Kinder sammeln - Werte!

Gertrud Knobloch, Berg/Starnberg

Auf Flohmärkten trifft man sie öfters, Typen wie meinen Jüngsten, der schon als Kind nichts wegwerfen konnte. „Einmal kann man alles brauchen", schrie er entsetzt, wenn ich in seinem Zimmer Ordnung machen wollte. Damit entriss er mir die bereits aussortierten Sachen wieder. Und keine Macht der Welt konnte ihn umstimmen, das Zeug selber in die Mülltonne zu werfen. Auf diese Weise hat sich vieles bei uns angesammelt, das man als Krimskrams bezeichnen könnte. Längst hätte ich die Freiheit, wirklich diese Dinge wegzuwerfen. Nun bringe ich es nicht mehr fertig, weil sie mich zu sehr und intensiv an die Jugendzeit meiner Kinder erinnern, die längst erwachsen sind.

Kinder sammeln zunächst einmal alles Interessante, beispielsweise glitzernde Steine, Holzstücke in interessanter Form, Plastiktiere und -Gegenstände, Aufkleber, Briefmarken, Plakate, Heftchen, Blumen und Gräser. Oft sieht man schon an den Liebhabereien der Kinder, wofür sie sich am meisten interessieren ob für technische Dinge oder solche aus der Natur und dem Tierreich.

Man sollte nicht lächeln über die kleinen Sammler, man sollte sie vielmehr bewundern und loben. Können sie auch nicht den Wert ihrer Sammelobjekte in Mark und Pfennig ausdrücken, so sind diese doch für sie von großem Wert. Man sollte sie auch gar nicht danach fragen, denn damit würde man sie nur stören. Sie würden die Frage selbst übernehmen und die Dinge vielleicht fortan nur noch nach finanziellem Wert betrachten, was sicher nicht richtig wäre. So erinnern sie sich an den schönen Urlaub am Meer, wo ihnen das interessante Treibholz in Schweinchenform zugeschwommen ist, das nun an einer Kordel befestigt als Wandschmuck im Zimmer hängt, schön nachgearbeitet und aufpoliert. Die bemalten Kieselsteine erinnern sie an Abenteuer im Bach, wo sie diese gefunden haben. Die Briefmarken erinnern sie an Briefe, die sie selbst erhielten. Das macht Kinder immer stolz, und umso freudiger sind sie überrascht über Grüße aus fernen Ländern, von lieben Menschen, die vielleicht dort Urlaub machen. In unserem großen Garten, wo wir Platz dafür haben, steht etwas unmotiviert eine inzwischen recht hohe Fichte. Kaum zu glauben, dass der Sämling dazu seinerzeit der so genannte „Joker" in einem Heft der Kinderzeitschrift war, die wir in der Jugendzeit unserer Kinder abonniert hatten. Immer noch ist unser Jüngster stolz auf den Baum, der aus seinem kleinen Sämling inzwischen herangewachsen ist.

Kinder sammeln Werte, die Lebens- und Erlebens-WERTE sind. Sie erinnern an die schöne Kinder- und Jugendzeit, in der sie noch völlig unbeschwert ihren Liebhabereien nachgehen konnten und ihre Gefühle ausleben durften. Solche Werte sind unbezahlbar!