Eifelsteig: Mirbach bis Hillesheim

Von der Kalk- in die Vulkaneifel

Felicitas Schulz, Hillesheim

Die faszinierende und teils noch naturbelassene Landschaft rückt seit der durchgängigen Eröffnung von Aachen nach Trier im Jahre 2009 die Eifelregion touristisch verstärkt in den Vordergrund. In 15 abwechslungsreichen Etappen ,1-7 in NRW und 8-15 in RLP, zwischen 15 und 30 km sind rund 300 km zu bewältigen. Die lückenlosen Markierungen wurden in Sichtweite und in beide Laufrichtungen angebracht. Die Etappen 8, 9, 10 und teilweise 11 führen durch den Vulkaneifelkreis und zählen mit zu den interessantesten Strecken über Berg und Tal, durch Kalkmulden und über Vulkanischem Urgestein. Partnerwege und Erlebnisschleifen ermöglichen ausgewiesene kulturelle, naturkundliche und geologische Sehenswürdigkeiten zu betrachten. Einkehrmöglichkeiten und Übernachtungshinweise gibt es auf der Eifelsteig-Wanderkarte, Wanderführer, Faltblätter, Broschüren und Hinweisschilder entlang der Route.

Von Alendorf (NRW) kommend durch das Lampertstal beginnt auf artenreichem Kalkmagerasen und Wacholderheiden bei Mirbach (RLP) die 8. Etappe. Sie führt nach Hillesheim und ist mit 25,5 km und 7 Wegstunden* angegeben.

Das Dorf Mirbach war bis etwa Ende des 14. Jahrhunderts Stammsitz der Herren von Mirbach und zählt zu den ältesten Adelsgeschlechtern in der Eifel. Sie verdingten sich mit „Schwert und Buckel" als Lehnsträger in dem Dienste fremder Herren. Die sehenswerte Erlöser-Kapelle mit reichen Mosaiken wurde „von Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. im Jahre 1898 aller gnädigst gestattet" und 1902/1903 im neuromanischen Stil aus Stiftungen und Spenden errichtet. Der InfoPavillon unterhalb der Kirche neben dem Gemeindehaus weist auf den Etappenort hin. Durch eine Unterführung der L 26 verläuft der Eifelsteig leicht ansteigend in bewaldete RestFlächen zum Naturpark Hohes Venn-Eifel gehörend und erreicht abseits der Strecke auf einer Anhöhe eine zu Leudersdorf gehörende Schutzhütte. Mit imposanten Ausblicken von gestuften Waldbeständen bis hin zum Tertiären Vulkanismus mit der Hohen Acht (747 m NN), der Nürburg und vordergründig in die

Wasserfall Dreimühlen

Hillesheimer Kalkmulde. Das links unweit liegende Leudersdorf erkennt der Wanderer an dem hohen, achteckigen Kapellenturm mit der zweimal aufeinander folgenden Zylinder- und Zwiebelform aus dem Jahre 1734.

Weiterhin die Fernsicht betrachtend, verläuft die Strecke durch offenes Gelände, überquert die L 10 und befindet sich in unmittelbarer Nähe einer kleinen Kapelle bei Nollenbach. Leicht talabwärts zum Ahbach kommend führt der Premiumweg an der auf einem Riffsporn liegenden Burgruine Dreimühlen vorbei. Um 1200 sind die Herren von Drimulein erstmalig erwähnt, aber bereits im 15. Jahrhundert starb das Geschlecht nach einer Fehde aus. Ein paar Meter Flussabwärts ist das Rauschen des Dreimühlen-Wasserfalls zu hören. Er gilt als interessantester Wasserfall (ND) in der gesamten Eifel. Sein Entstehen geschah durch Ablagerungen von drei stark karbonathaltigen Zuflüssen des Ahbaches. Im Spritzwasserbereich des Fließgewässers bilden speziell angepasste Laubmoospflanzen einen dicken

Kapelle bei der Nohner Mühle

Teppich, der durch einen andauernden geoche-mischen Vorgang mit Kalk überkrustet wird. Den entstehenden Süßwasserkalk bezeichnet man als Travertin.

Auf der Eifelsteig Wanderkarte in handlichem Faltformat ist die Nohner Mühle, eine ehemals Kurtrierische Bannmühle, eingezeichnet. Die kleine im Privatbesitz befindliche Kapelle über dem Ahbach unter dem Spitzahorn (ND) verdankt ihre Entstehung einem Hochwasser im Jahre 1804, welches Scheune und Stallgebäude mit sich riss. Die Mühlenbewohner gelobten in ihrer Not eine kleine Kapelle zur Ehre Gottes zu bauen, wenn ihr Wohngebäude erhalten blieb. Am Rand des Dreimüller-Waldes bietet sich bei einem kleinen Abstecher die Besichtigung eines ehemaligen Kalkofens an, der ähnlich wie seit römischer Zeit als SchachtTrichter-Ofen mit Schanzenfeuerung zum Kalkbrennen Verwendung fand. Das Dorf Niederehe ist an seiner Klosterkirche „St. Leodegar" zu erkennen, dass von 1175 bis um 1500 adeligen Nonnen als Wohnstatt diente. Im Jahre 1505 wurde es in ein Männer-

kloster umgewandelt. Aus der Gründungszeit stammen noch der Turm und das Seitenschiff. Der außerhalb des Dorfes am Eifelsteig liegende Steinbruch, Geo-Punkt 21, ist Fundort von Kalksteinschichten mit Vorherrschaft von Stromatoporen, Korallen und Brachiopoden in Gesteinswechsellagerung aus der MitteldevonZeit vor 390-376 Millionen Jahren. Der Steinbruch, auch Marmorbruch genannt, war bis in die 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts in Betrieb. Im Volksmund hieß der hier und am Weinberg gewonnene Kalkstein wegen seiner Polierfähigkeit „Zisterzienser Marmor". Beim Näherkommen der Burg Kerpen auf dem Eifelsteig weist vor dem Burgtor rechts ein Schild auf die Grabstätte des Eifelmalers Fritz von Wille hin, der sie von 1911 bis zu seinem Tod 1941 als Sommersitz nutzte. Im 15. Jahrhundert muss die Burg eine mächtige und nach allen Seiten gesicherte Anlage gewesen sein. Die Burg befindet sich heute in Privatbesitz. Der sehenswerte alte Ortskern mit Gerichtshaus und Pranger sowie mit vorbildlich erhaltener Bausubstanz brachte dem Ort viele Auszeichnungen bundesweit wie auch Landessieger im Wettbewerb „Europäische Dorferneuerung" ein. Der Eifel-steig steuert nach Verlassen des malerischen Burgdorfes bergan zum Weinberg, dem Geo-Punkt 23, wo sich eine vorgeschichtliche Befestigungsanlage befand. Der Weinberg besteht aus Kalk-und Dolomitstein-Schichten, die innerhalb der tropischen Eifeler Meeresstraße entstanden. Sie setzen sich aus Bruchstücken von Seelilien und riffbildenden Organismen zusammen. Der Steig ist zugleich bis Berndorf als Geo-Pfad und Krimi-Wanderweg ausgeschildert. Die weithin sichtbare 500 Jahre alte Wehrkirche mit Kreuzgewölbe und gotischen Maßwerk-fenstern ist ein Kleinod auf dem Kirchberg. An der

Außenseite der Friedhofsmauer, entlang des Eifelsteiges, befindet sich ein Kreuzweg. Der Ort wurde im Jahre 1121 im Besitzverzeichnis des Kloster Steinfeldes aufgeführt. Die im Jahre 1927 erbaute zweite Kirche St. Peter ist Filialkirche. Außerhalb des Dorfes gibt es zwei Streuobstwiesen mit robusten Sorten und Krimiautor Jacques Berndorf wurde bei der Einweihung mit Unterstützung der NABU im Jahre 2000 Pate von 60 Obstbäumen. Der letzte Abschnitt auf der Etappe 8 führt unterhalb vom Bubberg und Mahlberg, einer alten Gerichtstätte, am Mönchspfad vorbei. Eindrucksvolle Ausblicke belohnen den Wanderer beim Eintreffen auf der Schwedenschanze in 507,5 m NN. Beim Hinabsteigen auf dem Römerweg mit Blick auf die Pfarrkirche St. Mar-

Wehrkirche Berndorf

tin erwartet den Wanderer ein reichhaltiges Programm zur Einkehr wie zur Übernachtung. Die Tourist-Information - Am Markt 1 - ist zugleich Anlaufstelle, um hier die nächste Etappe zu erkunden.

Aus einer fränkischen Siedlung, gelegen an einer Römerstraße, entwickelte sich Hildenesh-eym unter wechselnden Landesherren zu einem bedeutenden Handelsort. Im 14. Jahrhundert gelangte es an das Erzbistum Trier, erhielt die Stadtrechte, und blieb bis zum Einmarsch der französischen Revolutionstruppen 1794 Kurtrierischer Amtsort. Mit dem Ende der Napoleonischen Herrschaft kam die Eifel nach dem Wiener Kongress 1815 zur Preußischen Rheinprovinz. Im 20. Jahrhundert brachten fortschreitende Industrialisierung wirtschaftlichen Aufschwung. Mit der Sanierung im Altstadtbereich unter Einbeziehung der aus dem 13. Jahrhundert errichteten Stadtmauer mit

Wehrgang, Türmen und Wachstube erzielte Hillesheim im Jahre 1981 die Auszeichnung „ Europäische Beispielstadt". Die mit Erdfarben angestrichenen Häuser sind Ausdruck von Lebensfreude. 1993 erfolgte die Wiederverleihung der Stadtrechte. Heute zählt die Stadt 3300 Einwohner und lockt neben Wanderfreunden auch Krimifreunde und Hobbygeologen an.

Die Etappe 9 „Heimatblick und Dolomitgestein" von Hillesheim nach Gerolstein mit einer Gesamtlänge von 20 km und 6 Wegstunden* führt durch das romantische Bolsdorfer Tälchen über die Kyll zu Eis- und Mühlsteinhöhlen, der Buchenlochhöhle und durch das Trockenmaar Papenkaule nach Gerolstein.

* Lektüre: Wo Fels und Wasser dich begleiten, eifelsteig Aachen - Trier

Gemähter Pfad nach Hillesheim