Klimatische Auswirkungen auf das Hochmoor „Strohner Määrchen"

Nicolas Hayer aus Greimerath, Schüler am Peter-Wust-Gymnasium Wittlich, verfasste im Leistungskurs Biologie eine Facharbeit, die sich mit den klimatischen Auswirkungen auf das Hochmoor „Strohner Määrchen" befasste. Aus dieser umfangreichen Abhandlung folgende stark gekürzte Auszüge:

Das Strohner Määrchen (auch Strohner Maarchen genannt), welches 1984 zusammen mit dem Römerberg und dem Pulvermaar als Naturschutzgebiet ausgewiesen wurde, ist ein Hochmoor in der Nähe der Gemeinde Strohn in der Vulkaneifel. Der Maarkessel hat einen Durchmesser von ca. 210 mal 140 Metern und ist mit einer nahezu zehn Meter dicken Torfschicht bedeckt. Die Moorfläche beträgt ca. 2 ha. Des Weiteren besitzt das Strohner Määrchen weder einen oberirdischen Zu- noch einen Abfluss.

Das Strohner Määrchen entstand von ca. 8800 Jahren bei dem ersten Ausbruch des Römerberg- Schlackenvulkans. Bei dem darauf folgenden Vulkanausbruch entstand der Römerberg, dessen Südhälfte im Laufe der Zeit in das Strohner Määrchen abrutschte. Nach der vulkanischen Tätigkeit bildete sich zunächst ein Kratersee, welcher jedoch schnell verlandete, wodurch zunächst die Entstehung eines Niedermoores mit der späteren Entwicklung zum Hochmoor begann. Durch den Menschen wurde schon sehr früh Einfluss auf das Strohner Määrchen genommen. Die ersten Siedlungsphasen lassen sich bis in die Zeit der Eifel-Hunsrück-Kultur (600250 v.Chr.) und die anschließende Römerzeit zurückverfolgen. Solche Siedlungsphasen führen zu einer Belastung des Strohner Määr-chens durch Elementeinträge, die z.B. durch in der Nähe betriebenen Ackerbau bzw. Viehwirtschaft entstehen können. Im 19.Jhd. wurde in ihm Torf gewonnen. Des Weiteren wurden Flächen vermutlich zur Gewinnung von Stallstreu abgeplaggt.

Nach dem 2.Weltkrieg fand außerdem eine Intensivierung der Landwirtschaft statt, welche vor allem in den 1960-er und 70-er Jahren erhöhte Stickstoffeinträge aufgrund von Düngemitteln zur Folge hatte. In der Mitte der 80-er Jahre kam es daraufhin wieder zu einer Extensivierung der Landwirtschaft. In der heutigen Zeit werden die Flächen um das Trockenmaar nicht mehr für den Ackerbau sondern als Grünland genutzt.

Im Strohner Määrchen finden rund 250 Pflanzenarten ihren Lebensraum, darunter seltene Arten wie Sonnentau, Rosmarienheide und die Moorbeere. Dieser für Rheinland-Pfalz einzigartige Pflanzenstandort wird jedoch hauptsächlich von verschiedenen Torfmoosarten, wie Sphagnum magellanicum und Sphagnum rubellum, besiedelt. Zusätzlich dominieren Pflanzen wie das Scheiden-Wollgras (Eriopho-rum vaginatum) und die Besenheide (Calluna vulgaris), dessen Vorkommen zusammen mit dem Fehlen von Schlenken auf allgemein tiefe Wasserstände hindeuten. Weiterhin findet man in ehemals genutzten Flächen, die eine bessere Wasserversorgung besitzen, in einer höheren Zahl das schmalblättrige Wollgras (Erio-phorum angustifolium). Zu den Nieder- und Zwischenmoorarten, welche am Randlagg vorherrschen, gehören unter anderem die FadenSegge (Carex lasiocarpa), die Grau-Segge (Ca-rex canescens), das schmalblättrige Wollgras, das Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris) und der gewöhnliche Gilbweiderich (Lysimachia vulgaris).

Das Vegetationsgefüge weist eine hohe Dynamik auf, das heißt, es kann zu starken Schwankungen in der Ausbreitung einer Art, sowie zum Entstehen und Verschwinden ganzer Pflanzengesellschaften in wenigen Jahren kommen. Ursache dafür können schon geringe klimatische Veränderungen und Schwankungen sein.

Das Wachstum der sich am Randlagg befindenden Gehölze stieg in den trockenen 1970-er Jahren stark an, während es zuvor nur sehr gering war. Dies lässt sich zusätzlich auf die erhöhten Nährstoffeinträge durch die in der Landwirtschaft benutzen Dünger zurückführen.

Auch besondere Tierarten sind hier beheimatet, wie z.B. verschiedene Libellenarten oder der seltene Hochmoor-Perlmutterfalter (Bolo-ria aquilonaris), auch Moosbeerenscheckenfalter genannt." Das Strohner Määrchen ist für diesen Schmetterling einer der stabilsten Plätze in ganz Rheinland-Pfalz". Insgesamt sind lediglich drei Habitate in Rheinland-Pfalz für diese Art nachgewiesen.

Auswertung klimatischer Daten

Das Strohner Määrchen befindet sich in einem Bereich mit deutlich ozeanisch geprägtem Klima, wobei die Niederschläge weitgehend gleichmäßig auf Sommer und Winter verteilt sind.

Sommerhalbjahr

Die durchschnittliche Niederschlagsmenge aus zwanzig ausgewerteten Messjahren der ökologischen Station in Bettenfeld beträgt ca. 363 Liter pro Quadratmeter (l/m2). Die Landwirtschaftsschule Daun ermittelte aus den Wetteraufzeichnungen von 50 Jahren einen Durchschnitt von 404 l/m2 in einem Sommerhalbjahr.

Es ist demnach ein Rückgang der Niederschlagsmenge, sowie eine Zunahme der Länge von Trockenphasen festzustellen. So gab es beispielsweise allein in den sechs Jahren von 2006 bis 2011 vier Jahre, in denen eine lange Trockenphase auftrat. Besondere Extreme stellten die Jahre 2007, in welchem es einen Zeitraum von sechs Wochen ohne Niederschlag gab, und 2011 dar, in welchem innerhalb von acht Wochen lediglich 17 l/m2 Niederschlag fielen.

Winterhalbjahr

In den Winterjahren stellt man ebenfalls eine Veränderung fest, jedoch trat in den letzten 20 Jahren keine Abnahme, sondern eine Zunahme der Niederschlagsmenge auf. So beträgt der Durchschnitt aus den Messjahren ca. 486 l/ m2, während der von der Landwirtschaftsschule Daun beobachtete Mittelwert aus den 50 Jahren ca. 423 l/m2 beträgt. Bei der Betrachtung der Jahresdurchschnittstemperaturen ist zunächst zu erkennen, dass alles in allem eine Temperaturerhöhung zu erkennen ist.

Während in der ersten Hälfte des Messzeitraums die Jahresdurchschnittstemperatur häufiger unter dem Gesamtdurchschnitt von 8,27°C liegt, befindet sie sich in der zweiten Hälfte nahezu immer über diesem. Hier bildet lediglich das Jahr 2010 mit 7,49°C eine Ausnahme, ohne welche die allgemeine Temperaturerhöhung noch deutlicher wäre.

Gründe

Hauptgrund für die durch die Messdaten belegte Entwicklung ist der Klimawandel und der damit verbundene Treibhauseffekt, der weltweit zu einer Temperaturerhöhung führt. Dies erklärt sich dadurch, dass die Konzentration von Spurengasen wie Methan und Kohlenstoffdioxid in der Atmosphäre hauptsächlich durch die Abholzung von Waldflächen und Verbrennung fossiler Brennstoffe stark zunahm.

Während die kurzwellige Strahlung der Sonne relativ ungehindert durch diese Gase zur Erdoberfläche gelangt, wird die daraufhin abgegebene langwellige Wärmestrahlung zurück reflektiert, sodass sich die Temperatur auf der Erdoberfläche erhöht. Durch das Eingreifen des Menschen hat sich der ohnehin vorhandene natürliche Treibhauseffekt, ohne welchen die Temperatur um 18°C geringer wäre, weiter verstärkt.

Foto oben: Verena Bernardy, Stadtkyl
Foto unten: Sabrina Janssen, Stadtkyll

Diese Temperaturerhöhung begünstigt letztlich auch die häufiger und immer länger auftretenden Trockenphasen und die zunehmenden starken Regenfälle in den Sommermonaten.

Prognose

Die in „Hoch-und Zwischenmoore in Trockenmaaren der Vulkaneifel" ausgewerteten Daten der Station Manderscheid zeigen höhere Jahresdurchschnittstemperaturen seit 1988 (gegenüber den 10 vorangegangenen Jahren). Auch hier werden Trends wie ein „Rückgang der Niederschläge in der Hauptwachstumsperiode (Mai-Juni) bei gleichzeitig höheren Temperaturen" als „bedenklich" eingestuft und es als wichtig angesehen, ob die hohen Wasserstände im Winter in die Vegetationsperiode hinein erhalten bleiben. Bei Berücksichtigung der Ergebnisse aus den Untersuchungen der klimatischen Daten ist stark anzunehmen, dass sich der gezeigte Trend, der mit den Ergebnissen aus dem oben genannten früheren Zeitraum übereinstimmt, fortsetzt, das heißt bezogen auf den Niederschlag, ist mit regenreicheren Wintern und trockeneren Sommern zu rechnen. Ebenso zu rechnen ist mit einer allgemeinen Temperaturerhöhung, wobei die Erwärmung in den Wintermonaten stärker sein wird. Von dieser prognostizierten Entwicklung gehen derzeit auch Wissenschaftler aus.

Aufgrund der bisherigen Entwicklung und der Tatsache, dass global gesehen fossile Brennstoffe weiterhin in sehr hohen Mengen verbrannt und zunehmend Waldstücke gerodet werden, ist auf lange Sicht mit einer Verstärkung des Klimawandels zu rechnen. Dies bedingt wiederum nachteilige Folgen für das Hochmoor Strohner Määrchen, da dieses Ökosystem sehr empfindlich auf schon geringe äußere Einflüsse reagieren kann. Beispielsweise hat es Jahrzehnte gedauert bis die Wasserdefizite der trockenen 70er Jahre wieder ausgeglichen waren.

Risiken und Probleme

Die Ausbreitung der Hochmoorgesellschaften vom Zentrum des Moores aus wird sich höchst wahrscheinlich immer stärker fortsetzen.

Dies führt zusammen mit der Verbuschung am Rand des Strohner Määrchens zu einem Schrumpfen des Randlaggs und damit zum Aussterben seltener Pflanzenarten der Zwischenmoore.

Dieser Effekt beruht auch zum Teil auf dem Wasserstandsgefälle vom Zentrum zum Rand hin, der dafür sorgt, dass Nährstoffe mit dem abfließenden, sauren Wasser exportiert und Nährstoffeinträge durch einströmendes Wasser verhindert werden. Auf diese Weise können sich dann auch Pflanzenarten der Hochmoore weiter in den Randlagg hinein ausbreiten. Weiterhin ist bei in Zukunft vermehrt zu erwartender trockener Sommer damit zu rechnen, dass das Wachstum der Torfmoose stark zurückgeht und auf grundwasserfernen Bereichen ganz zum Erliegen kommen kann. Besonders schädlich ist es, wenn in niederschlagsfreien, heißen Perioden mit niedrigen Grundwasserständen die Köpfchen der Moose vollkommen abtrocknen. Zusätzlich führt die durch dauerhaft tiefe Wasserstände verstärkte Konkurrenz durch hohes Auftreten von Besenheide (Calluna vulgaris) zu einem Rückgang der Torfmoosdecke. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Torfmoose für ein optimales Wachstum geringe Grundwasserflurabstände und/oder regelmäßig fallende Niederschläge benötigen. Da beides zurzeit und auch in Zukunft nur unzureichend vorhanden sein wird, wird das Strohner Määrchen nicht weiter wachsen.

Zu Beginn einer voraussichtlichen Austrocknung wird die Biodiversität abnehmen, da zunächst anspruchsvollere Pflanzen mit einem geringen Regenerationspotential, wie z.B. Schlenken aussterben und Trockenheitszeiger wie das steifblättrige Frauenhaarmoos (Polytrichum strictum) in größeren Mengen vorhanden sein werden. Zusätzlich kann es sogar dazu kommen, dass eine Verbuschung der zentralen Hochmoorfläche stattfindet, was für das Ökosystem Hochmoor sehr schädlich wäre. Letztlich ginge mit dem Absterben der hochmoortypischen Vegetation auch der Lebensraum für die meisten dort lebenden Tierarten, wie z.B. den seltenen Hochmoor-Perlmutterfalter verloren.

Gegenmaßnahmen

Schon 1984/85 wurde mit der Umwandlung des umgebenden Ackerstreifens in extensiv bewirtschaftetes Grünland zum Schutz des Strohner Määrchens beigetragen. Denn durch Beendigung der Düngung nimmt der Nährstoffeintrag ins Strohner Määrchen ab, welcher sich negativ auf die hochmoortypischen Arten auswirken würde. Zusätzlich stellen die Blütenpflanzen auf den Wiesen eine wichtige Nahrungsquelle für bedrohte Insektenarten, wie den Moosbeerenscheckenfalter (Boloria aquilonaris) dar. Des Weiteren ist die Verlegung des Feldwegs südlich des Moores positiv zu bewerten, da bei stärkeren Niederschlägen Wasser, Bodenmaterial und alle darin enthaltenen Nährstoffe dem Südende des Strohner Määrchens zugeleitet wurden. Im Oktober 1994 wurden Bäume und Sträucher im nördlichen Randlagg gerodet. Anschließend wurde der Streifen des ehemaligen Randlaggs auf Tiefen zwischen 30 und 150cm ausgebaggert. Dadurch wurde zum einen der Wasserverbrauch des Moores gesenkt und zum anderen Lebensraum der stark zurückgedrängten Laggvegetation erweitert. Im Rahmen des EU LIFE Natur Projekts „Wiederherstellung und Erhalt von Hang-, Hoch und Zwischenmooren sowie angrenzenden Lebensräumen im Hunsrück und Eifel" begann im Sommer 2011 die Renaturierung des Gebietes Strohner Määrchen. Innerhalb von zwei Wochen wurden dazu am Rand des Trockenmaars angesiedelte Weiden, Birken und Espen größtenteils entfernt, die ansonsten immer weiter ins Moor gewachsen wären und zu dessen Austrocknung beigetragen hätten. Die Kosten für diese Renaturierung des Strohner Määrchens belaufen sich auf 20000€. Die Laufzeit des gesamten EU-LIFE-Projekts reicht bis Ende des Jahres 2015, wobei 50 Prozent der Kosten, die sich insgesamt auf ca. 2,7 Mio. € belaufen, von der EU getragen werden. Die Stiftung Natur und Umwelt RheinlandPfalz koordiniert, überwacht und dokumentiert das Projekt in enger Kooperation mit den Projektpartnern Landesforsten und Landesamt für Geologie und Bergbau. Da auch die Maßnahmen 1994 Erfolg hatten, ist damit zu rechnen, dass auch dieses groß-

flächige Projekt dazu beiträgt die Biodiversität des Strohner Määrchens zu erhalten.

Fazit

Das EU-LIFE-Projekt, bei dem das Gebiet Strohner Määrchen renaturiert wurde, verhindert zumindest die Schrumpfung des Hochmoores durch zunehmende Verbuschung des Randlaggs. Dies wirkt zwar Wasserverlusten entgegen, auf lange Sicht und mit fortschreitendem Treibhauseffekt ist es jedoch sehr wahrscheinlich, dass dies nicht ausreicht um die Austrocknung des Srohner Määrchens zu verhindern. Denn die Projekte am Strohner Määrchen versuchen lediglich die Auswirkungen des Klimawandels abzuschwächen. Dieser wird jedoch in den nächsten Jahren noch intensiver werden. Alles in allem stellt dies aufgrund der Einzigartigkeit des Lebensraumes und der damit verbundenen Pflanzen- und Tierwelt einen großen Verlust dar. 50-70 Prozent der eigentlichen Hochmoorfläche des Strohner Määrchens wurde punktuell (Torfabbau) oder flächenhaft (Gewinnung von Stallstreu) genutzt und konnte sich davon, wenn auch teils nur sehr langsam erholen. Doch der nun immer stärker auftretende und von der Menschheit verursachte Klimawandel wird auf Dauer bleibende Schäden hinterlassen. Daher sollte auch jedem bewusst sein, dass durch unsere Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen Arten überall auf der Welt und auch in unserer Umgebung bedroht sind und dass damit auch die moralische Verpflichtung einhergeht, möglichst viel daran zu setzten, das Aussterben zu verhindern.

Quellen:
Martin Koziol und Anne Schiefer: „Die Maare der West-, Ost-und Hocheifel; Eine Übersicht"
Manfred Forst, 1997: „Hoch- und Zwischenmoore in Trockenmaaren der Vulkaneifel"
Michael Succow, 2001: „Landschaftsökologische Moorkunde"

http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/daun/aktuell/

Heute-in-der-Dauner-Zeitung-Ein-Trockenmaar-wird-wieder-

zum-Moor;art751,2908149

http://www.nabu-daun.de/

http://www.vulkanhaus-strohn.de/mainframe.

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