Der Bischof kommt

Firmung früher

Maria Ferdinand, Neroth

Wenn zu meiner Kinderzeit der Bischof seinen Besuch angekündigt hatte, um die Firmung zu spenden, herrschte vorher wochenlang Vorfreude. Mit vielen Gesprächen und Planungen wurde sich auf sein Kommen vorbereitet. Vereine und die ganze Bevölkerung wirkten mit, und der Tag seiner Anwesenheit war ein Feiertag für die ganze Gemeinde. Die Straße, die der „hohe Herr" benutzte, war feierlich geschmückt, und die Häuser übertrafen sich mit Blumenschmuck.

Wir in Neroth erwarteten den Bischof am Ortseingang, aus Richtung Oberstadtfeld kommend. Wenn dann die Glocken läuteten, traf sich die Gemeinde in der Kirche. In einer Prozession aufgestellt, ging man ihm entgegen. Vorboten war eine Gruppe junger Männer, die mit geschmückten Fahrrädern am Ortseingang standen. An der Spitze des Zuges trug ein Schuljunge ein Kreuz. Dann kamen die Mädchen mit weißen Kleidern und Kränzchen in den Haaren.

Diese wurden am Abend vorher in kleine Flechten geflochten und mit Zuckerwasser getränkt. Am anderen Tag aufgebunden, entstand eine schöne Lockenfrisur. Vereine und die Bevölkerung bildeten den Schluss der Prozession. Wenn der Bischof mit seinem Gefährt ankam, wurde er mit großem Jubel empfangen. Nach seiner Begrüßung durch den Pastor, machten zwei Schulmädchen einen tiefen Knicks vor dem Bischof und sagten ein passendes Gedicht auf, und der Kirchenchor sang ein festliches Lied. Nun bewegte sich der Zug, den Rosenkranz betend, Richtung Kirche. In dem feierlichen Firmungsamt stellte der Bischof seine Fragen an die Schulkinder. Das war für ihn auch eine Kontrolle, wie sorgfältig der Pastor die Firmkinder in seinem Religionsunterricht vorbereitet hatte. Die Firmlinge mit ihren Paten warteten unterdessen auf den Empfang des Sakramentes. Das war der Höhepunkt der Feier.

Pate und Firmling gingen dann gemeinsam vor den Altar. Dort wurde dann das Sakrament gespendet. Vor der Kirche warteten ungeduldig alle Mütter mit ihren Kleinstkindern auf dem Arm auf den Bischof, der ihre Kleinen segnen sollte. Mit einem Kreuzzeichen und liebevollen Worten verabschiedete sich dieser dann. Firmling und Pate/ Patin fühlten sich von jetzt an miteinander verbunden. Eine Freundschaft entstand so fürs ganze Leben.