Internationales Jahr der Genossenschaften 2012

Volker Pressel, Daun

Die Vereinten Nationen haben 2012 zum Jahr der Genossenschaften ausgerufen. Das drückt aus, dass die Genossenschaften nicht nur wirtschaftlich ein voller Erfolg sind, sondern auch die Gesellschaft in vielerlei Hinsicht bereichern. Die Mitglieder werden gefördert und es wird für die Menschen in der Region Verantwortung übernommen. Zentrale Grundwerte, wie Regionalität, Partizipation, Gemeinschaft, Verantwortung und Vielfalt sind Merkmale der Genossenschaften. Als Geschäftsmodell sind sie beliebter denn je und das auch in der Vul-kaneifel. Diese Gesellschaftsform zeigt, dass Wirtschaftlichkeit und soziale Verantwortung vereinbar sind.

Zukunftsmodell mit langer Tradition

Genossenschaften sind besondere Netzwerke, die vor allem für ihre Prinzipien Selbsthilfe, Selbstverantwortung und Selbstverwaltung bekannt sind. Die Mitglieder sind gleichzeitig die Nutzer jener Leistungen, die sie gemeinsam organisieren. Wenn die Mitglieder über strategische Weichenstellungen entscheiden, werden sie von ihren Entscheidungen als Nutzer der Leistungen direkt betroffen. Im positiven ebenso wie im negativen Fall. Herbert Thelen, Direktor der Volksbank Rhein-AhrEifel eG: Die Genossenschaft ist ein Zukunftsmodell mit langer Tradition und liegt voll im Trend. Gemeinsam seine Ziele besser zu erreichen als im Alleingang, das ist der Grundgedanke einer jeden Genossenschaft. Die Aufgabe der Genossenschaft ist es dabei, ausschließlich für ihre Mitglieder Werte zu schaffen und nicht für anonyme Investoren."

Man tritt gemeinsam am Markt auf, etwa um günstige Absatz- und Beschaffungskonditionen zu erlangen oder aber betriebliche Funktionen effizienter und qualitativ besser ausüben zu können. Im Vordergrund steht somit der genossenschaftliche Förderzweck und nicht die Zahlung einer Rendite. Rainer Berlingen, Vorstand der Volksbank Eifel-Mitte eG, ergänzt: „Dies bedeutet jedoch keineswegs, dass Genossenschaften keine Gewinne erwirtschaften. Auch eine Genossenschaft muss sich marktkonform und betriebswirtschaftlich effizient verhalten, um im Wettbewerb bestehen und die Mitglieder langfristig fördern zu können."

Neue Märkte erschließen

Eine genossenschaftliche Kooperation bietet sich immer dann an, wenn das Verfolgen eines wirtschaftlichen Ziels die Leistungsfähigkeit des Einzelnen übersteigt, zugleich aber die selbstständige Existenz gewahrt werden soll. Die aktuellen Neugründungen konzentrieren sich allerdings außerhalb traditioneller Genossenschaftssektoren, wie den Bankbereich, die Landwirtschaft und die Wohnungswirtschaft. Neue Ideen und Betätigungsfelder spielen eine zunehmend wichtige Rolle, so auch bei der jüngst gegründeten Genossenschaft GesundheitsLand Vulkaneifel. Vorstandsmitglied Jörg Schömer: „Wir haben die Genossenschaft gegründet, damit die Strukturen im Tourismus geschärft werden. Die Kommunikation und Zusammenarbeit zwischen der kommunalen Tourismusförderung und den Leistungsanbietern lief in der Vergangenheit sehr individuell und sehr lokal im eigenen Ort. Mit der Genossenschaft werden die Interessen der Leistungsanbieter gebündelt und das Marketing eng mit den Touristikern abgestimmt. Jeder Leistungsanbieter erhält nun unter speziellen Qualitätsanforderungen die Möglichkeit, die touristische Entwicklung mitzugestalten und in der Folge hiervon zu partizipieren."

Bei der Genossenschaft bekommt Geld ein Gesicht

Genossenschaften wirtschaften bodenständig für ihre Mitglieder. Das könnte gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ein Zukunftsmodell sein und kollektive Selbsthilfe bedeuten. Das heißt, Menschen oder Unternehmen suchen selbst Lösungen für konkrete Herausforderungen. Außerdem schätzen die Menschen die direkte Bürger-Beteiligung in der Genossenschaft. Schnell ist klar geworden: Hier geht es nicht um die große Rendite, hier bekommt Geld ein Gesicht. Selbst mit nur einem Anteil ist man Unternehmer. Und auch im Bereich der erneuerbaren Energien konnte man in den vergangenen Jahren einen Gründungsboom von lokalen Genossenschaften erleben. Ein großer Teil dieser Genossenschaften fördert die dezentrale Versorgung mit aus Erneuerbaren Energien vor Ort produziertem Strom. eegon, die Eifel Energiegenossenschaft gründete im September 2009 mit 20 Mitgliedern, heute sind es 270 Mitglieder. Die eingetragene Genossenschaft betreibt zunächst Fotovoltaikanlagen auf Dächern der Region. Darüber hinaus wird eegon, als aktiv am Markt tätiges Unternehmen, zukünftig auch in anderen Bereichen der Erzeugung erneuerbarer Energien und dem Betrieb von Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen tätig werden. Vorstandsmitglied Johannes Pinn: „Die eingetragene Genossenschaft steht für Gemeinschaft, demokratische Struktur, Sicherheit, Stabilität und für den wirtschaftlichen Erfolg ihrer Mitglieder - eine solide Grundlage. Regelmäßige Prüfungen durch den Genossenschaftsverband schützen die Geschäftspartner und Mitglieder vor finanziellem Schaden. Auch aus diesem Grund ist die Genossenschaft die mit Abstand insolvenzsicherste Rechtsform."

Ein Gewinn für alle - Die Genossenschaften

In einer Genossenschaft schließen sich die gleichberechtigten Mitglieder, mindestens drei, freiwillig zusammen, um gemeinsam zu wirtschaften. Dabei soll die wirtschaftliche Förderung aller Mitglieder aus eigener Kraft und nicht durch Unterstützung Dritter bzw. des Staates gelingen. Die Genossenschaft wird von Personen geführt (Vorstand und Aufsichtsrat), die selbst Mitglied der Genossenschaft sind. Die grundsätzlichen Entscheidungen werden in der Genossenschaft in der Generalversammlung der Mitglieder getroffen. Hier hat jedes Mitglied unabhängig von seiner Kapitalbeteiligung, mit der auch gehaftet wird, nur eine Stimme. Dadurch werden wichtige Entscheidungen nicht von Einzelinteressen dominiert und eine „feindliche Übernahme" ist auch ausgeschlossen. Zudem kann die Genossenschaft nicht von externen Investoren gekauft werden. Vor diesem Hintergrund zeigt sich, dass Werte in den Vordergrund treten, die jenen entsprechen, die die Menschen gerade heute wieder als wichtig einschätzen: Verantwortungsbereitschaft, Sicherheit, Stabilität und Nähe, Nachhaltigkeit, aber auch Transparenz und Kontrolle sowie Verlässlichkeit. Und diese Werte sind es eben, die mit dem genossenschaftlichen Geschäftsmodell korrespondieren.