Alle Jahre wieder...

Marianne Schönberg, Feusdorf

Nein, es geht nicht um Weihnachten, aber um ein besonderes Miteinander. DAS Familientreffen steht an und allerhand Vorbereitungen sind nötig, nicht alle Lieben wohnen am Ort, doch ein gut eingespieltes Schneeball-System bringt's auf den Punkt. Man trifft sich - alle Jahre wieder - in der Eifel. Die Wurzeln dieser Familie liegen in Schlesien. Nach dem Krieg mussten alle die Heimat verlassen, es ging westwärts, mit vielen Kindern und wenig Gepäck. Zum Tross kam noch ein heimatloses Mädchen, die Mutter nahm's mit in ein anderes, unbekanntes Land. Neue Menschen, neue Gepflogenheiten - die Älteren hatten Mühe sich anzupassen; irgendwann wurden sie in der Fremde heimisch. Die Kinder? Sie fanden Freunde, wurden neugierig aufs Leben und flogen aus. Wohin? Ins Rheinland, nach Finnland, nach Amerika. Die Eltern kamen mit einem Sohn in die Eifel. Solange Oma Martha lebte - sie wurde 90 plus - gab's den Familientreff in ihrer Wohnung mit Kind und Kindeskind. Zum Weihnachtsfest briet sie alle Jahre wieder eine Gans für alle Gäste und auf die Frage, ob das nicht zu mühsam sei meinte sie, man müsse dies Tier nur ab und an begießen, wenden - kein Problem. Sie wohnte mit dem Sohn zusammen, der half. Doch im Sommer, bei kleinen Spaziergängen zwischen Wald und Wiese sammelte sie stets bestimmte Kräuter. Wozu? Für die Füllung der Weihnachtsgans, dann schmeckt sie wie früher zu Hause. Oma Martha verabschiedete sich - wo trifft man sich nun? Einer, der mit seiner Mutter gen Finnland flog kam ab und an mit Frau und Kindern in die Eifel. Da wurden Freundschaften geknüpft, man war sich gut und das blieb bis heute. Der FINNE - er ist noch berufstätig - bietet Termine zum Treff an, ein kleines Lokal hat Imbiss und Getränke bereit; der Rundumruf startet. Das Ergebnis?

Ein wunderschöner Tag und da gibt's so viel zu erzählen. Wer erinnert sich noch an die Hochzeit von G. oder den 90. Geburtstag von Oma Martha? Den haben wir doch so schön gefeiert und sie hat sich gefreut. Wo lebt heute Omas angenommenes Flüchtlingskind, wer hat Kontakt zum Vetter in Amerika? In diesem Jahr kamen auch Enkel der Familie zum Treff in die Eifel, so alte Geschichten spontan erzählt, das ist wie ein lebendiges Bilderbuch aus einem fast vergessenen Land; da ist Nachdenklichkeit angesagt. Der Tag neigt sich, noch ein Foto, herzliche Umarmungen und manch tränenreicher Abschied; also bis zum nächsten Jahr. Sind wir dann noch dabei?