten Stauung überschwemmten. Diese Stauung wurde nach 2 - 3 Wochen wieder entfernt und das Wasser floss danach wieder entlang des ursprünglichen Bachlaufs."

Diese Erklärungen genügten Leon nun. „Du, es hört jetzt endlich auf zu regnen. Ich kann jetzt wieder draußen spielen. Bis später, Mama", und weg war der kleine Leon, zog seine Gummistiefel an und rannte vergnügt aus dem Haus ins Freie. Dort sprang er begeistert in die Wasserpfützen, die sich nach dem Regen auf der Straße gebildet hatten und genoss es, wie das Wasser nach allen Seiten spritzte.