Lametta, spezial

Maria Fritschen, Gerolstein

Es war Weihnachten 1944. Alle kriegstauglichen Männer kämpften an der Front. Die ganz jungen und älteren Daheimgebliebenen wurden nun aktiviert und in der Heimat zum Volkssturm verpflichtet. Schon Sechzehn-und Siebzehnjährige gehörten dazu. An der Straße zwischen Lissingen und Büdesheim, also in der Nähe der Kreisgrenze Daun/Prüm, waren drei Bohrlöcher vorbereitet worden zur Straßensprengung, um den Feind aufzuhalten. Es war Aufgabe der Volkssturmmänner diese zu bewachen. Dazu wurde tagsüber ein Bewacher und nachts zwei benötigt. Gerne wurden diese „Mutigen" abends von den anderen Dorfjugendlichen zu ihrem Einsatzort begleitet. Unterwegs, auf der Rothenborner Flur, lagen überall schöne lange Stanniolstreifen verstreut. Erst nach dem Krieg wurde uns bekannt, dass diese zur Störung des deutschen Radars aus feindlichen Flugzeugen abgeworfen wurden. Die jungen Leute hoben sie auf und zogen sie mit, auch die dörflichen Wachposten hatten ihren Spaß damit.

Während die Mädchen schon längst wieder wohlbehütet zu Hause waren und bei einer brennenden Kerze ihre mitgenommenen Silberstreifen in ganz dünne Lamettastreifen zum Schmücken des Weihnachtsbaumes schnitten, hielt das Auto einer Militärkontrolle an den Bohrlöchern. Ein Leutnant stieg aus, um die spielenden Jugendlichen nach Hause zu schicken, weil es doch schon Nacht sei. Als die keinerlei Anstalten machten den Heimweg anzutreten, kam bei den Militärs der Verdacht auf, diese könnten mit den Silberstreifen die Straße für den Feind markieren. Die Jungen wehrten sich energisch dagegen. Erst nach einigem Hin und Her wurde den Soldaten klar, dass es sich um ganz junge Volkssturmmänner handelte, und sie gingen zu ihrem Auto zurück. Einer der Jungen sah den abziehenden Soldaten nach und hörte den Leutnant mit Kopfschütteln leise zu sich selber sagen: „O armes Deutschland!" Er wusste nur allzu gut, dass er das unbedingt für sich behalten musste. Die Dorfjungen gingen mit großem Eifer ihrer Dienstpflicht bis zum anderen Morgen nach.