Das verunglückte Patronatsfest

Margarete Gertrud Morsink, Landscheid

Wie jedes Jahr wurde die Familie von der Schutzer Verwandtschaft zum Patronatsfest der hl. Barbara eingeladen. Unser Vater, Neffe und Vetter und Onkel Jakob, der mit seiner Familie in Wallenborn lebte, machten sich früh auf den Weg, um rechtzeitig am Festgottesdienst teilzunehmen. Ihre noch nicht schulpflichtigen Söhne durften sie begleiten. Diese sahen dem Tag mit Freude entgegen, denn Schutz konnte etwas Besonderes bieten, den „Marschbach". Und der war in dieser Jahreszeit durch starke Regenfälle bis zum Uferrand mit Wasser gefüllt, also nicht der geeignete Spielplatz für die beiden abenteuerlustigen, wasserliebenden Knaben. Deshalb mussten sie nach dem Gottesdienst mit den Vätern und den Männern des Hauses in die gute Stube und den für sie langweiligen Gesprächen zuhören. Unruhig rutschten sie auf ihren Stühlen und störten die Unterhaltung. Nach dem Versprechen, dem Bach fern zu bleiben, durften sie nach draußen. Dort fanden sie auch nichts Aufregendes. Langeweile plagte die Beiden. Beim Stöbern entdeckten sie im Schuppen Hacken und Schaufel und auf dem Weg zum Garten die am Hauseingang stehenden schönen Lorbeerbäumchen. Diese waren der ganze Stolz der noch ledigen Töchter des Hauses, Katharina und Barbara, die in der Küche das Festessen zubereiteten und von dem Geschehen, das sich vor dem Haus anbahnte, nichts ahnten.

Die beiden Josefs begutachteten die Bäumchen und fanden die Kübel zu klein für die edlen Gewächse. Ohne Rücksicht auf Sonntagskleidung und Festtag gruben sie Löcher im Garten und begannen mit der Umpflanzung. Die Bäumchen sahen arg lädiert und traurig aus. Stolz standen die Beiden vor ihrer vollbrachten Arbeit, überzeugt, das Richtige getan zu haben. In der Küche benötigte man Lorbeerblätter. Barbara ging nach draußen, um frische zu holen. Dort sah sie die Bescherung und lief schreiend ins Haus. Erschrocken stürzten die Männer aus der Stube, dachten sie doch, die Kinder wären in den Bach gefallen. Nun standen sie mit verständnislosen Blicken vor vollendeten Tatsachen. Die Kirmesfreuden waren vorbei, die Stimmung im Eimer. Schon frühzeitig machten sich die Väter mit ihren „missratenen" Söhnen auf den Heimweg. Die beiden Knaben hatten das erste Donnerwetter überstanden, das zweite stand ihnen noch bevor, wenn die Mütter mit der verschmutzten Sonntagskleidung der Kinder konfrontiert wurden. Von dem Zeitpunkt an ging Vater allein ohne uns Kinder zum Patronatsfest der heiligen Barbara nach Schutz.