Im Garten

Roswitha Gräfen-Pfeil, Mosbach

Frauenmantel

Sommerschwüle. Unerträgliche Hitze. Endlich ein Gewitter. Auf den Wegplatten verdampft das Wasser des kurzen Regengusses. Sie geht barfuss zum Kompost. Der würzige Geruch des Kräuterbeetes ist betörend. Die Rosenblüten strahlen mit Eisenhut und Rittersporn in wunderbarem farbigem Dreiklang rosa-weißblau. Fasziniert betrachtet sie die Blätter des Frauenmantels, die letzten Regentropfen liegen als kleine Diamanten auf den feinzahnig geränderten Blättern. Die Blattform gleicht einem ausgebreiteten Cape. Üppig breiten sich die gelblich- grünen Blüten über dem dunkelgrünen Blatthorst aus. Seltsam der Namen: Frauenmantel. Sie denkt über die Wirkung des Krautes nach, zusammenziehend, entzündungswidrig, beruhigend, krampflindernd. Ein Geschenk für die Frauen, für die Fotografin, für den Garten, für die Floristin. Und für alle Freunde, die gerne einen Ableger der fleißig aussamenden Staude wollen.

Sommerabend

Abend eines langen Sonnentages. Die Frau geht in den Garten. Petunienduft erfüllt die Luft. Der Lorbeer glänzt sattgrün. Behutsam streicht sie über seine Blätter und riecht an den Fingern. Die gelben Nachtkerzen öffnen ihre Blüten.

Zärtlich zupft die Frau einige verwelkte Blüten des Phloxes ab. Sie fährt spielerisch mit einer Hand über den Thymian und schnuppert, setzt sich auf die kleine Natursteinmauer am Kräuterbeet und schaut.

Vielfalt der Formen, der Farbtöne und des Duftes. Einige Nachtfalter tänzeln um den Ziertabak. Kein Lärm, nur Vogelstimmen erfüllen die Luft. Für einen Augenblick ist nicht einmal ein Flugzeug am Himmel zu sehen. Die Frau spürt inmitten der üppigen Fülle von Duft und Farben tiefe Freude über die Schöpfung.