Der Kirmeskuchen

Maria Aschemann, Gerolstein

Die Feste, die hier in der Eifel trotz Armut immer groß gefeiert wurden, waren Namenstage und die Kirmes. Zu diesen Anlässen kam die ganze Familie zum Festschmaus zusammen. Dabei wurde viel von früher erzählt, gesungen, getrunken und gelacht. So war es auch an jenem „Pittichdaach", der mir genau in Erinnerung blieb.

Mein Vater Peter Horsch, 1903 geboren, erzählte von seinem Erlebnis, als er als neunjähriger Junge mit seinem Vater nach Salm zur Kirmes ging. Kirmes, das war das Patronatsfest des jeweiligen Kirchenfürsten und wurde auch in der Kirche besonders feierlich begangen. Zu diesem Fest kam die Verwandtschaft von weit und breit zusammen.

So ging auch klein Peter mit seinem Vater zu Fuß nach Salm. Der Weg, immerhin dreizehn Kilometer lang, war für einen Neunjährigen weit, aber die Aussicht, seine Vettern und Cousinen kennen zu lernen und die Freude auf ein Festessen und leckeren Kuchen, was zur damaligen Zeit sehr selten war, ließen den Neunjährigen tapfer mit marschieren. In Salm angekommen wurden die Beiden freudig begrüßt. Im Haus hatte man die Verwandtschaft auf zwei Zimmer verteilt. Außer der Stube war ein Schlafzimmer ausgeräumt und mit Tischen und Stühlen bestückt worden, so dass sich die Onkel, Tanten, Vettern und Cousinen hier niederlassen konnten und auch Peter und sein Vater fanden hier ihren Platz. Anlässlich der Kirmes war extra ein Schwein geschlachtet worden, es war fürwahr ein Festschmaus. Nach dem Essen nahmen die Vettern und Cousinen den kleinen Peter mit und zeigten ihm voller Stolz ein Zimmer, in dem ebenfalls die Möbel zur Seite geschoben und der Fußboden mit Betttüchern belegt waren, worauf viele wunderschöne Hefekuchen lagen: Streuselkuchen, „Birrebunnes", Grießmehl- und Apfelkuchen und vieles mehr.

Beim Spielen in Haus und Hof gingen meinem Vater die vielen wohlriechenden Kuchen nicht aus dem Sinn, bis man die Verwandtschaft endlich zur Kaffeetafel rief. Der Tisch war festlich gedeckt - aber wie sahen die schönen Kuchen denn aus?

Voller Aufregung berichtete die Tante von ihrem großen Missgeschick. Sie hatte alle Kuchen noch einmal mit Zucker bestreuen wollen und dabei versehentlich den Salztopf erwischt. In ihrer Not wurden all die tollen „Fladden" unter den Wasserhahn gehalten, was sie nicht gut aussehen ließ. Trotz dieser Behandlung schmeckten die Kuchen salzig, wurden aber dennoch mit gutem Appetit gegessen. Doch durch dieses Missgeschick ist die Salmer Kirmes nicht in Vergessenheit geraten. Bei vielen Gelegenheiten und Festtagen wird noch heute davon berichtet und herzlich darüber gelacht.