Der Eifeler

Unser Herrgott hatte sich gedacht, noch mal runter auf die Erde zu geh'n.
Was die Menschen wohl daraus gemacht, wie sie so lebten, wollte er seh'n.

Die kleine Eifel war sein erstes Ziel, urwüchsig und wunderschön.
Überall trieb der Wind sein raues Spiel, durch Wälder, über Felder und Höh'n.

Lieblich das Tal an des Berges Fuß, Kinder hüten sorgsam ihr Vieh.
Freundlich die Menschen und ihr Gruß, und müßig sind sie wohl nie.

Durch sein steiniges Bett fließt klar der Bach, von schlanken Birken flankiert.
Das Sonnenlicht rieselt durchs Blätterdach, die Wiesen sind mit Blumen geziert.

Ein schmuckes Dorf in des Tales Schutz, aus Schornsteinen kräuselt der Rauch.
Inmitten die Kirche in wehrhaftem Trutz, am Hang Wachholder und Ginsterstrauch.

An Wiesen und steinigen Feldern entlang führt sein Weg ihn zum nahen Wald.
Aus dessen Dunkel, ihm wird ganz bang, steht vor ihm eine große Gestalt.

Freundliche Augen im geschwärzten Gesicht, der Mann sieht ihn an und lacht:
„Ich bin nur der Köhler, erschrecket nicht, halt' hier an meinem Meiler die Wacht."

Zwei Holzfiguren, lebensgroß, sieht man unweit des Meilers stehn.
Der Herrgott erstaunt: „Wer ist das bloß, noch etwas grob, doch wunderschön."

„Das ist der Eifeler, ich habe ihn geschnitzt", des Köhlers Auge zu leuchten beginnt.
„Und wie er ist, erzähl' ich Euch jetzt, bin ja selber ein Eifelkind."

„Sie sind geschnitzt aus bestem Holz, rechtschaffen ein Leben lang.
Auf ihre Ecken und Kanten sind sie stolz, schwerster Arbeit und dem Teufel nicht bang."

„Sie lieben ihre Tiere und die raue Natur, pflegen Gemeinschaft und Brauch,
sind verliebt in die karge Heimatflur, doch raufen und fluchen können sie auch."

„Sie sind bescheiden, erfindungsreich, vertrauen auf sich und auf Gott.
Trauen aber keinem Fremden gleich, doch sie helfen in jeder Not."

Der Herrgott schnippt nun mit dem Finger sacht, da kommt Leben in die Figuren hinein.
Ohne Zögern haben die sich aufgemacht, hauen ab über Stock und Stein.

„Was macht Ihr, Herr?" Der Köhler entsetzt, „sie waren doch noch gar nicht poliert.
Ich war noch nicht fertig, was mach' ich jetzt?", doch der Herrgott lächelt gerührt:

„Lass doch die Eifeler so, wie sie sind, eines rauen Landes raues Kind!"

Thekla Heinzen, Feusdorf