Zwei alte Bräuche in Berndorf

Martha Neumetzler, Berndorf

Hillich

Das Zusammenleben in unserer dörflichen Gemeinschaft hat sich in den letzten fünfzig Jahren sehr stark verändert. Alte Bräuche, die von der Dorfjugend gepflegt wurden, sind oft in Vergessenheit geraten oder nennen sich heute anders beziehungsweise werden anders praktiziert.

So auch die „Hillich", die man heute auch als Polterabend bezeichnet. Sie fand immer im Dorf der Braut statt und erfolgte stets am Wochenende vor dem Hochzeitstermin. Sie war speziell ein Fest für die männliche Jugend. Mädchen nahmen daran nicht teil. Die Junggesellen bockten vor dem Haus der Braut einen eisenbereiften Ackerwagen auf, drehten an den Rädern und „schärften" auf dem Eisenreifen eine alte Sense. Dabei wurde ein furchtbar schrilles, kreischendes, ja markerschütterndes Geräusch verursacht. Das dauerte dann so lange bis das Brautpaar erschien. Bei dessen Auftritt wurde dann das Hillich-Lied gesungen.

Refrain /: Du Schönste aller Schönen, was hör ich vor dir, du willst dich verheiraten, du schönes, junges Blut:/
dann wirst du erfahren, was heiraten tut
Refrain /: Du Schönste
Bald bekommst du kleine Kinder, dann hast du große Not, Sie schreien zum Vater, wir haben kein Brot
Refrain /: Du Schönste
Bald hast du kein Brötchen, bald hast du kein Geld, dann hörst du die schöne Trompete im Feld
Refrain /: Du Schönste
die schöne Trompete, die schöne Schalmei, bleibe dir mir als Madel, ich bleibe dir treu.

Zeichnung: Kerstin Weinacht, Kerpen

Danach dann das Volkslied „Sah ein Knab ein Röslein steh'n, Röslein auf der Heid'n". Nach dem Zeremoniell überreichte der Bräutigam dem Anführer der Hillich-Truppe einen entsprechenden Obolus, mit dem diese sich in eine Gastwirtschaft verzog. Oft kehrte sie auf Einladung der Braut auch zurück, um sich dann abschließend noch mit Kaffee und Tart (Hefekuchen) zu stärken.

Es konnte auch geschehen, dass sich der Bräutigam aus welchen Gründen auch immer, um den Obolus drücken wollte. Dann wurde in der Hochzeitsnacht das Brauthaus zum Gespött im ganzen Dorf „gesteipt" (Fenster und Türen wurden nachts heimlich mit Stangenholz zugestellt).

Pengsteier

In der Nacht vom Pfingstsonntag zum Pfingstmontag zog die männliche Jugend zum Einsammeln von Eiern von Haus zu Haus und sang:
„Hey kunn die Berndorfer Jonge, die wolle die Eier holle, dies Johr hoch, grün ist der Wald. Unn jitt ihr os die Eier nett, da wolle mir och euer Mädcher net, dies Johr hoch, grün ist der Wald." Je nach Spende (Schnaps oder Eier) zog sie singend weiter: „Habt Dank, habe Dank, habt gut gemacht, Der Pitter hat os die Eier jenn, dat Marri wor zu foul" (oder: dat Fenster hat os die Eier jenn, die annere woren zu foul) Mit den eingesammelten Eiern begab man sich in die Gastwirtschaft, bezahlte damit die Getränke und/oder ließ sich einen Eierkuchen backen.