Kindtaufe in der Eifel

Birgit Becker, Kerpen

„Höek es Kenddoef", hieß es am dritten Tag nach der Geburt eines Kindes. Dieser uns heute früh erscheinende Tauftermin hatte sich wegen der damals großen Kindersterblichkeit eingebürgert. Es war Aufgabe der Hebamme, begleitet von den Paten, den Täufling zur Kirche zu tragen. Auf ein frisch bezogenes Kopfkissen wurde das mit einem Spitzentaufkleid nebst Häubchen festlich gekleidete Wickelkind gelegt. Je nach Witterung hüllte man das Kind zusätzlich in eine Decke. Dieses Kissen nahm sich die Hebamme auf den Arm und überdeckte alles mit der dafür bestimmten Ziertaufdecke. Dann machte sich der kleine Zug auf den Weg zur Kirche. Nach dem Taufgeschehen lud der Pate zu einem Umtrunk ins Gasthaus ein, der manchmal allzu fröhlich endete. Dabei soll es schon vorgekommen sein, dass man vergaß, den Täufling mit nach Hause zu nehmen. Inzwischen hatte man im Geburtshaus einen guten Kaffee hergerichtet, an dem nebst Paten, Hebamme und Familie auch die eine oder andere Nachbarin teilnahm.

Zeichnung: Kerstin Weinacht, Kerpen

Dies war eine willkommene Abwechslung im sonst so harten und arbeitsreichen Alltag. Die Mütter waren bei der kirchlichen Tauffeier nicht zugegen. Wegen der hohen Müttersterblichkeit im so genannten Kindbett (Kindbettfieber) achtete man damals sehr darauf, dass die Wöchnerinnen ihre neun Tage Bettruhe streng einhielten. Auch versorgte man die junge Mutter mit dem Besten, was Keller und Küche hergaben. Bald wartete der harte Alltag wieder auf ihren Einsatz im Haus, im Stall, im Feld und in der Kinderstube. Ihr erster Gang nach dem Wochenbett war der zur Aussegnung in der Kirche, wobei sie von einigen Nachbarinnen begleitet wurde. Es war selbstverständlich, dass man bei den ersten Kindern einer jungen Ehe die Großeltern als Paten bestimmte. Auch ihre Vornamen gab man den Enkeln weiter. Meist gehörten die Großeltern zur Familie, es wurde doch in der Regel eingeheiratet. Die Paten bezeichnete man als „Patt" und „Jött". Hatte man den Großeltern die Patenehre übertragen; dann waren bei wachsender Kinderzahl Tante und Onkel an der Reihe, dieses Amt anzutreten. Auch deren Namen wurden dem Kind weitergegeben, weshalb sich immer die gleichen Namen in einer Familie wiederholten. Die Vornamen früher waren sehr gebräuchlich und auch deren Anpassung an die mundartliche Sprache. Heutzutage ist die Sterblichkeit von Mutter oder Kind im Wochenbett drastisch gesunken. Die werdenden Mütter suchen in regelmäßigen Abständen ihren Frauenarzt auf. Sie entscheiden sich während der Schwangerschaft für eine bestimmte Hebamme und entbinden im Krankenhaus. Die Tauffeier findet zwei bis drei Monate nach der Geburt statt. So kann die Mutter auch daran teilnehmen. Als Paten des Neugeborenen wählt man heute Geschwister oder Freunde der Eltern. Nach der kirchlichen Feier wird im kleinen Familienkreis mit Paten bei Kaffee und Kuchen gefeiert.