Das Mühlrad ist unermüdlich in Bewegung

Geschichte der Hohenfelser Mühle

Thea Merkelbach, Pelm

Sollten Sie einmal das Glück haben, die Hohenfelser Laubach-Mühle am Hangelsbach besichtigen zu dürfen, kämen Sie aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein intaktes Mühlrad, Turbinen, Transmissionen, Plansichter, Mehlmischer, Kegelräder, eine Dezimalwaage und vieles mehr würden Sie bewundern können - und alles in einem sehr gut erhaltenen Zustand. Man hat wirklich den Eindruck, der Müller Johann Laubach habe kurz seine Tätigkeit unterbrochen und werde gleich seine Arbeit fortsetzen. Johann Laubach ging 1988 in Rente, und die Mühle wurde stillgelegt, das Wasserrecht blieb jedoch erhalten. Schon 1921 wurde das Wasserrecht vom Katasteramt Hillesheim zwecks „Anlegung eines Wasserbuches" anerkannt. Witwe Laubach hatte durch das Ingenieurbüro Dr. Wolff in Köln beantragt, „den Bach durch ein festes Wehr anzustauen, das Wasser aus demselben zu entnehmen und fortzuleiten zum Betriebe von zwei Wasserkraftanlagen, 1 Ölmühle u. 1 Mahlmühle, zu gebrauchen und es in den Bach zurückzuleiten. Die Rechte werden in Anspruch genommen auf Grund des § 187 Absatz 2, Satz 2 des WG". Aus dieser Urkunde geht auch hervor, dass die Hohenfelser Mühle keinen „Oberlieger" hatte und der „Unterlieger" die Moret-Mühle in Rockeskyll war.

Stempel für die Mehlsäcke Foto: H. Laubach

Eine weitere Urkunde belegt, dass das Wasserrecht 1924 durch „Ersitzung" erworben wurde. Ebenso wird das Staurecht attestiert. Mit Schreiben vom 2. Juli 1946 erfolgt aus Trier die nochmalige Bestätigung des Wasserrechts. Das kleine Häuschen unterhalb der Mühle war ehemals die Ölmühle. Diese Rapsmühle betreute der in der Mühle wohnende unverheiratete Onkel Johann Laubach (1884-1953), Kriegsveteran aus dem Ersten Weltkrieg, bis sie 1929 stillgelegt wurde. Sie hatte ein mit-telschlächtiges Wasserrad und war ein kleiner Betrieb mit einem Kollergang, schreib Erich Mertes in seinem Buch „Mühlen der Eifel". Bei einem Kollergang lag ein Mühlstein auf dem Boden und ein zweiter lief senkrecht stehend über ihm rund.

Räderwerk und Transmissionen, Foto H. Laubach

Auch wenn alle Arbeitsgeräte der Mühle heute still liegen, das Mühlrad ist immer noch unermüdlich in Bewegung. Es ist ein ober-schlächtiges Rad, das heißt, das Wasser fließt von oben herab auf die Radstufen. Es wird von Maria Laubach, der Witwe von Johann Laubach, nach den Anweisungen ihres Schwagers, dem Müllermeister Hermann Laubach, aus Viernheim gepflegt.

Hermann Laubach kehrt oft mit Frau und Kindern in seine Heimatmühle zurück und hält alles instand. Auch sein Enkel hilft begeistert beim Pflegen und Erhalten des gesamten Mühlenkomplexes mit. Hermann Laubach erzählt:

„Unser Vater Jakob Laubach hat die Mühle bis zu seinem Tod 1950 betrieben. Ihm half der Onkel Johann. Wir waren zu drei Jungen; wir haben alle drei den Müllermeister gemacht: Michael, der Älteste (6.3.1921 - 18.11.2011), Johann und ich. Michael musste schon 1940 in den Krieg, Johann 1942 und ich ein Jahr später. Vater hatte in dieser Zeit einen Kriegsgefangenen als Hilfe bei der schweren Arbeit. Es war immer Betrieb in der Mühle. Die Kundschaft kam mit Kuhwagen oder Handkarren aus allen Dörfern rundum. Etwa ab 1950 änderte sich das grundlegend. Jetzt musste der Müller selbst zu den Kunden hinfahren, das Korn abholen und Mehl abliefern. Unsere Mühle war eine so genannte Lohn- und Umtauschmüllerei mit zwei Tonnen Tagesleistung. Ich kam 1945 als Erster aus der Kriegsgefangenschaft zurück und arbeitete beim Vater, bis meine Brüder auch heimkehrten. Ich habe meine Ausbildung mit Gesellenprüfung in Kordel gemacht. 1946 lernte ich meine Frau Marianne Thiesen kennen. Thiesens waren in Gerolstein ausgebombt und wohnten hier in Hohenfels. Ich wechselte nach Duisburg in eine Großmühle. Dort habe ich die Meisterprüfung gemacht und wurde technischer Leiter. Das war natürlich zu der kleinen Eifelmühle eine große Umstellung."

Zu klein für drei Familien

Michael Laubach, der Älteste der drei Müllerjungen, hatte auch im väterlichen Betrieb Müller gelernt und kurz vor Kriegsausbruch seine Gesellenprüfung in Trier abgelegt. Er erinnert sich noch genau an eine Prüfungsfrage eines ,Parteibonzen': „Wie lange besteht das Dritte Reich?" Michael, genannt Michel, wechselte zur Pintenmühle nach Pelm.

Reinigungsmaschine Foto: H. Laubach

Dort war der ältere Sohn im Krieg geblieben und der jüngere war beim Spielen mit Munition ums Leben gekommen. Michel legte 1946/47 seine Meisterprüfung ab. Alwine Pinten, die selbst die Meisterprüfung gemacht hatte, freute sich, männliche Hilfe zu bekommen. Michel hatte noch gelernt, wie man Mühlsteine fachgerecht mit dem Scharrierhammer schärfte. Als die Walzenstühle aufkamen, war diese Kunst nicht mehr gefragt.

Bodenstein und Walzenstühle Foto: H. Laubach

Alle drei Müller konnten nicht mit ihren Familien in der kleinen Hohenfelser Mühle bleiben. Daher hatte man sich geeinigt, dass Hermann in eine Großmühle ging, Michel nach Pelm in die Pintenmühle wechselte und Johann, genannt Hanni, den elterlichen Betrieb weiter führte. Seine Frau Maria, Jahrgang 1925, ein echtes Hohenfelser Mädchen, berichtet von einem arbeitsreichen Leben in der Mühle. Weil ihr Mann oft bei den Bauern das Getreide abholte und das Mehl anschließend zum Bäcker brachte, blieb alle Arbeit im Haus, im Garten und im Stall für sie übrig. „Mein Mann schleppte die schweren Getreidesäcke bei den Bauern vom Speicher runter zum Wagen und hier wurde wieder alles abgeladen. Die Bauern erhielten Brotgutscheine vom Bäcker. Wir hatten auch Vieh, so sieben bis acht Rinder und einige Zuchtschweine. Auf der Mühle gab es genug Abfall für die Schweine. Die Ferkel verkauften wir auf dem Hillesheimer Markt. Ehe wir die zum Markt brachten, habe ich die Ferkel gewaschen und poliert, damit sie richtig nett aussahen. Oft hatte die Zuchtsau mehr Ferkel, als sie ernähren konnte. Dann habe ich die Tierchen mit der Flasche Tag und Nacht gefüttert. Als meine Schwiegermutter Anna bettlägerig wurde, habe ich sie einige Jahre gepflegt.

Von ihr habe ich viel über die Heilkräfte von Wildpflanzen gelernt. Sie wusste darüber bestens Bescheid. An Wochenenden kamen oft die Pelmer (gemeint sind Michel und seine Frau) zum Essen in die Mühle. Das hieß für mich: backen und kochen für alle. Als hier unterhalb der Bahnlinie der Hang zu rutschen begann, kam eine englische Firma mit Spezialgeräten, um Beton in die Erde zu pressen.

Die haben alle hier in der Mühle gewohnt. Das brachte mich auf die Idee, Gästezimmer zu vermieten. Natürlich musste dafür weiter angebaut werden.

Wir haben auch Buchweizen gemahlen. Dabei entstand besonders viel Staub. Meine Aufgabe war es, alle Geräte wieder zu reinigen. Über fehlende Arbeit konnte ich mich nie beklagen."

Ursprünglich in gräflichem Besitz

Die Anfänge der Hohenfelser Mühle sind noch nicht völlig geklärt. 1870 hatte Hermanns Großvater Josef Laubach, von der Dierfelder Mühle kommend, die Hohenfelser Mühle erworben. Davor muss ein Müller namens Theodor Rauen die Mühle betrieben haben. Das geht aus einem Schreiben des Landrates Avenarius zu Daun, aufbewahrt im LAH Koblenz, vom 26. Mai 1836 an die Königlich Preußische Regierung zu Trier hervor.

Mühle Hohenfels: intaktes, oberschlächtiges Mühlrad Foto: H. Laubach

Darin heißt es: Frau von Landenberg zu Lihsingen, bisherige Besitzerin der Geesermühle, hat selbige, seit Gottesleben Besitzer der unter selbiger liegenden Pelmer sogenannten Follmühle, Beschwerde über unbefugtes Klausen erhoben hat, an Theodor Rauen bisheriger Pächter der Hohenfelser Mühle, dessen Vater sie vor mehreren Jahren schon einmal besaß, verkauft. Vereinfacht gesagt heißt es, dass Theodor Rauen die Hohenfelser Mühle gepachtet hatte und danach die Geeser Mühle von Frau von Landenberg abkaufte.

Franzosenstein Foto: Thea Merkelbach

Hermann Laubach weiß dazu zu sagen, dass vor einigen Jahren ein Herr Schneider aus Amerika, dessen Ahnen 1846 dorthin ausgewandert waren, bei ihm vorsprach. Im Rahmen seiner Ahnenforschung sei er darauf gekommen, dass einer seiner Ahnen namens Rauen auf der Hohenfelser Mühle geboren sei. Michel Laubach berichtete, dass die Hohenfelser Mühle früher den Herrschaften der Kerpener Burg gehört haben musste, denn die Pächter der Mühle hätten den Kehrdienst auf der Burg verrichten müssen. Sein Bruder Hermann weiß noch, dass über der Haustüre ein Wappen eingemeißelt war, das leider bei Renovierungsarbeiten verschwand. In der .Franzosenzeit (von 1794 bis 1815) wurden alle Herrschaftsmühlen an Privatleute versteigert, so auch die Hohenfelser Mühle. Von Josef Laubach übernahm sein Sohn Jakob, verheiratet mit Anna, geb. Hens, die Mühle. Er wurde laut Handwerkskarte am 20.12.1929 als Inhaber der Mühle in die Handwerksrolle eingetragen. Nach seinem Tode 1950 führte dann der Sohn Johann die Mühle bis 1988 weiter.

Von der Mühlentradition zeugen auch mehrere alte Mühlsteine, die im Bereich der Mühle zu sehen sind. Es sind neben Steinen aus Schweißschlacke auch so genannte .Franzosen- oder Champagnersteine'. Die Hohenfelser Mühlsteine aus Schweißschlacke waren für die Kollergänge der Lohmühlen und Papiermühlen bestimmt. Weil die Kunden immer feineres Mehl bevorzugten, stiegen alle Müller auf die .Franzosensteine' um. Bei Fridolin Hörter ist zu lesen: „Diese wurden aus Sandsteinstücken hergestellt, verkittet und mit einem Eisenring zusammengehalten. Sie hatten zwei große Vorteile. Sie waren preiswerter und erzeugten zudem feineres Mehl, und das mit weniger Mahlgängen."

Die Mühle heute

Wie am Anfang beschrieben, ist die Mühle in einem Zustand, dass sie jederzeit wieder aktiviert werden könnte. Witwe Johann Laubach hat lebenslanges Wohnrecht dort und die Familie von Hermann Laubach pflegt diese Immobilie. „Erhalt bedeutet immer Arbeit", meint Hermann Laubach. Er ist froh, dass die Kinder und der jetzt 15jährige Enkel Freude an der Mühle haben und sie erhalten wollen. Michael und auch Johann Laubach hatten keine Erben. Alle paar Jahre ist in der Mühle ein Familientreffen angesagt. Die Stallgebäude wurden ausgebaut, so dass alle Familienmitglieder in der Mühle Urlaub machen können. Marianne Laubach meint humorvoll: „Mehrere Male im Jahr sind wir hier; wir machen keine großen Reisen mehr. Was wir nicht gesehen haben, schauen wir uns später von oben an."

Quellen:
Familienarchiv Hermann Laubach
Erich Mertes: „Mühlen der Eifel", Bd.1
Fridolin Hörter: „Getreidereiben und Mühlsteine aus der Eifel", Mayen 1994
Landeshauptarchiv Koblenz, Best. 442, Nr.1414

Johann Laubach Getreidemühle
5531 Hohenfels-Essingen
Telefon 06595/353