Markklößchen und Eierstich

Kommunion gestern und heute

Margret Heinzen, Feusdorf

Gestern las ich in den Obere-Kyll-Nachrichten den Aufruf an die potenziellen Autoren des Heimatjahrbuches, einen Beitrag zu schreiben zum diesjährigen Schwerpunktthema „Familienfeste im Wandel". Wie praktisch, jetzt kann ich tatsächlich auch mal was „Aktuelles" schreiben, denn gerade letzte Woche sind mein Patenkind Fabian und seine Schwester Annika zur ersten heiligen Kommunion gegangen. Es war ein rundherum gelungenes Fest, begonnen mit einer wunderschönen, feierlichen und doch kindgerechten Messe. Die ganze Feier stand unter dem Motto „Jesus sucht Freunde". Die Kinder sangen gemeinsam mit der ganzen Gemeinde (naja, jedenfalls mit denen, die das Lied kannten) das Lied mit dem gleichen Titel und stellten den Text pantomimisch dar. Natürlich lasen sie auch die Fürbitten und andere kleine Texte, abwechselnd mit einigen Eltern, Großeltern und Katecheten. Wie gesagt, alles in allem eine sehr feierliche Messe mit Einlagen des Kirchenchors, proppenvollen Bänken und allem was dazu gehört. Später, nachdem die Messe aus war, sind wir zu meinem Pättchen nach Hause gefahren. Das Wetter war, allen Prognosen zum Trotz, erstaunlich schön. Die ganze Gesellschaft stand daher draußen im Hof und wir nutzen die Gelegenheit und das gute Wetter, um einen Haufen Bilder zu machen. Die üblichen, völlig natürlich und absolut ungestellten, Bilder von Kommunionkind mit Eltern, mit Omas und Opas, mit Tanten und Onkeln, mit Patt und Jött, mit Cousinen und Vettern - das ganze Programm eben. Dann wurde das Essen angeliefert und schwupp, war die Versammlung im Hof aufgelöst und die Plätze am gedeckten Tisch eingenommen.

Uns erwartete ein super leckeres Menü. Bestehend aus einer Rindfleischsuppe mit Eierstich und Markklößchen, mehreren Gemüse- und Fleischsorten, sowie verschiedenen Beilagen- und Puddingvariationen. Übrigens kann eine Suppe mit Markklößchen durchaus lustigen Gesprächsstoff für die Dauer eines Essens liefern. Und zwar, wenn die Anzahl der Markklößchen nicht bei allen gleich ist. Da gibt es die Variante mit zwei Klößchen für die Erwachsenen und die Kinderportion mit einem Klößchen. UND es gibt noch die Version mit drei Klößchen zur allgemeinen Verwirrung und Spekulation! Nachdem wir also „extra joot jääßen hann" und bevor es üblicherweise zum „Uff-ich-kann-nicht-mehr-Effekt" kommt, sind wir, um Müdigkeit und Faulheit vorzubeugen, in den Garten gegangen. Dort haben wir dann weiter verzällt und geklönt. Das Wetter war ja, wie gesagt, schön. Wie an solchen Festtagen in der Eifel üblich, kam auch bald schon die Kaffeezeit. Die Frau von Fabians Patt hat einen wunderschönen Kommunionkuchen in Form eines Buchs aus Biskuit und Buttercreme sowie einen großen Erdbeerkuchen gebacken. Hmmmm, lecker... Nach dem Kaffee war dann für die Kinder kein Halten mehr. Sie wollten unbedingt ihre Geschenke auspacken. Es ist ja auch gemein, die ganze Zeit an den vielen Päckchen vorbei zu laufen und sie nicht auspacken zu dürfen. Jetzt hieß es dann für die Mama, den Überblick zu behalten, wer was geschenkt hat und welche Karte wobei gesteckt hat. Bei gleich zwei Kommunionkindern keine leichte Aufgabe, soviel sei verraten. Aber Zwillingsmütter sind einiges gewöhnt, und so wurden nach und nach die Geschenke ihrer Verpackung entledigt und akribisch Buch geführt über das wer und was. Natürlich wurde alles gleich ausprobiert, genauestens unter die Lupe genommen und bespielt. Was mir sehr gut gefallen hat ist, dass sich die Beiden so richtig von Herzen über ihre Geschenke freuen konnten. Trotz allen Unkenrufen, die die Gesellschaft in Sachen „die Kinder von heute" gerne so verlauten lässt. Am frühen Abend gab es dann - na? Richtig, wieder was zu essen. Zum Glück was Leichtes! Wirklich hungrig war wohl eher niemand, aber in schöner Gesellschaft geht irgendwie immer noch was rein.

Und so ging ein rundum gelungener Tag seinem Ende zu. Moment, wird jetzt der eine oder andere denken, und was ist mit Dankamt? Stimmt, bei uns früher gab's das nachmittags noch. Hier wurde das dieses Jahr zum ersten Mal so gehandhabt, dass das Dankamt am nächsten Tag gemeinsam mit allen Kommunionkindern aus der Seelsorgeeinheit gefeiert wurde. Da ich nicht arbeiten musste, bin ich natürlich hin gefahren, wie sich das für eine gute Jött gehört. Auch diese Messe stand wie am Vortag schon unter dem Motto „Jesus sucht Freunde". Auch heute wurde das entsprechende Lied gesungen, mit dem Unterschied, dass inzwischen die ganze anwesende Gemeinde mitgesungen hat. Die Kinder hatten ihre Lieblingsgeschenke mit zur Kirche gebracht, denn diese sollten noch gesegnet werden. Der Pastor fragte natürlich die einzelnen Kinder was sie denn mitgebracht hätten, von wem sie es geschenkt bekommen hätten, etc. Die Antworten waren vielfältig - von Gebetbuch und Rosenkranz über ein silbernes Kettchen mit einem Kreuz dran bis hin zu einer Digitalkamera und einem Tablet-Computer. Die Frage des Pastors, ob denn die Geschenke wasserdicht seien, und die daraufhin erschrockene Reaktion „Mama, ist die Digitalkamera wasserdicht??" zauberte ein allgemeines Schmunzeln auf die Gesichter der Anwesenden.

Ebenso die Erklärung eines Kindes auf die Frage was denn ein „Tablet" wäre. Der Pastor brachte es auf den Punkt: „Wenn ich meinen Eltern damals von einem geschenkten Tablet erzählt hätte, hätten sie mich gefragt, ob das Medikamente oder Drogen seien. Ihr seid halt die Generation der Technik". Ja, so ist es wohl. Die Generation der Technik. I-pod-Dockingstation, digitale Kamera und Tablet-Computer - heute für Kinder ganz alltägliche Dinge, mit denen sie ganz selbstverständlich aufwachsen und mit denen wir uns erst mühsam bekannt machen müssen. Ich weiß noch, als ich vor genau 30 Jahren zur Kommunion ging, habe ich ein Fahrrad geschenkt bekommen. Ich hatte mir so sehr eins mit Dreigangschaltung gewünscht. Die Radwege waren damals in der Eifel noch verwilderte Bahntrassen und für den Fahrradverkehr äußerst ungeeignet. Ich habe tatsächlich ein Fahrrad bekommen. Leider eins ohne Gangschaltung, so dass ich mühsam die Eifelberge rauf und runter strampeln musste. Es wurden bei meiner eigenen Kommunion auch nicht geschätzte 1000 Fotos gemacht und auch nicht digital (von so was haben damals wohl nur ganz wenige geträumt). Es waren vielleicht insgesamt so knappe 100 Fotos. Ja, so um die 100 könnte hingehen - 3 Filme ä 36 Aufnahmen. Die Älteren unter uns werden sich an diese braunen Filmröllchen erinnern. Da wusste man erst nach dem Entwickeln, ob die Bilder verwackelt waren oder nicht... Dennoch war sowohl früher als auch heute den großen Familienfesten eines gemeinsam: Ein gutes Rindfleischsüppchen mit Markklößchen und Eierstich!