125 Jahre MGV Concordia Bodenbach 1887 e.V.

Peter Scheid, Bodenbach

Der Bodenbacher Männer-Gesangverein, wie er volkstümlich genannt wird, wurde im September 1887 im Gasthaus Überhofen als Sängerbund Concordia gegründet. Dieser Chorname lautet übersetzt "Eintracht". Er wurde ganz bewusst gewählt, um so ein friedliches Miteinander zwischen den vier Dörfern Borler, Gelenberg, Bongard und Bodenbach zu dokumentieren. Zumindest im Gesang. Als oberstes Gebot wurde in der Gründungsurkunde besiegelt: "Der Sängerbund Concordia gelobt brüderliche Liebe und Eintracht, sowie die Pflege und Erhaltung des deutschen Liedguts." Und dieses Gelöbnis und der Wunsch nach Eintracht und Harmonie wurden Wirklichkeit, haben bis heute gehalten - 125 Jahre. Zum 1. Vorsitzenden wurde dereinst Ackerer (Landwirt) Philipp Überhofen gewählt. Die musikalische Leitung übernahm der Bodenbacher Dorfschullehrer Herr Bröker. Schnell stellten sich gesanglich die ersten Erfolge ein, so dass der junge Verein bereits in vielen Nachbarorten auftreten konnte und stets großen Beifall fand. Während des 1. Weltkriegs, aus dem dreizehn Bodenbacher Männer nicht mehr heimkehrten, ruhten die gesanglichen Aktivitäten des Chores bis 1919. Dann kam es am 25.01.1920 in einer Generalversammlung im Gasthaus Bongarts zur Neubelebung. Den Dirigentenstab übernahm der Bodenbacher Josef Rätz, von allen im Dorf "Bauesch Jusep" genannt. Er dirigierte den Chor von 1904-1954, also 50 Jahre.

Ein wichtiger Bestandteil eines Chores zur damaligen Zeit war die Vereinsfahne. Bei Auftritten in anderen Orten wurde mit ihr voraus in Reih und Glied zum Festplatz marschiert. Nun besaß der Bodenbacher MGV zwar eine Fahne, diese stammte jedoch aus dem Besitz des ehemaligen Kirchenchores und musste an die Kirche zurückgegeben werden. Somit wurde beschlossen, eine neue Vereinsfahne anzuschaffen. Die Kosten hierfür berechnete die Bonner Fahnenfabrik in Höhe von 4500 Mark. Bei dieser Summe muss man jedoch bedenken, dass sie in der Inflationszeit entstand. Das Briefporto für einen Standardbrief kostete im Januar 1922 zum Beispiel zwei Mark, im Dezember des gleichen Jahres bereits 25 Mark Ein Jahr später musste man für die gleiche Dienstleistung 1 Billion Mark bezahlen.

Anerkennung und Preise ersungen

Am 28.05.1922 wurde die neue Fahne in einem großen Fest eingeweiht, dem ersten Fest des MGV Concordia Bodenbach. Auf einem eigens errichteten Weiheplatz sangen die Chöre aus Nohn und Bodenbach gemeinsam: "Die Himmel rühmen" von Ludwig van Beethoven. Bürgermeister Grave aus Kelberg hielt die Festrede, und dann begann das Ehrensingen der Gastvereine aus Dankerath, Nohn und Kelberg, das erst in den Abendstunden seinen harmonischen Ausklang fand. Ein weiterer Höhepunkt bildete das Preissingen am 10. Juni 1928 in Adenau. Die Kreisstadt hatte zum Sangeswettstreit aller sich im damaligen Kreis Adenau befindlichen Chöre eingeladen. Die Bodenbacher Sänger trugen im Klassensingen die Lieder "Im Hochgebirge" und "Nun leb wohl du kleine Gasse" vor. Im anschließenden Ehrensingen brachte man das Lied "Seekameraden" zu Gehör. Die Jury honorierte die Darbietungen des unter der musikalischen Leitung von Herrn Josef Rätz stehenden MGV Concordia mit Bestnoten und dem 1. Platz im Ehren- sowie auch im Klassensingen. Noch heute erinnert die Ehrenurkunde im Vereinslokal „Zur Post" an diesen großartigen Erfolg im Jahre 1928. Während des Nationalsozialismus wurden den Bodenbacher Sängern öffentliche Auftritte untersagt. Grund hierfür war, dass man dem Aufruf zum Eintritt in den Allgemeinen deutschen Sängerbund nicht gefolgt war. In den Kriegsjahren, 1939-1945, ruhte die Vereinsarbeit.

Gleich nach dem 2. Weltkrieg, aus dem 18 Bodenbacher Männer nicht mehr heimkehrten, wurde wieder mit dem Aufbau des Vereins begonnen. Junge Männer kamen hinzu, so dass der Chor wieder seine frühere Stärke erlangen konnte. Fünfzig Jahre - eine unvorstellbar lange Zeit - hatte Josef Rätz den Chor geleitet. Dann übergab er den Dirigentenstab an Adolf Neumann. (1954-1960). Das 75-jährige Stiftungsfest im Jahre 1962 unter dem Dirigenten Walter Bell (1960-1968) wurde zu einem großen Ereignis. Zehn Gastchöre konnten begrüßt werden. Unvergessen bleibt auch die Teilnahme am Eifeltag auf dem Messegelände in Köln-Deutz am 14.06.1981, sowie das Preissingen beim Volkslieder Festival im Köln- Müngersdorfer Stadion im Jahre 1983.

Anlässlich des 100- jährigen Bestehens wurde dem Chor im Jahre 1987 die Friedrich Zelter Plakette verliehen, und zehn Jahre später erhielt er als Anerkennung das Wappenschild des Landes Rheinland-Pfalz. Zu diesen und noch vielen anderen allseits anerkannten Erfolgen hatte ganz entscheidend beigetragen Josef Daniels, der von 1968-1997 den Chor leitete und zu einer hohen musikalischen Qualität führte.

Sein Nachfolger wurde Guido Nisius, der den MGV Concordia bis heute dirigiert. Und unter ihm kam es im Jahre 2003 zur bislang größten Herausforderung in der Vereinsgeschichte. Anlässlich der 14. internationalen Tage der Chormusik reisten die Bodenbacher Sänger nach Verona (Italien), um am Wertungssingen teilzunehmen. 34 Chöre aus 19 Nationen hatten sich zum Sangeswettbewerb eingefunden. In der Gruppierung Musica Popolare (Volksmusik) trugen die Sänger vom MGV Concordia die Lieder vor "DasHeidenröslein", "Auf einem Baum ein Kuckuck", "Die alten Straßen noch" und "Wenn wir sonntags in die Kirche gehen".

Die Jury, alles studierte und hochkarätige Chorleiter und Konzertmeister aus Italien, Tschechien, England und Belgien, prämierte die Leistungen des Bodenbacher Chores mit einmal "sehr gut", viermal "gut" und einmal "befriedigend" und stufte ihn in die Kategorie Bronze ein.

"Awer ött öss nix anöschteres wie die Sproach dir mir hey schwätze."

Mit dieser Überschrift titelte der Trierische Volksfreund im Oktober 2006. Vorausgegangen war eine Erntedankandacht in Mundart (Boddemer Platt) in der Pfarrkirche St. Apollonia Bodenbach. Alle Gebete, Lesungen, Fürbitten und Meditationstexte waren von Mitgliedern des Chores übersetzt bzw. verfasst worden. Auch die Lieder: Bitte für uns Maria ("Bleyw bey oos Maria"), Großer Gott wir loben dich ("Schrußer Jott, moh lobe dech"), Wohin soll ich mich wenden ("Oan wäh sall ech mech wänne"), Herr gib uns Frieden ("Hähr jeff oos Fridde"), Dein Name sei gelobt ("Oh Hähr öm Himmel moh brouche dech") wurden vom MGV Concordia Bodenbach in "Platt" gesungen. In seinem Schlusswort sagte Pfarrer Klaus Kohnz: "Ich bin tief beeindruckt von der Qualität des Gesangs und der Texte sowie der Aufmerksamkeit der Gottesdienstbesucher."

Bodenbach/Eifel trifft Bodenbach/Sachsen

Auf die Suche nach einer gleichnamigen Gemeinde in Sachsen, machten sich die Bodenbacher Sänger im Jahre 2005. Durch das Verkehrsamt in Nossen waren Kontakte zu Bodenbach im Kreis Meißen geknüpft worden. Die Bewohner des nur 63 Einwohner zählenden Dorfes in der Verbandsgemeinde Ketzerbachtal staunten nicht schlecht, als am 23.04.2005 ein Doppelstockbus in ihre kleine Ortschaft einfuhr, und fast ebenso viele Bodenbacher ausstiegen wie der Ort Einwohner zählte. Die Eifeler Bodenbacher hatten ein Schild mitgebracht, auf dem zu lesen steht: "Herzliche Grüße aus Bodenbach Kreis Daun / Eifel".

Nach einem kleinen Spaziergang durch Bodenbach-Ost wurde mit einem Gläschen Sekt auf die neuen freundschaftlichen Bande angestoßen. Vom Bürgermeister der VG Ketzerbachtal wurde dem MGV Concordia eine Erinnerungsplakette überreicht. Gleichzeitig begann eine Freundschaft zum Volkschor Nossen, der mit seiner Chorleiterin, Frau Hiltrud Bablich, eigens für die Bodenbacher Concordia Sänger ein Konzert veranstaltete. Gegenseitige Besuche finden seitdem statt, und auch privat haben sich einige freundschaftliche Beziehungen entwickelt. Am 2. Septemberwochenende 2012 feierte der MGV Concordia Bodenbach in einem großen dreitägigen Sängerfest seinen 125. Geburtstag. Viele Gastvereine waren gekommen, um dem Jubiläumschor gesanglich zu gratulieren. Bis heute berichtet die Vereinschronik von vielen fröhlichen und erfolgreichen Stunden im Vereinsleben, jedoch auch traurige Ereignisse und Stunden sind in ihr enthalten. Einst im September 1887 zur Einigung der Bürger gegründet, zeigt sich der MGV Concordia auch heute noch als eine Gemeinschaft, die fest zusammen steht und auch zusammen hält, wenn es darum geht, die Heimatgemeinde gesanglich zu präsentieren.

Quellen:
Ortschronik Bodenbach
Vereinschronik MGV Bodenbach