Unser Kahn

Richard Würtz, Gerolstein

Wasser hatte für uns Kinder schon immer eine magische Anziehungskraft. In einer Sandgrube vor unserem Dorf Meisburg entstand im Frühjahr 1946-48 ein kleiner Teich. Dort hatten wir Dorfkinder einen Kahn. Dieser bestand aus einem Benzinzusatztank eines Jagdflugzeuges. Ich kann mich noch genau daran erinnern, als diese silberfarbenen Benzintanks in Kriegszeiten vom Himmel fielen. Wenn Jagdflugzeuge in Luftkämpfe verwickelt wurden und die Tanks leer waren, dann wurden diese zur Erleichterung der Jagdflugzeuge abgeworfen. Einer dieser Benzintanks fand zur Freude von uns Kindern eine ganz friedliche Verwendung und wurde als Kahn umgebaut. Da der Kahn keinen Kiel zur Stabilisation hatte, musste man beim Paddeln vorsichtig sein, sonst hatte man gleich Wasser im Kahn oder man fiel selbst ins Wasser. Einen zweiten Kahn hatten wir im Lohsalmtal. Dort wurde der Bach mit einer kleinen Staustufe in den Mühlenteich umgeleitet, um das Wasserrad des Sägewerkes der Schneidemühle mit Wasser anzutreiben. Somit entstand auch hier ein kleiner Teich für uns zum Kahnfahren. Der zweite Kahn war ein Benzintank aus einem Militärfahrzeug. Die großen Jungs hatten oben in den Benzintank eine große Öffnung hineingeschnitten, somit konnte man auf dem Rand der Öffnung sitzen. Es konnte aber immer nur ein Kind mit dem Kahn fahren. Man musste also warten, bis man an die Reihe kam. War es erst einmal so weit, dass man im Kahn saß, dann wollte man natürlich auch nicht gerne wieder aussteigen. Am Abend wurde der Kahn gegen Unbefugte gesichert. Dafür wurde er geflutet und auf Grund gesetzt, wo er Tags danach mit einer langen Stange wieder herausgezogen wurde. In unserer Freude mit dem Kahn hatten wir natürlich oftmals Zeit und Raum vergessen. Mit nassen Füßen und Schuhen und zu spät kamen wir meistens zuhause an. Mit einem Donnerwetter wurden wir Freizeitkapitäne dann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt.

Noch heute erinnere ich mich gerne an unsere Kahnfahrten.