„Kuckuck-Kuckuck"

Werner Schäfer, Wien

Nach dem 1. Weltkrieg lebte in Daun ein Mann, von dem berichtet wird, dass er einen 'Gendarm' zuhause hatte, also eine äußerst strenge Ehefrau. Diese machte ihm stets irgendwelche Vorschriften. Eine davon war, dass er nie später als um Mitternacht heim kommen durfte.

Eines Abends ging dieser Mann - wie so oft - ins etwa 300 Meter entfernte Hotel "Fries", um noch ein paar Bierchen zu trinken. Als er zwischendurch einmal aufs Klo musste, kletterte ein anderer Gast flugs auf einen Stuhl und stellte die an der Wand befindliche große Wirtshausuhr eine Stunde zurück. Als dann später diese Wirtshausuhr zehn Minuten vor Zwölf zeigte, forderte der Wirt die verbliebenen Gäste auf, die Gläser zu leeren. Es sei ja bald Sperrstunde. Zweifelnd bemerkte der Mann der strengen Frau darauf hin gegenüber dem Wirt, dass Sperrstunde doch erst um ein Uhr sei. Der Wirt tat verwundert, schaute höchst konzentriert auf seine Taschenuhr und stellte ganz erstaunt fest, dass die Wirtshausuhr wohl kaputt sei, da sie doch tatsächlich eine ganze Stunde nachginge. Er werde sie deshalb sofort am nächsten Tag beim Uhrmacher Manderscheid generalüberholen lassen. Daraufhin schoss der Mann wie vom Blitz getroffen - ohne zu bezahlen - raus aus der Gaststätte Richtung Heimat. Vorsichtig schloss er die Haustüre leise auf; doch gerade in dem Moment, als er sie wieder ganz sachte schließen wollte, begann das Schlagwerk der Kuckucksuhr, die im Hausflur hing, zu laufen, und der Kuckuck kam hinter seiner Klappe hervor. Als hätte das Kuckucks-Tier seine Stimme eigens für diesen Moment geölt, rief es lauthals ein Mal "Kuckuck". In höchster Not imitierte der Mann umgehend diesen Kuckucksruf noch elf Mal, so dass es zusammen zwölf Kuckucksrufe waren. Also Mitternacht! Am nächsten Morgen stellte seine "liebe" Frau nur lapidar fest: „Haut Naacht wors de awwer op de Minut doahem. Doa hoß de noch eß schruß Jeleck jehott!" Gott sei Dank hatte sie zuvor den Angstschweiß auf der Stirn ihres Mannes nicht bemerkt. Und auch nicht, wie er sich hinterher mächtig ins Fäustchen lachte. (Anm.: Werner Schäfer, geboren 1927 in Daun, verlebte dort seine Jugend und ist heute wohnhaft in Wien)