Vom Ernstberg zum Michigan See

1843 - Auswanderung der Familie Michael Winkels und Anna geb. Oehmen aus Kirchweiler

Friedbert Wißkirchen, Daun

Matthias Wirtz und seine Frau waren stolz, als im Jahre 1835 in Kirchweiler ihre Söhne Franz und Theodor Doppelhochzeit feierten. Franz Wirtz (*1808) ehelichte die Anna Oehmen (Kirchweiler) und sein Bruder Theodor die Margarethe Pauls (Gerolstein). Nach nur drei Ehejahren starb Franz Wirtz als Dreißigjähriger und hinterließ seine 29jährige Witwe Anna geb. Oehmen mit den Kindern Theodor (*06.10.1836) und Hubert. Der jüngste Sohn Hubert starb 1838 mit 6 Monaten, kurz nach dem Tode des Vaters. Dieser grausame Schicksalsschlag stellte Anna Wirtz vor exis-tenzielle Probleme. Wie sollte sie allein mit dem Kleinkind das Leben bewältigen? Vermutlich als Knecht kam der am 13.8.1808 in Dohm-Lammersdorf geborene Johann Michael Winkels nach Kirchweiler. Johann Michael Winkels heiratete am 6. März 1839 die junge Ww. Anna Wirtz geb. Oehmen. An Heiligabend 1839 wurde Sohn Hubert geboren, am 18.12.1841 kam Sohn Nikolaus zur Welt. Die Familie lebte im „Wirtzhaus" in Kirchweiler, wohl zusammen mit den Eltern ihres ersten Mannes.

Warum verließen Anna und ihr zweiter Mann mit den Kindern die vertraute Heimat? Die Enge im Hause der Schwiegereltern, die Abhängigkeit von der Familie des verstorbenen Mannes, vielleicht auch die Tatsache, dass die junge Witwe wieder schnell eine Ehe eingegangen war, erzeugten in der Familie Spannungen und förderten die Entscheidung auszuwandern. Aber auch andere Kirchweiler Familien und Personen hatten diesen Entschluss gefasst; in der Gemeinschaft fühlten sie sich sicher und konnten auf gegenseitige Unterstützung und Hilfe bauen. Am 19. Mai 1843 verließ eine Gruppe von ca. 17 Personen aus den Familien: Michael Winkels, Stefan Oehmen und Matthias Schimmels das kleine Dorf am Fuße des Ernstberges.

Hubert Winkels, der jüngste Sohn der Familie Winkels erscheint nicht unter den Auswanderern; er war möglicherweise vor 1843 verstorben oder blieb in Kirchweiler bei Verwandten zurück.

- Die Schiffsreise auf der RHONE -

Die Auswanderer aus der Eifel fuhren mit ihrer wenigen Habe mit dem Fuhrwerk nach Koblenz und mit einem Flussschiff den Rhein aufwärts bis Rotterdam. Vom holländischen Hafen brachte sie ein Seeschiff zum Hafen Le Havre/Frankreich. Dort gingen Michael Winkels, 34 Jahre, Anna Oehmen, verwitwete Wirtz, 32 Jahre, ihr Sohn (aus erster Ehe) Theodor Wirtz, 7 Jahre und ihr Sohn Nikolaus Winkels, 1 Jahr alt, an Bord des amerikanischen Segelschiffes RHONE. Die RHONE wurde 1831 als Dreimastsegelschiff in New York gebaut. Das Schiff besaß 2 Decks, war 39 m lang, 8,40 m breit, hatte einen Tiefgang von 4,32 m und wog 471 Tonnen. Die Bedingungen für die Passagiere in dem kleinen Schiff waren extrem schwierig. 155 Passagiere und 25 Mann Besatzung lebten auf engstem Raum, darunter 34 Passagiere aus der Eifelregion. Neben den Familien Winkels, Oehmen und Schimmels von Kirchweiler waren auch die Familien Schneider, Scheid aus Gillenfeld und Neidhöfer aus Udler an Bord. Für die Überquerung des Atlantiks benötigte das Schiff 38 Tage; am 11. Juli 1843 lief die RHONE unter Führung des Kapitäns John Jonston jr. den Hafen von New York ein. Während der Überfahrt geriet das Schiff in einen schweren Sturm, die Passagiere fürchteten den Untergang und beteten um ihr Leben. Ein Auswanderer legte das Versprechen ab, wenn sie den Sturm überstehen und heil ankommen würden, in Dankbarkeit zu Gott, eine Kapelle zu errichten. Die Kapelle wurde 1843 in Holz gebaut, später mit einem Steinbau erneuert und steht heute noch an der „Chapel Hill Road" in der Nähe des Golf-Clubs in McHenry/ Illinois.

Lebensbedingungen

Nun waren die Eifelaner in der riesigen Stadt New York, der englischen Sprache nicht mächtig, ohne große finanzielle Ausstattung und es lagen 800 Meilen1 vor ihnen, bevor Sie die Gegend um McHenry erreichen sollten. Von New York fuhren sie 200 km in nördlicher Richtung den Hudson River mit einem Flussschiff nach Albany hinauf;

von Buffalo über den Eriesee ging es nach Detroit, über den 490 km langen Michigan See weiter nach Chikago, das damals 10.000 Einwoner zählte, wo die Auswanderer Wagen, Ackergerät und Ochsen kauften und auf alten indianischen Wegen 40 Meilen1 westlich ans Ufer des Fox River zogen, in das Gebiet der friedlichen Potawata-mie-Indianer.

Die Reise von New York nach Chikago dauerte fast 3 Wochen. Ausgehend von den Seen „Fox/Grass/Pistakee-Lake" fließt der Fox River an Johnsburg vorbei in südlicher Richtung. Eine schöne Seenlandschaft entlang des Flusses bildet den Lake County2 im Staate Illinois. Hier fanden die Eifeler eine neue Heimat und siedelten sich um Johnsburg und McHenry an, in Nachbarschaft mit anderen Landsleuten. Die ersten Eifeler Auswanderer erreichten die Gegend von Johnsburg, McHenry und Volo, im Staate Illinois, am 2. August 1841. Sie kamen aus dem früheren Kreis Mayen. Nikolaus Frett schrieb in einem Brief in die Heimat: „Wir ließen unsere Frauen und Kinder in Chikago und fuhren weiter in das Land hinein und fanden ca. 40 englische Meilen von Chikago entfernt, nahe bei McHenry, wo es eine Schule und Gericht3 gibt, geeignetes Siedlungsland. Die Stadt (McHenry) liegt ca. 3 Meilen von uns entfernt. Ich kaufte ca. 200 Morgen4 Land für 2,50 Dollar pro acre5, in deutsch 6 Mark. Es ist gutes Land und eine schöne Gegend. Das Gras ist mannshoch; wenn ich es nicht selber gesehen hätte, würde ich es nicht glauben. Der Wald besteht aus vielen Bäumen und Haselnusssträuchern.

Darin gibt es Wildfrüchte in Hülle und Fülle. Das Land ist gut und fruchtbar, als wir es zum ersten Mal sahen, waren wir sprachlos. Nikolaus Adam von Hirten (Kreis Mayen) hat noch mehr Land als wir. Jakob Schmitt von Münk (Kreis Mayen) hat 60 acres. Wir bearbeiten das Land mit 2 Ochsen und haben einen doppelt bespannten Wagen. Im Küchenofen kann man gleichzeitig (kochen und) backen. Wir haben 2 Kühe und einen Pflug. Die Ochsen kosten 40 Dollar und der Wagen 33 Dollar. Der Küchenofen mit allem Zubehör kostet 22 Dollar, der Pflug 7 Dollar und 2 Kühe 24 Dollar. Hier ist es nicht wie in Deutschland. Die Tiere sind nicht im Stall, sie versorgen sich selbst, laufen frei umher, Tag und Nacht, Kühe, Rinder, Schweine, Ochsen, Pferde. Die Kühe kommen von alleine morgens und abends (zum Melken) nach Hause. Jeder kann machen was er will, jeder arbeitet für sich selbst.

Wir danken Gott jeden Tag, das er uns hierher gebracht hat, aus der Sklaverei ins Paradies". Das Leben war hart und entbehrungsreich, aber wie Frett berichtet, viel besser als in der alten Heimat. „Wir sehnen uns nicht mehr nach Deutschland zurück." Transportmittel waren Ochsen, Pferde und Wagen. Vieles wurde von Hand gemacht, Garn gesponnen und Bekleidung und Schuhe aus dem Leder der Wildtiere selbst angefertigt. Das Nahrungsangebot war reichlich, die Äcker erbrachten gute Erträge6, Wild und Fisch ergänzten die Mahlzeiten. Die Häuser waren einfache Blockhäuser. Die Stämme wurden im Wald geschlagen und dann mit Hilfe der Nachbarn zusammengesetzt und innen mit Lehm verputzt, das Dach mit Holzschindeln gedeckt. Das einzige Licht stammte vom Herdfeuer, dem Kamin oder einer Kerze. Später ersetzte die Petroleumlampe das offene Feuer oder das Kerzenlicht.

Die Siedler gingen früh zu Bett und standen bei Tagesanbruch auf. Seife wurde selbst hergestellt, samstags manchmal in einem Waschzuber gebadet, im Sommer im Fluss oder See. Das Wasser wurde mit Handpumpen oder kleinen Windrädern aus Seen und Flüssen gepumpt. Die Menschen führten ein einfaches, zufriedenes Leben und fanden vor allem Zuversicht und Trost im Glauben. Im Spätsommer 1843 kamen die Winkels am Ufer des „Fox Lake" an, kauften Land und bauten sich eine kleine Unterkunft und kämpften erfolgreich gegen die schwierigen Bedingungen beim Start in ein neues Leben an. Mit Unterstützung der benachbarten Eifeler Siedler bauten sie sich eine kleine Farm, zogen aber bereits 1845 in die Nähe des Sees „Lily Lake" und des Ortes Volo. Dort wohnten und arbeiteten sie fünf Jahre, bevor sie im Jahre 1850 eine neue und größere Farm an der Ringwood Road7, nördlich und wenige Kilometer vom Städchen McHenry bezogen.

Vermutlich waren größere Ländereien und bessere Lebensbedingungen der Grund für den häufigen Ortswechsel in wenigen Jahren. Die Familie hatte sich in der Zwischenzeit vergrößert und wurde 1850 beim Zensus8 unter dem Namen „Wengels" erfasst. Neben Michael und Anna Winkels mit den ausgewanderten Söhnen Theodor (Wirtz) und Nikolaus lebten die Söhne Adam (3), Jakob (2) und Frank (1) auf der „Ringwood Farm". Bei der Volkszählung 1860 wurde der Name „Winkle" geschrieben. Ein weiteres Kind: John wurde 1852 geboren. Der Sohn (Stiefsohn) Theodor Wirtz wohnte seit 1859 nicht mehr auf der Farm, er hatte eine eigene Familie gegründet. Als Anna Winkels und Michael Winkels älter wurden und die Kinder erwachsen, übergaben sie die Farm und zogen in ihr Haus nach Johnsburg. Am 12. 12. 1891 starb Michael Winkels im Alter von 83 Jahren. Er war als freundlicher, fleißiger, ehrlicher Mann und guter Farmer geschätzt. Anna Winkels, verwitwete Wirtz, geb. Oeh-men, zog zu ihrem Sohn Nikolaus9 nach McHenry. Dort starb sie nach einem arbeitsreichen Leben am 7.2.1902. Sie hatte rote Haare und Kinder nachfolgender Generationen erinnerten mit ihrer Haarfarbe an „Grand-ma"10 Winkels. Die Winkels wurden auf dem St. Mary's Cemetery in McHenry begraben. Die Grabsteine findet man in der ersten Reihe am nördlichen Friedhofsende. Im Familiengrab sind auch die Söhne Johann und Nikolaus bestattet.

Nikolaus Winkels lebte mit seiner Familie auf der Winkels Farm. Er heiratete am 12.6.1873 Maria Frei aus Mequon Station, Wisconsin. Aus der Ehe gingen 6 Kinder hervor, wovon 2 im Kindesalter starben. Mit nur 33 Jahren starb Maria Winkels geb. Frei am 21.12.1888. Nikolaus heiratete nicht wieder. Am Abend des 08.11.1911 fand Jakob Wirtz, Sohn von Theodor, der im Hause Nikolaus Winkels wohnte, die leblose Gestalt im Treppenhaus. Nikolaus war scheinbar auf der Treppe so unglücklich gestürzt, dass er sich kurz vor Vollendung des 70. Lebensjahres das Genick brach und starb.

Theodor Wirtz - Wartz - Wortz

Als siebenjähriges Kind kam Theodor mit seiner Mutter Anna Winkel, verwitwete Wirtz, geb. Oehmen, seinem Stiefvater Michael Winkels und seinem Stiefbruder Nikolaus (9) in New York an. Es muss ein faszinierendes Abenteuer für den Jungen gewesen sein, die Eindrücke der Schiffsreise, die riesige Stadt New York, die Weite des Landes, die Fahrt auf dem Fluss Dampfer, auf dem Ochsenwagen mit anderen Siedlern quer durch den Kontinent. Er lebte zunächst mit seinen Eltern und dem Stiefbruder auf der Farm bei McHenry und lernte früh mit anzupacken. Am 6. Oktober 1859 heiratete er im Alter von 23 Jahren in der St. John the Baptist Church in Johnsburg Katharina Schneider. Trauzeugen waren Simon Weingart11 und Peter Schmitz12. Katharina Schneider war am 27. Juni 1834 in Weiler (am Rhein) geboren. Ihre Eltern sollen dort eine Brauerei und Gaststätte betrieben haben. Sie kam als 20jährige mit Mrs. Jakob Rothermel (= Rothärmel) nach Johnsburg und arbeitete als Hausmädchen. Die junge Familie zog nach der Hochzeit auf die ehemalige Farm der Winkels bei „Lily Lake", in Lake County, nahe Volo. Dort wohnte die Familie bis 1891 und bewirtschaftete die umfangreichen Ländereien. Zwischen 1860 und 1877 kamen 9 Kinder zur Welt: Elizabeth * 10.08.1860
John Adam * 16.09.1861
Anna * 1. 11.1862
Mathias * 14.08.1864
Jacob * 22.10.1866
Agnes * 02.11.1868
Michael * 18.12.1870
Maria * 04.12.1871
Helena * 27.02.1877

- Soldat im amerikanischen Bürgerkrieg -

Theodor Wirtz diente im amerikanischen Bürgerkrieg in der Armee der Union gegen die Südstaaten. Er trat am 14. Februar 1865 im Camp Fry, Chikago, Illinois, in die 1. Kompanie im 147ten Regiment ein und war damals 29 Jahre alt, hatte graue Augen, braunes Haar und war 5 Fuß und 10 Zoll (= 178 cm) groß. Das 147te Regiment stand unter der Führung von Oberst H. F. Sickles und wurde innerhalb eines Jahres aufgestellt.

Es war das erste von zehn Regimentern, das mit öffentlichem Aufruf vom 19.12.1864 aufgestellt wurde. Von Chikago zog das Regiment nach Louisville, Kentucky, weiter nach Nashville und Chattanooga, Tennesee. Am 28. 2. 1865 erreichte das Regiment Theodors die Stadt Dalton, im Nordwesten des Staates Georgia. Von hier aus kämpfte sich das Regiment mit verbündeten Kräften südwärts bis zum Ende des Krieges. Am 20. Januar 1866 wurde das Regiment bei Savannah, am Atlantik, aufgelöst. Theodor und seine Regimentskameraden machten sich am 23. Januar 1866 in ihre Heimat auf und erreichten am 31. Januar 1866 Springfield, Illinois, gaben Uniform und Waffen ab und erhielten den restlichen Wehrsold. In den Militärlisten erscheint Theodor Wirtz als „Theodore Warts aus Wauconda13, Illinois". Über ein Jahr, als Theodor im Bürgerkrieg kämpfte, musste Katharina alleine die Farm bewirtschaften und auch für die Kinder und den Haushalt sorgen.

1891, mit 55 Jahren, zog sich Theodor in sein Haus nach Volo zurück, die Farm wurde von einem seiner Kinder weiter betrieben. Seine Frau Katharina starb im Alter von 70 Jahren (1904) in Volo im Kreise der Familie an einer Lungenentzündung. Sie wurde auf dem Friedhof der St. Peter Church in Volo begraben. Nach dem Tode seiner Frau lebte Theodor wechselweise für kurze Zeit bei seinen Kindern. Es bleibt unsicher, ob und aus welchen Gründen er Sophia Rasch heiratete, die ihm wahrscheinlich den Haushalt führte. Scheinbar wollte er ihr nach seinem Tode die Militärpension zukommen zu lassen, lebte aber nicht mit ihr zusammen. Am 25. April 1927 starben

Theodor Wirtz und sein Sohn Jakob nach einem schweren Autounfall. Auf der Rückfahrt vom Besuch bei der Tochter/Schwester Clarence Gainer geb. Wirtz, stießen sie frontal mit einem anderen Auto zusammen. Am 28.04.1927 wurden Vater und Sohn auf dem Friedhof der St. Peter Church in Volo bestattet. Der Name Wirtz hatte sich im Lauf der Zeit in „Wortz" gewandelt.

Theodor Wirtz wurde als ein honoriger Mann geschildert, der fleißig und sparsam war und seine Überschüsse aus der Landwirtschaft in Immobilien investierte. Er war streng, aber gegenüber seinen Kindern und Enkeln großzügig. Wenn sie heirateten erhielten sie Land oder Geld. Obwohl er wohlhabend war, stellte er keine großen Ansprüche an das Leben; ab und zu genoss er ein Glas Bier und oft unterhielt er seine Enkel mit dem Spiel auf der Violine. Auch mit 90 Jahren - kurz vor seinem Tode - war er noch in guter körperlicher Verfassung und erledigte leichte Arbeiten rund ums Haus.

- Johnsburg und Umgebung in Eifeler HandAus dem Nachbarkreis Mayen hatten sich

1841 schon Auswanderer aus Hirten, Lind und Münck in der Nähe von McHenry angesiedelt; sie gelten als die Pioniere zur Besiedlung dieses Landstriches. Die ersten „Dauner" Siedler, die sich in der fast Menschen leeren Gegend rund um den „Fox Lake" nieder ließen waren

1842 Matthias Blaumeiser, Daun - Nikolaus Hees und Matthias Gilles aus Mehren - Johann Peter Müller aus Daun-Neunkirchen, Johann Adam, Johann Josef und Matthias Blick aus Steineberg mit ihren Familien. 1846 waren es die Walsdorfer Familien Anton Willems und Peter Josef Schneider, die sich ansiedelten.

In den 1850er Jahren folgten: Josef Palmes, Mehren - Johann Schlimpen, Schalkenmehren

- Josef Michels, Darscheid - Johann Jakobs, Daun-Neunkirchen, Christian Niesen, DaunSteinborn und Matthias Cossmann, Weidenbach. Der Sohn von Anton Willems, Walsdorf heiratete 1867 die Tochter Helene des Neun-kirchener Auswanderers Johann Jakobs. Die „Weingart-Schwestern" aus Kirchweiler heirateten Söhne der Familie Blick, Steineberg. Viele andere Beziehungen und Patenschaften zwischen den Eifeler Auswanderern sind dokumentiert.

In den lückenhaften Kirchenbüchern14 der St. John the Baptist Catholic Church in Johnsburg finden sich weitere Eifeler Namen. Darunter die Rauens, Schumacher, Knippen, Braun, Weingart und Pitzen aus Kirchweiler, Coss-mann aus Weidenbach, Caspers aus Dreis, Thelen, Kauth und Riemann aus Daun-Neunkirchen, Kleifgen aus Deudesfeld, Etten aus Hillesheim, Ponzelet aus Loogh. Sie und viele andere Eifelaner suchten ihr Glück im Norden der USA, etwa 60 km westlich von Chikago, rund um die Seenplatte am Fox Lake, in einer Landschaft, die durch hunderte kleine und große Seen und Moore geprägt ist. Die 1860er Jahre waren vor allem durch eine Cholera-Epidemie und eine hohe Sterblichkeit gekennzeichnet. Besonders tragisch traf es die Familie Caspers/Cossmann aus Weidenbach. Peter Caspers, gebürtig aus Dreis, überlebte die Epidemie als einziger; seine Frau Helene geb. Cossmann und 4 Kinder fanden innerhalb von 3 Monaten den Tod. Auch drei Kinder der Familie Christian Kauth, Daun-Neunkirchen: Anna, Maria und Elisabeth starben im September 1861 innerhalb einer Woche an Cholera. Johnsburg15, eine kleine Stadt, blieb über Jahrzehnte Zentrum der Eifeler Auswanderer in Illinois. Über viele Jahre dominierte die deutsche Sprache mit Eifeler Dialekt das öffentliche Leben, Eifeler Brauchtum und vor allem der Glauben bildeten das Rückrat der Auswanderer. Nicht nur die „Weingart Road" in Johnsburg erinnert heute noch an die Eifeler Auswanderer mit Namen „Weingart" aus Kirchweiler, Steineberg und/oder Dockweiler, sondern auch die Kapelle in der Nähe des „Chapel Hill Golf-Clubs" in McHen-ry. Die Siedler feierten Gottesdienst zunächst in ihren Häusern und Scheunen, bevor die Eifelaner 1842 die erste kleine Kirche in Johnsburg bauten. Sie war nur 6 x 9 m groß und diente gleichzeitig als Schul- und Versammlungsraum. Das größte Problem war die Sprache. Während die Eifelaner auch in Amerika deutsch - vor allem aber ihren moselfränkischen Dialekt - sprachen, feierten die Wanderpriester die Gottesdienste in Englisch. Zu den Gründern der Kirchengemeinde „St.

John the Baptist Church" Johnsburg gehörten die Familien Hees, Gilles und Scheid aus Mehren - Blaumeiser aus Daun, Johann Peter und Johann Adam Müller aus Daun-Neunkirchen und Michael Winkels aus Kirchweiler. Die erste steinerne Kirche wurde 1867 begonnen und 1880 fertig gestellt; sie wurde 1900 durch ein Feuer vernichtet. Die katholischen Feiertage wie Ostern, Pfingsten, Allerheiligen, Weihnachten, Prozessionen und Bittgänge wurden auch in der neuen Heimat über Jahrzehnte gepflegt.

Quellen:
Homepage: www.lamb-thielen.com
www.twagner.tripod.com History of the State of Illinois (www.archive.org) Festschrift: „St. John the Baptist Church's Diamond Jubilee" (75jähriges Jubiläum) Passagierliste des Schiffes RHONE - 1843 Mitteilungen von Terry Miller über Eifeler Auswanderer Kirchenbucheinträge der St. John the Baptist Catholic Church in Johnsburg
Auswanderungsakten des Amtes Dockweiler/Sarmersbach (Archiv Verbandsgemeinde Daun)
Familien in Deudesfeld-Meisburg-Weidenbach - Köln 2010
WGfF - Verfasser: Matthias Heinen
Privatarchiv - Sammlung Auswanderer aus der VG Daun

Anmerkungen:
1 1 Meile = 1,609344 km
2 County = Verwaltungsbezirk, Kreis
3 Im Gericht wurde der gekaufte Grundbesitz registriert und das Eigentum eingetragen.
4 1 Morgen = 2500 qm
5 1 acre = 4.046,85 qm
6 „reicher Boden" = indianischer Name für Milwaukee (Stadt am Michigansee)
7 2000 - Dorf mit 470 Einwohner - heute noch eine Straße „Ringwood Road" in Johnsburg
8 Zensus = amerikanische Volkszählung, alle 10 Jahre
9 Nikolaus - am 18.12.1841 in Kirchweiler geboren
10 Grandma = Großmutter (Koseform von grandmather)
11 Simon Weingart stammte aus Kirchweiler, war 1846 ausgewandert und heiratete 1861 Christina Niesen, die mit ihren Eltern Christian Niesen und Gertrud geb. Meyer 1855 aus Daun-Steinborn ausgewandert war.
12 Peter Schmitz war höchstwahrscheinlich auch ein Eifelaner
13 Wauconda - Dorf wenige km südwestlich von Johnsburg und McHenry
14 In den ersten Jahren wurden die Kirchen durch Wanderpfarrer betreut; dadurch sind die Kirchenbücher nur unvollständig geführt.
15 Johnsburg, Stadt im McHenry County, ca. 5300 Einwohner (im Jahr 2000), ca. 21 % Bevölkerungsanteil mit deutschen Wurzeln
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