Umzug in der Weihnachts-Nacht

Margret Heinzen, Feusdorf

Wie jedes Jahr verbrachten wir auch dieses Jahr den heiligen Abend gemeinsam mit meiner Mutter und meiner Schwiegermutter bei uns. Wie jedes Jahr verschönerte meine Mutter auch dieses Jahr gemeinsam mit dem Kirchenchor vorab die Christmette in ihrem Heimatdorf. Irgendwann am Abend drehte sich dann der Haustürschlüssel und sie war da. Bepackt wie ein Maulesel mit Geschenken, Bettzeug, Venenkissen und allem, was man sonst noch so für eine Nacht im fremden Bett braucht.

Wir haben ein aufblasbares Gäste-Doppelbett, welches bei Bedarf, dank integrierter elektrischer Luftpumpe, ganz fix in unserem Büro aufgebaut ist. Wir packten also alles schnell ins Büro auf unsere XXL-Luftmatratze und widmeten uns erst einmal den weltlichen Genüssen - sprich: Zu erst haben wir mal was gegessen (Künstler haben nach dem Auftritt bekanntlich Hunger!) und gemütlich das eine oder andere Glas Wein getrunken. Später hielten wir Bescherung. Die Geschenke sind alle gut angekommen und überhaupt war der ganze Abend sehr gelungen und durch und durch gemütlich. Zu fortgeschrittener Zeit wurden die Augen bei allen Beteiligten schwer und wir beschlossen, die Versammlung zu schließen und zu Bett zu gehen. Mitten in der Nacht sah und hörte ich plötzlich jemanden mit einer Taschenlampe in unserem gleich neben dem Schlafzimmer gelegenen Esszimmer rumkruschteln. Nanu? Was war das denn? Hatte meine Schwiegermutter etwa etwas Wichtiges unten bei uns vergessen? Um meinen Mann nicht zu wecken, stand ich leise auf und zog die Schlafzimmertür hinter mir zu und machte das Licht im Esszimmer an, um nach dem Rechten zu sehen.

Zeichnung: Kerstin Weinacht, Kerpen

Meine Mutter war aus dem Büro mit samt Bettzeug umgezogen aufs Sofa. Hä? Ja, wie jetzt? Eben war doch noch alles ruhig! Wie sich herausstellte, hat die Arme eine, im wahrsten Sinne des Wortes, bewegte Nacht hinter sich. Unser aufblasbares Bett hatte offensichtlich ein kleines Löchlein, aus dem sich nach und nach die Luft verabschiedete. Jeder, der in Kindertagen schon einmal auf einer Luftmatratze geschlafen hat, weiß, dass die Härte der Matratze durch den Luftdruck im Inneren reguliert wird. Nun, meine Mutter lag also auf ihrer dicken Luftmatratze, die ganz allmählich immer weicher wurde. Gefühlt wurde gleichzeitig, wie der Rand der Matratze rechts und links immer höher wuchs, da meine Mutter ja mittig lag und langsam, aber stetig in Richtung Fußbodenniveau absank. Beim Versuch, sich zur Seite zu drehen, ist sie dann zu allem Überfluss auch noch mit Schwung unter dem Schreibtisch gelandet, bevor sie sich letztlich aufgepackt hat und aufs Sofa umgezogen ist.

Geschehen ist ihr weiter nichts, aber das Gelächter am morgendlichen Frühstückstisch war recht ordentlich, soviel sei verraten!