Weihnacht meiner Kinderzeit

Weihnachtszeit, ich sitz am Fenster
sehe träumend still hinaus,
wie in einem wilden Tanze
jagt der Ostwind Schnee ums Haus.

Leise steigt ein süß' Erinnern
auf aus der Vergangenheit:
Nie vergess'ne alte Bilder,
Weihnacht meiner Kinderzeit.

Dieses Wort birgt alle Freude,
die ein Kinderherz empfand:
Glockenklang und Sternenfunkeln
über tief verschneitem Land.

Weihnachtsmette in der Kirche,
in der Früh', fast war noch Nacht.
Da ward uns der Sinn des Festes,
schon als Kinder, nah gebracht.

Alte Texte, alte Lieder,
immer wieder neu und schön.
Krippe, Tannenbäume, Kerzen,
ja, ich kann es heut' noch sehn.

War die Feier dann zu Ende,
zog es uns nach Haus mit Macht.
Denn das Christkind hatte sicher
zwischenzeitlich was gebracht.

Christbaum, Kugeln und Lametta,
ja, so lieb' ich es noch heut.
Plätzchen, Äpfel und Geschenke,
Weihnacht meiner Kinderzeit.

Dämmerlicht der alten Stube,
wenn die Glut im Ofen sang,
und des Wasserkessels Summen
durch die warme Stille drang.

Auch das Vieh in unsrem Stalle,
nein, es hatte niemals Not.
Doch an Weihnacht kriegte jedes
eine große Schnitte Brot.

Eingehüllt in Heimatwärme,
außen, wie auch innerlich.
Schlicht die Gaben, Baum und Krippchen,
doch für uns war's königlich.
Und ich trag' dies süß' Erinnern
durch des Lebens Freud und Leid.
So ist's noch in grauen Haaren,
schön, wie einst zur Kinderzeit.

Thekla Heinzen, Feusdorf