Das erste Freibad im Landkreis Daun

Helmut Schäfer, Gerolstein

Am 11. Juli 1952 fasste der Gerolsteiner Gemeinderat den Beschluss, ein Schwimmbad zu bauen. Die Niederschrift zu diesem einstimmigen Beschluss führt folgendes aus: „Die allgemeinen örtlichen Verhältnisse haben sich so entwickelt, dass das jahrelang bereits bestehende Problem der Neuerrichtung eines Schwimmbades sowohl im Interesse der Volksgesundheit als auch aus wirtschaftlichen Gründen, d.h. für die Wiederbelebung des Fremdenverkehrs zu einer überaus dringenden Notwendigkeit geworden ist. Die Dringlichkeit wird noch dadurch erhöht, dass das Gesundheitsamt Daun das Baden in der Kyll wegen der Verunreinigung des Wassers durch die Einleitung der ungeklärten Abwässer untersagt hat. Es besteht somit keine Bade- oder Schwimmmöglichkeit mehr."

Bereits vor diesem BeSchluss hatte der Bauausschuss sich mit der Standortwahl beschäftigt und sich eindeutig für das damals noch freie Gelände zwischen Rader- und Lissinger Straße entschieden. Vorsorglich waren bereits Grunderwerbsverhandlungen geführt worden, so dass der Gemeinderat in der erwähnten Sitzung die Firma Franz Amoldi, Gerolstein, mit den Bauarbeiten beauftragen konnte. Überschläglich war mit einer Kostensumme von 80.000 DM gerechnet worden, eine Summe, die nicht ausreichte, wie sich später ergab, die Gesamtkosten beliefen sich auf rd. 240.000 DM, was rd. 120.000 € entspricht. In der Hauptsache wurden die Baukosten aus einem Sonderholzeinschlag von 1.000 fm Fichten finanziert. Holz war damals so gut im Preis, dass solche „Sonderhiebe" eine wesentliche Hilfe darstellten. Das Schwimmbecken hatte die Ausmaße 50 x 20 m mit einem seitlich herausgezogenen Sprungbecken - mit einem 3m und einem 1m Brett.

Inhalt des Beckens : 3.000 cbm Mineralwasser von der Hansaquelle. Abgetrennt - durch einen Gitterzaun - vom Schwimmerbecken gab es einen Nichtschwimmerbereich und für die Kleinen ein separates Planschbecken. Feierlich eröffnet wurde das erste Freibad im damaligen Landkreis Daun am 22. August 1954.

Da man aus Kostengründen auf eine Umwälzanlage verzichtete, zeigten sich schnell die dadurch hervorgerufenen Nachteile - es gab manchen Ärger mit den heimischen und auswärtigen Badegästen. So konnte es passieren, dass mitten im Sommer das Bad geschlossen wurde, das Wasser wurde abgelassen, das Becken gesäubert und wieder tagelang mit Mineralwasser gefüllt. Eine Ansichtskarte von Fredy Lange stellt die Situation sehr deutlich dar. Die Karte zeigt zwei Ansichten des Bades und überdeutlich den Spruch: „Dä Gerolsteiner Schwinningpuul - dä Schwinningpuul ist wonderful - denn im Winter geht da keiner hin, un im Sommer is kein Wasser drin." Als Mineralwasserbad wurde es bis Mitte der 60er Jahre genutzt; erst im Jahr 1965 wurde im Zusammenhang mit einem völligen Umbau eine eigene Filteranlage eingebaut. In den Jahren 1971 - 1973 errichtete die Stadt direkt neben dem Freibad ein Hallenbad. So konnten gewisse Anlagen wie Toiletten und Umkleideräume wechselseitig für beide Bäder genutzt werden. Besonders vorteilhaft war der Austausch des Wassers bei kühlen Tagen im Sommer, so dass das Hallenbad alsdann kurzfristig anstelle des Freibades benutzt werden kann. 1977 wurde das Becken des Freibades mit einer Folie ausgekleidet. 1993/96 wurden die Umkleideräume erweitert und modernisiert. Verändertes Freizeitverhalten, wachsende Mobilität, großzügige Spaßbäder in anderen Städten machten es notwendig, auch an Veränderungen in Gerolstein zu denken. Mit dem Umbau wurde am 30. August 2005 begonnen. Es erfolgte die Modernisierung und Neugestaltung aller Beckenanlagen mit neuen Auskleidungen aus Edelstahl sowie die Neuerstellung der gesamten technischen Anlagen zur Wasseraufbereitung. Anstelle des bisherigen 50 m - Beckens wurde ein 25 m Sportbecken mit einer Wassertiefe von 1,80 m sowie ein 20 m Übungsbecken mit angegliedertem Spaßbecken von etwa 35 m Länge gebaut. Das Springerbecken wurde aus dem Badebereich ausgegliedert und als eigenes Becken hergestellt. Das Kleinkinderbecken wurde ebenfalls komplett erneuert und um einen Mutter-KindPavillon ergänzt.

Am 1 Juli 2006 wurde das neu gestaltete Freibad durch Bürgermeister Matthias Pauly wieder eröffnet.