Svenja Grafen - eine „Slam-Poetin"

22-jährige tritt im gesamten deutschsprachigen Raum auf

Brigitte Bettscheider, Kelberg-Zermüllen

Kennen gelernt hat Svenja Grafen aus Darscheid den Poetry Slam, als sie im Februar 2009 eine Freundin in Hamburg besuchte. Deren Mitbewohnerin war eine Slam-Poetin, und Svenja Grafen fand die Idee, eigene literarische Texte unmittelbar mit dem Publikum zu teilen und ihre Reaktionen zu erleben, vom ersten Augenblick an faszinierend. Jetzt - drei Jahre später - absolviert sie selbst durchschnittlich 15 Auftritte im Monat im gesamten deutschsprachigen Raum - in Dresden, Köln, Hannover, Salzburg und Sankt Gallen - und trägt Texte wie den unten abgedruckten vor: „Das Wetter, bei dem man sagt, es riecht nach Schnee".

Ihren Durchbruch hatte sie, als sie im Oktober 2011 beim Finale der 15. deutschsprachigen Meisterschaften in Hamburg vor 4000 Menschen auftrat und den vierten Platz unter 250 Teilnehmern belegte. Seither erhält sie Anfragen von Poetry-Slam-Veranstaltern aus ganz Deutschland, Österreich und der Schweiz. Im Juni 2012 wurde ihr der Karl-Marx-Poesiepreis der Stadt Trier verliehen.

Eine Woche später trat sie in Düsseldorf im Wettstreit mit Schauspielern auf, die Texte von toten Dichtern inszenierten. Ihre Bühnen sind kleine Clubs, große Opernhäuser und Fernsehstudios. Sie hält Poetry-Slam-Workshops an Schulen.

„Poetry Slam wird immer größer", sagt Svenja Gräfen zur Entwicklung des Wettstreits von Bühnendichtern, der Mitte der 1980er Jahre erfunden wurde, um das Interesse an Lesungen wiederzubeleben. Immer mehr setze sich Poetry Slam international als eine Kunstform durch, die für ihre Interaktion mit dem Publikum und für künstlerische Spitzenleistungen bekannt sei, erklärt sie und nennt die Regeln des aus den englischen Wörtern „poetry" (Dichtung) und „slam" (zuschlagen, zuknallen, jemanden ins Gesicht schlagen) gebildeten sehr offenen, freien Formats: Die Texte müssen selbst geschrieben sein, der Dichter darf keine Requisiten, Kostüme oder Musikinstrumente verwenden, und er darf das Zeitlimit (meistens fünf Minuten) nicht überschreiten. „Die Stimmung ist ähnlich wie bei einem Konzert", meint Svenja Gräfen. Parallel zu ihren Auftritten als Slam-Poetin machte sie 2010 das Abitur am Geschwister-Scholl-Gymnasium in Daun. Sie war Au-pair-Mädchen in Schweden, Regieassistentin an einem Theater und Redaktionsassistentin bei einem Umweltmagazin in Berlin. Sie lebt zurzeit in Köln. Und im Herbst 2012 möchte sie mit dem Studium der Kultur- und Medienbildung beginnen. Bis dahin soll der Roman fertig sein, den Svenja Gräfen gerade in Arbeit hat. Er handelt von Menschen ihrer Generation.