Drei-Brunnen-Dorf Schalkenmehren einst und jetzt

Hartmut Flothmann, Schalkenmehren

Das Prinzip aller Dinge ist das Wasser. Das Wasser ist alles, und ins Wasser kehrt alles zurück.

Thales von Milet (624 bis 546 v. Chr.)

Während sich die drei naturnahen Maare seit Einsetzen des Tourismus großer Beliebtheit erfreuen, sind die kleinen Wasserwege in Schalkenmehren wenig bekannt. Dennoch verfügt das Maardorf, in einem wasserreichen Talkessel liegend, über zahlreiche Quellfassungen und idyllische Bachläufe, die die Dorfgeschichte entscheidend mitgeprägt haben.

Vor 1926 - Wasser aus Brunnen und Quellen

Die Lehrerin Anna Droste-Lehnert, Initiatorin der Heimweberei im Maardorf, erinnerte sich zeitlebens gerne an das schlichte Dörfchen Schalkenmehren aus den 1920er Jahren mit seinen drei plätschernden Dorfbrunnen. Bevor der Ort 1926 eine gemeindeeigene Wasserversorgung erhielt, war man im Dorf auf das Wasser aus Brunnen und Trögen, aus Quellen und Bächen angewiesen. Dank der Aufzeichnungen von Bruno Schmitz, Gillenfeld, sind der Nachwelt Standorte und Namen von Wasserstellen überliefert, deren sich früher Mensch und Vieh gleichermaßen bedienten.

Die Maarforscher kamen zuerst

Die Beschaffenheit des Wassers war schon vor dem 1. Weltkrieg Thema an den Maaren. Am Stammhaus des Landgasthofes Michels erinnert eine Gedenktafel des Eifelvereins an Prof. Dr. August Thienemann, Nestor der deutschen Limnologie. Der weltweit angesehene Maarforscher hat bereits in den 1910er Jahren in Schalkenmehren wissenschaftlich gearbeitet und sich um die Erforschung der Eifelmaare und deren Nährstoffkreislauf verdient gemacht. Die daraus erwachsene Seetypenstruk-turierung bildet heute noch die Grundlage zur Ermittlung der Wasserbeschaffenheit der verschiedenen Seetypen.

Gedenktafel für den Maarforscher Thienemann

Erlebbare Badegewässer

Natürlich unterliegt das Schalkenmehrener Maar als öffentlicher Badesee auch in der Gegenwart einer kontinuierlichen Wasserkontrolle durch das Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht RheinlandPfalz sowie den Gesundheitsbehörden.

Alles Leben kommt aus dem Wasser

Auch der seit 1913 in Schalkenmehren am Maarufer lebende und arbeitende Künstler Pitt Kreuzberg, angetrieben von seiner Natursehnsucht und entschiedener Anhänger des Naturschutzes, engagierte sich für die Lebenskraft des Wasser. „Alles Leben kommt aus dem Wasser" war sein Leitspruch, der auch die Motive seiner Gemälde nachhaltig beeinflusste.

Quellen und Bachläufe zwischen Maar und Mühlen

Direkt am Rande des Schalkenmehrener Maares, auf dem Terrain der Badeanstalt, liegt eine verrohrte Quelle, das Kläsbörchen (Nikolaus-Brünnchen), dessen Wasser in Kannen und Flaschen früher gerne mit zur Feldarbeit genommen wurde.

Maar-Überlauf im Bungert - Anfang des Maarbaches

Noch heute ist ersichtlich, dass das Maar an dieser Stelle bei Frost nicht zufriert. Oberhalb der Badeanstalt gibt es eine weitere Quellfassung im Franzengarten, die viel Wasser quellfrisch lieferte. Manch einer erinnert sich noch an die alte Kneipp-Tretanlage hinter dem heutigen Kleingolf-Platz. Quer über den Camping-Platz, entlang des Schilf-Gürtels führt der Uferpfad zum Maar-Überlauf im Bungert und folgt dem Maarbach, um den sich einige spannende Geschichten ranken, die bei Wanderungen mit dem örtlichen Eifelverein erzählt werden. In der St-Martin-Straße neben dem heutigen Getränkemarkt Diewald in Richtung Bergbrück lag bis etwa 1949 eine große Viehtränke am offenen Maarbach, die von den Kühen im Dorf stark frequentiert wurde. Die Ortsgemeinde hat den Maarbach später kanalisieren lassen, weil sich oft noch Jauche, Schlamm und Dreck dazu gesellten. Weil der Bach wenig Gefälle hat, entwickelte sich besonders im Sommer ein übler Geruch. Entlang der Maarstraße in Richtung Feuerwehrhaus stößt man auf die Quellfassung in Weinbach (Wämisch). Von dort erfolgte früher mittels einer Tonrohrleitung die Wasserversorgung für das Dorf. Nach dem Bau einer neuen Wasserleitung wurde das Wasser von Wämisch in den Hochbehälter „Auf der Hohl" geleitet. Folgt man, ausgehend von der Tourist-Info, der Mehrener Straße etwa 50 m in Richtung Ortsausgang und dann rechter Hand abwärts in die Straße „Im Aul", wo der Maarbach als Aulerbach wieder auftaucht, um seinen Lauf im Langenpesch fortzusetzen, ergeben die Stege über dem Bach ein anheimelndes Bild. „Unter der Donnerbrück", in Sichtweite der höher gelegenen Fahrrad-Trasse, sieht man den Schalkenmehrener Bach von Waschbüsch (Wasbesch) ins Tal fließen. Dieser fließt als Überlauf aus dem von Weiden umstandenen Wasserhäuschen unterhalb der Sternwarte Hoher List. In seinem Lauf tangiert er auf Kopperpesch die Viehweide von Schomesch, die Anwesen von Hermes und Zillgen, bevor er sich mit dem Aulerbach (Maarbach) noch vor dem alten Bahndamm verbindet. Erst etwa 150 m weiter, hinter der Trasse, am Weg, der von der Mehrener Straße herunterführt, wird der Schalkenmehrener Bach in Richtung der Mühlen wieder sichtbar.

Waschtag am alten Dorfbrunnen

Die Mehrener Straße verläuft hinter Mehrheck Richtung Mehren zuerst durch die Unterführung des Maare-Mosel-Radweges, danach zweigt ein Weg rechts ab hinunter zu den beiden Fischteichen. Weiter unten befindet sich ein ganzes Geflecht von Bachläufen. Sodann überquert der Weg den Bachlauf Mühlgraben und den Schalkenmehrener Bach und führt zu einem landschaftlich schön gelegenen Feldweg, der die ehemaligen Mühlen miteinander verbindet. Das Wasser aus der Quelle Heringsborn, im Sumpfgebiet unterhalb des früheren Bahndamms, speist den Mühlgraben und fließt dicht an der Schalkenmehrener Mühle vorbei, die einst daraus ihr Trinkwasser schöpfte. Die idyllischen Bachläufe Mühlgraben und Schalkenmehrener Bach bilden eine typische Bachlandschaft. Ein dritter Bachlauf, der Mühlenbach, der oberhalb der Schalkenmehrener Mühle floss, wurde mit der Einstellung des Mühlenbetriebes stillgelegt. Das Wiesental zwischen den Mühlen bietet dem Auge des Naturliebhabers eine reichhaltige Flora.

Wo standen die alten Laufbrunnen?

Die drei Dorfbrunnen lagen in den 1920er Jahren alle an der alten Dorfstraße, die damals noch unbefestigt war. Ein alter Kump (Brunnen) lag an der Hohl am früheren Schulgarten, gegenüber dem Hotel Schneider am Maar. Ein weiterer Kump aus jener Zeit lag an der Bergbrück neben dem langjährigen Friseurgeschäft. Von der historischen Wasserstelle auf dem „Überenn", gegenüber dem Haus Barzen (auch Millisch-Haus genannt), zwischen Haus Berns und dem früheren Haus Lorenzen, an der heutigen Straßenkreuzung „Zur Stern-warte/St.-Martin-Straße" existiert noch ein altes Foto „Am Dorfbrunnen in Schalkenmehren - Waschtag um das Jahr 1920", das im Mitteilungsblatt für den Bereich der Verbandsgemeinde Daun am 18.4.1980 veröffentlicht wurde. Dieser große Brunnen bestand ursprünglich aus zwei Kumpen, einem großen zusammengenieteten Eisen-Trog, den man von der Eisenbahn erhalten hatte, und einem kleineren Sandkump, der wieder genutzt wird. Die alten Laufbrunnen verloren nach Einführung der gemeindeeigenen Wasserversorgung ihren Nutzen und verschwanden schon bald aus dem Dorfbild.

Laufbrunnen am Millisch-Haus

Drei Brunnen dienen heute der Dorfverschönerung

Nachdem die von Anna Droste-Lehnert nostalgisch in Erinnerung gerufenen drei Dorfbrunnen nach Einführung der gemeindeeigenen Wasserversorgung von der Dorfstraße verschwunden waren, weil sie als Wasserstelle nicht mehr vonnöten waren, wurden Dorfbrunnen in den 1990er Jahren wiederentdeckt zum Zwecke der Dorfverschönerung. Heute verfügt das Maardorf wieder über drei Brunnen mit anliegenden Ruhebänken. Zwei davon stehen am Eifelsteig und werden von zahlreichen Wanderern auf der Etappe Daun-Manderscheid in beiden Richtungen häufig in Anspruch genommen, der dritte empfängt die Radwanderer auf Donnerbrück, die vom Maare-Mosel-Radweg über die Udler Straße ins Dorf radeln.

Brunneneinweihung am Millisch-Haus mit Straßenfest

Dieser kleinere alte Sandkump, ein Wassertrog aus der 2. Hälfte des 19. Jh. mit gusseisernem Brunnenstock und Sandsteinbecken, wurde 1990 wieder hergerichtet und neben dem Millisch-Haus aufgestellt.

Vorheriger Springbrunnen am Kirchberg

Mit einem Straßenfest von den Dorfbewohnern begeistert eingeweiht, generierte dieses Ereignis zum Auftakt des Dorf- und Gästefestes, das seitdem alle zwei Jahre mit großer Beteiligung aus nah und fern gefeiert wird. Gespeist wird dieser Wassertrog von der Quellfassung Waschbüsch. Oberhalb des alten Dorfbrunnens sind historische Ton-Wasserleitungsrohre angebracht, die bei Tiefbauarbeiten auf der gegenüberliegenden Straßenseite gefunden wurden. Dieser malerische Brunnen am Eifelsteig wird von Fuß-und Radwanderern gerne genutzt. Auch Pferde werden hier zur Tränke geführt, und die Anlieger kommen regelmäßig zum Auffüllen ihrer leeren Gießkannen. An schönen Abenden sind die Ruhebänke an dem plätschernden Brunnen fast stets besetzt, ein Bild wie aus alten Zeiten.

Springbrunnen am Kirchberg

Der alte Springbrunnen am Kirchberg unterhalb der Pfarrkirche St. Martin, erbaut aus vulkanischer Schweißschlacke, musste 2007 abgerissen werden. Das machte sich die Eifel-vereinsortsgruppe Schalkenmehren zunutze und befasste sich mit der Neugestaltung. Mit großem Engagement errichteten verdiente Mitglieder des Eifelvereins den neuen Brunnen aus Basaltmosaik auf dem Platz am Kirchberg,den die Ortsgemeinde dem Eifelverein zur Verfügung stellte. Eine bronzene Gänseliesel mit drei Wasser speienden Gänsen schmückt den 2008 erbauten Eifelvereinsbrunnen.

Laufbrunnen auf Donnerbrück

Wer vom 7-Maare-Weg oder vom Maare-Mosel-Radweg zurück ins Dorf kommt, wird sich über das erfrischende Quellwasser am 2006 errichteten Laufbrunnen freuen, der sich, von grauem Sandstein eingefasst, als harmonischer Blickfang in der Udler Straße befindet. Gespeist wird dieser Brunnen, ebenso wie der Brunnen am Millisch-Haus, von der Quellfassung im Wasserhäuschen am Waschbüsch bzw. Wasbesch. Dass davor gewarnt wird, das Wasser als Trinkwasser zu nutzen, erstaunt nicht angesichts der hohen Anforderungen und Auflagen, die mit dieser Aussage verbunden wären.

Brunnen im Haus war Privileg

Einmalig in Schalkenmehren ist der Hausbrunnen in einem alten Fachwerkhaus am Doktesch-Eck, das über einen alten runden Bor (Brunnen) im Kellerraum verfügt, der den früheren Hausbewohnern manchen mühevollen Weg erspart haben dürfte. Die neuen Hausbesitzer, die bei der Innenrestauration ihres Fachwerkhauses auf die Brunnenanlage stießen, gehen davon aus, dass diese mehrere hundert Jahre alt ist. Private Brunnen in den Häusern waren einst das Privileg Begüterter.

Neuer Eifelvereinsbrunnen

Nah am Haus hatten jedoch mehr Dorfbewohner ihren eigenen Brunnen stehen. Der Wasserverbrauch war nicht eingeschränkt, denn vor der gemeindeeigenen Wasserversorgung 1926 kostete das Wasser noch nichts. Katharina Zillgen erinnert sich noch gut daran, wie sie auf der Bergkuppe Hoher List die Kühe hütete und beim Abtrieb gerne den Kump im Scheid ansteuerte, der an der Wiese vor dem Anwesen von Viktor Michels stand, eine willkommene Erholung für die junge Hüterin und die ihr anvertrauten Tiere.

Die Moderne hielt Einzug

Seit den 1980er Jahren ist das Ortswassernetz wie das der Nachbargemeinden an die verbandseigene Wasserversorgung in Mehren angeschlossen. Dennoch werden die drei Dorfbrunnen von Einheimischen wie Besuchern sehr geschätzt. War in den 1920er Jahren die gemeinschaftliche Arbeit am Brunnen vorrangig, dienen sie heute als beliebter Treffpunkt.

Lauf brunnen auf Donnerbrück